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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Bode, Wilhelm von: Antonio Rossellino: geb. in Florenz  1425; gest. nach 1478
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Bode, Wilhelm von: Benedetto da Majano: geb. zu Florenz 1442; gest. ebenda 1497
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0338

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ANTONIO ROSSELLINO.

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gen halten, den in gleicher Weife am Grabmal des Cardinais von Portugal ange-
brachten Engeln nahe verwandte reizvolle Gehalten.
In Florenz felblt enthält Sta. Croce am eilten Pfeiler des rechten Seiten-
fchiffes ein hervorragendes Relief von Antonio's Hand, die fogenannte Madonna
della latte, umgeben von einem Kranze reizender Cherubim. Francesco Nori
liefs das Relief als Schmuck der Grabflätte ausführen, die er lieh hier in Sta.
Croce erwählt hatte , und in welcher er — wahrfcheinlich nicht viel fpäter —
beflattet wurde, als er im Dom bei der Verteidigung des von den Pazzi meuch-
lings überfallenen Forenzo de' Medici durch Giovanni Bandini niedergehauen
wurde, deffen meuchelmörderifcher Dolch eben den Giuliano de' Medici hin-
geftreckt hatte (am 26. April 1478).
Aufser diefen Werken, die uns Vafari und Albertini falt fämmtlich aufzählen,
finden lieh bei Erfterem noch einige verzeichnet, die leider nicht mehr auf uns
gekommen find, wie ein Marmorbrunnen in Palazzo Medici (jetzt Riccardi), ein Ma-
donnenrelief im Palazzo Tornabuoni und ein Grabmal, welches er angeblich lür
Fyon arbeitete. Von jenem Brunnen fcheint lieh eine alte Nachbildung in der Gruppe
von zwei Putten, die mit einem Delphin fpielen, im Kenkngton Mufeum (No. 5891)
erhalten zu haben. Mit einiger Wahrfcheinlichkeit, jedoch ohne älteres Zeugnifs, wird
ihm das Reliefportrait des Erzbifchofs Donato de' Medici im Dome zu Piftoja (vom
Jahre 1475) zugefchrieben, obgleich es für den Künfller etwas weichlich in der
Auffaffung ifh Auch glaube ich, dafs ein netter Marmorkopf, der in dem Kirch-
lein dei Bacchettoni zu Florenz über dem Eingänge zum Chore links aufgeftellt
ift, am ehelten auf Roffelino's Namen Anfpruch machen kann, keinesfalls auf
den des Donatcllo, welchem die Tradition diefen Kopf und fein weit geringeres
Gegenftück zufchreibt. Das South Kenfington Mufeum befitzt aufserdem in einer
Statuette der Maria mit dem Kinde (No. 4495) ein höchft reizendes Werk, das
zwifchen Defiderio und Roffelino ftreitig fein kann, mir jedoch mehr auf letzteren
hinzuweifen fcheint. Breit und meifterlich in Thon als Skizze nach dem Leben
ausgeführt, ift mir keine andere Gruppe diefer Zeit bekannt, die ein fo liebliches
Genrebild abgäbe wie diefe junge reizende Mutter in ihrer Freude über das
übermüthig ausgelaffene Kind, eine Gruppe, in welcher die Fülle von Leben und
Grazie die Meifterfchaft in der Anordnung, Gewandung und Durchbildung faft über-
fehen läfst.
Die Richtung, welche Defiderio da Settignano begonnen und Antonio Rof-
fellino fortgefetzt hatte, findet ihren Abfchlufs in

Benedetto da Majano
geb. zu Florenz 1442; geft. ebenda 1497.

In der allgemeinen moralifchen Betrachtung, welche Vafari feinen Biographien
in der erften Auflage feines Werkes vorauszufchicken pflegt, nennt er Benedetto nnon
meno prudente che virtuoso.« Aehnlich — fahen wir — äufserte er fleh über
Antonio Roffellino wie über Luca und Andrea della Robbia. Obgleich Vafari nicht
der Vorwurf trifft, wie mehrere der fpäteren holländifchen Kunflfchriftlteller, aus
 
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