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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Bode, Wilhelm von: Antonio Rossellino: geb. in Florenz  1425; gest. nach 1478
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0337

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DIE FLORENTINER MARMORBILDNER.

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Kardinals von Portugal übereinstimmend. Berücksichtigt man, dafs es lieh um eine
Wiederholung handelt, fo ih die Frifche und Sauberkeit der Arbeit bewun-
derungswerth, wenn he auch das erhe Werk nicht völlig erreicht. Der intereffantehe
Theil des Denkmals ift ein kleines Relief der Auferftehung Chrifti, ganz hach und
malerifch gehalten und von fauberfter Ausführung. Ganz in gleichem Charakter
ift der Altar derfelben Capella Piccolomini ausgeführt: in der Mitte das Relief
mit der Anbetung der Hirten, berühmt durch einen Chor Singender Engel in den
Wolken; zu den Seiten in Nifchen die Statuetten von Johannes und Lukas, über
denSelben in Medaillons die Bruftbilder der beiden anderen Evangelisten; auf dem
hach ab Schliefsenden Gehmfe Stehen vier nackte Genien, welche einen Frucht-
kranz halten, Kindergeftalten von der höchsten Anmuth. Antonio ift hier in
Seinem malerischen Streben: in der Unterhöhlung, der überreichen Gewandung,
der wirkungsvollen Anwendung von Bohrlöchern, der perfpectivifchen Anficht
ebenfoweit gegangen als Ghiberti in Seiner zweiten Pforte des Baptifteriums zu
Florenz, allein ohne in gleichem Mafse die einheitliche Wirkung dadurch zu
hören. Von ebenfo ausgefprochen malerifcher Wirkung ift noch ein zweiter
Altar Antonio's in derfelben Kapelle, Maria nebh Johannes und Magdalena
unter dem Kreuze darhellend, der noch Stärker die dem Donatello verwandte
flache Behandlungsweife des Reliefs aufweih.
Ein anderes Relief mit der Anbetung der Hirten, deffen urfprüngliche Ver-
wendung nicht bekannt ih, befindet Sich jetzt im Bargello. Es ift derber und
kräftiger gehalten, das Kind fogar für Antonio fah plump — muthmafslich eine
frühe Arbeit deffelben. Von einer Marmorhatue des kleinen, lebhaft ausfehreiten-
den Johannes in derfelben Sammlung kennt man gleichfalls den alten Auf-
hellungsort nicht mehr. Bedeutender als beide ih das dritte Werk des Bar-
gcllo, die Büfte des Matteo Palmieri (datirt 1468). Obgleich durch die
Witterung, der he über der Thüre der Cafa Palmieri Jahrhunderte lang aus-
gefetzt war, hark mitgenommen, giebt he dennoch durch ihre breite Anlage
und grofse Auffaffung auch jetzt noch den Eindruck einer cnergifchen , ganz
eigenartigen Perfönlichkeit.
Etwa gleichzeitig, während Antonio für und vielleicht auch in Neapel thätig
war, betheiligte er Sich auch an einem Werke, das keineswegs zu den guten
Erzeugnissen der FrührenaiSSance gehört, an der Kanzel im Dom zu Prato, bei
welcher der Haupttheil der Arbeit wie der Schuld auf Mino da Fiefole fällt.
Was Antonio daran arbeitete: drei kleine Reliefs mit der Himmelfahrt Mariä,
der Steinigung des hl. Stephan und der Klage um den Tod diefes Heiligen, ih
weitaus das behe an dem Werke und wenighens von anfprechcnder Erfindung.
Die fchönhe Einzelgehalt von der Hand des Meihers befindet Sich in der
Pieve zu Empoli, das lebensgrofse Standbild des hl. Scbahian. In den weichen,
Schönen Formen, dem edlen Kopfe, deffen tief ergreifender Blick behend nach
oben gewendet ih, der unübertroffenen Durchführung und Politur des Marmors darf
diefe Statue überhaupt wohl als die vollendethe Freihgur betrachtet werden,
welche von den Künhlern diefer Richtung gefchaffen ih. Der reiche mit Ge-
mälden verzierte Hochaltar, in deffen mittlerer Nifche die Statue Steht, trägt oben
auf dem Gehmfe zwei knieende Engel, welche die Märtyrerkrone über dem Heili-
 
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