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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Vischer, Robert: Luca Signorelli: geb. c. 1441 in Cortona, † 1523 ebenda
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0564

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Luca Signorelli.

Geb. c. 1441 in Cortona, -j* 1523 ebenda.
In jenem Grenzlande, wo Toscana und
Umbrien zufammenlaufen, in den Marken von
Arezzo, Borgo S. Sepolcro, Cittä di CaEello,
Cortona — auch das weiter abfeits liegende
Urbino mtiffen wir hinzurechnen — lebt eine
Bevölkerung, welche die Eigenfchaften der bei-
den Stämme, die zweckvolle Energie, das fach-
liche Pathos der Florentiner und die träumeri-
fche Sinnigkeit der Umbrier in fich zu ver-
einigen und zu vermitteln fcheint. Dies wird
am meiften evident durch die deutlichften
Zeugen nationaler Individualität und Gehttung,
durch die Werke der Malerei.
Es iE unverkennbar, dafs hier im XV. Jahr-
hundert eine Kreuzung von umbrifchen und
horentinifchen Stileinflüffen Battgefunden hat.
Bald iE das Refultat derfelben ein dualiEi-
fches Nebeneinander, bald eine innige Wechfel-
Und doch dürfen die Vertreter diefes künB-
lerifchen Zwifchenlandes, ein Pietro degli Franceschi (c. I42ß—1492), ein Melozzo
daForli (c. I4ß8—1494), Luca Signorelli (1441—i$2ß), Giovanni Santi (c. 1444—1494)
und vollends ein Raphael (148 ß—1520) gewifs nicht Eklektiker genannt werden,
denn he erfcheinen in der Gefammtheit ihrer Werke Eets von felbEändiger Be-
deutung, eigenlebig mitten im oEenen GeEändniffe des Empfangenen. Die beider-
feitigen Einhüffe geriethen eben hier mit energifch verarbeitenden Kräften zu-
fammen und verloren dabei ihren extremen Charakter, fei diefer nun monoton
mild und fchwärmerifch, wie jener der lokal befchränkten umbrifchen KunE, oder
weltmäfsig herb und fchneidig, wie der des rührigen, gcEaltungskräftigen Florenz.
Sehr entfchieden zum Wefen der horentinifchen FachgenoEen neigt fich der
grofse MeiEer von Borgo S. Sepolcro, Pietro degli Franceschi, den wir nicht
nur als den ehrwürdigen Führer diefer fogenannten umbrohorentinifchen Maler-
gruppe zu betrachten haben, fondern zugleich als theoretifch-praktifchen Pfad-
finder der Malerei des Rinascimento überhaupt. Luca Pacioli, fein Landsmann
und Zeitgenoffe, nennt ihn einen »monarca della Pitturan, alle mitlebenden Maler
überragend. Pietro's HauptverdienE war feine wiffenfchaftliche Begründung der
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