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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Woermann, Karl: Filippino Lippi: Geb. um 1459 in Prato, † 1504 in Florenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0419

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ß. FilippinoLippi.


Filippino war der uneheliche Sohn des Karmelitermönches und Malers Filippo
Lippi; Haber fein ganzes Benehmen war ein derartiges,K fagt Vafari, ndafs er
den Makel (wie man über diefen auch denken möge), der ihm vom Vater hinter^
laffen war, tilgte, ihn tilgte nicht nur durch die Vortrefdichkeit feiner Kund, in
welcher er keinem Zeitgenoffen nachdand, fondern auch durch fein befcheiden.es
und gedttetes Leben und fein gefälliges und liebenswürdiges Wefen." Filippino
dand in der That während feines ganzen Lebens in hohem Anfehen als Kündler
und Menfch; und wenn neuere Kritiker über ihn fehl* verfchieden geurtheilt
haben, fo id daran auch bei ihm vor allen Dingen die grofse Werthverfchieden-
heit feiner Arbeiten fchuld. An glänzender Befähigung deht er in der erden
Reihe unter den Kündlern des 1$. Jahrhunderts; und eine Anzahl der Werke,
die er gefchaffen, entfprechen völlig diefem Talente. Aber es fehlte ihm an
der gleichmäfsigen Stetigkeit der Schaffenslud; und daher hat er fchwache und
manierirte Leidungen unmittelbar neben feine beden gedellt. An der Schwelle der
neuen Kundentwickelung des Cinquecento dehend, war er zu jung, um, wie feine
Vorgänger, dch bei der Ausdrucksweife des 1$. Jahrhunderts zu beruhigen, aber
nicht energifch genug, um, wie der fogar ältere Lionardo da Vinci, ein Bahn-
brecher der neuen Richtung zu werden.
Befonders feine fpäteren Werke erhalten dadurch neben hohen Schönheiten
etwas Unruhiges, Suchendes, Zerfahrenes; de fuchen den Fortfehritt mehr in
überreichen Ornamenten und bunten Flitterzuthaten, als in tieferer und freierer
Durchbildung der Formen und der Compodtion. Seine älteren durch den Geid
der Neuzeit weniger beirrten und liebevoller durchgeführten Werke dnd die ge-
diegeneren.
Filippino Lippi wurde um 145p in Prato geboren. Sein Name id die
diminutive Verlängerung des Namens Filippo, den er von feinem Vater geerbt
hatte. Vafari nennt auch ihn Filippo; aber fchon er felbd hat feine fpäteren
Werke zur Unterfcheidung von denen feines Vaters mit "Philippinoa bezeichnet,
und die neuere Kundgefchichte id bei diefer Bezeichnung geblieben. Was aus
feiner Mutter, der Spinetta Buti, geworden, darüber fehlen uns alle Nachrichten.
Beim Tode feines Vaters war Filippino etwa zehn Jahre alt; und Fra Diamante,
der nächde Freund Fra Filippo's, nahm ihn, wie das Tedament des Verdorbenen
es bedimmte, zu dch, um für feine Erziehung zu forgen. Von der Gemeinde
zu Spoleto cafdrte Fra Diamante noch dreihundert Dukaten für die Arbeiten
Fra Filippo's im Dome ein; aber da er felbd an diefen Arbeiten thätigen An-
theil genommen und de fogar vollendet, fcheint er den gröfseren Theil des
Geldes für dch beanfprucht und dem jungen Lippi nur eine kleine Summe als
Erbfchaft überlaffen zu haben.
 
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