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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Bode, Wilhelm von: Bernardo Rossellino: geb. in Florenz 1409; gest. daselbst 1464
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Bode, Wilhelm von: Antonio Rossellino: geb. in Florenz  1425; gest. nach 1478
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0334

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BERNARDO ROSSELLINO.

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Bernardo's Hauptwerk ih das bekannte Grabmal des horentiner Staats-
fekretärs Lionardo Bruni ff 1444), nach welchem Dehderio etwa ein Jahrzehnt
fpäter das Grabmal von Bruni's Nachfolger Marzuppini fchuf, und welches
als die beliebtere und vollendethe Form des Flachnifchengrabes bis zum Aus-
gange der Frührenaiffance in Florenz mafsgebend blieb. In der hohen Nifche,
deren Rückwand dreitheilig und mit dunklem Marmor ausgelegt ifl, fleht auf
dem einfachen, fchönen Sarkophage, an dem zwei fchwebende Engel die Infchrift
halten, die Bahre mit der auf prachtvoller Decke zur Schau gehellten Gehalt des
Entfchlafenen; im Halbrund darüber Maria mit dem Kinde, von zwei Engeln ver-
ehrt (fälfchlich Verrocchio zugefchrieben, mit dem he gar nichts gemein hat);
oben auf dem Halbbogen, welcher über den das Grabmal abfchliefsenden Pilahern
heht, zwei Genien mit dem Wappen, von dem ein fchweres Blumengewinde
beiderfeits über die Einrahmung des Grabmals herabfällt. Von feltener Schön-
heit und Gröfse ih namentlich der untere Theil des Aufbaues wie die Gehalt
des Todten, Bernardo's bedeutendhe plahifche Leihung, die dem Marzuppini Dc-
hderio's noch überlegen ih.
Ein nicht zu unterfchätzender Vortheil für die Entwicklung der Frührenaiffance
liegt in dem Umhande, dafs die Kunh jener Zeit noch als Handwerk erlernt
wurde und hch die Künhler trotz ihrer angefehenen Stellung nicht fcheuten, als
Handwerker aufzutreten. Wefentlich daraus erklärt hch die eigenthümliche Er-
fcheinung, dafs wir in keiner Zeit fo viele Künhlerfamilien antreffen. Wir nennen
unter den damaligen Bildnern von Florenz nur die Familie della Robbia und die
Gebrüder Pollajuolo und Majano. So hat auch die Familie Gambarelli fünf
Brüder als Künhler aufzuweifen, von denen der zweitältehe der eben genannte
Baumeiher Bernardo Gambarelli gen. Roffellino war, unter denen der bekann-
tchc und gefeierthe Name aber der des jünghen Bruders ih, des

Antonio Rosselimo
geb. in Florenz 1425; gelt, nach 1478.
Vafari giebt uns ausnahmsweife über die Perföniichkcit diefes Künhlers eine
kurze Notiz, zwar nicht über feine Lebensverhältniffe, aber doch über feinen
Charakter als Menfch. »Es galt hets — fo beginnt der Biograph in feiner cha-
rakterihifchen Weife die Lebensbefchreibung Antonio's — für eine löbliche Sache,
befcheiden zu fein und mit jener liebenswürdigen Umgänglichkeit (gentilezza)
und jenen feltcnen Vorzügen begabt zu fein, welche in der ehrenvollen Thätig-
keit des Antonio Roffellino zu Tage treten, eines Bildhauers, welcher feine
Kunh mit folcher Anmuth übte, dafs jeder feiner Bekannten ihm mehr als
menfchliche Achtung zollte und ihn wie einen Heiligen verehrte wegen aller
der trefhichen Eigenfchaften, die er mit feiner Meiherfchaft als Künhler (virtü)
verband.«
di Piftoja) erhielt Bernardo di Matteo nebft feinen Brüdern Giovanni und Antonio am 27. October 1464
den Auftrag zur Anfertigung des Grabmals Lazzari für den Preis von 220 Goldgulden. Muthmafslich
vergafsen die Verfaffer der Vafari-Ausgabe die Reduktion jenes Datums auf den neuen Stil.
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