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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Bode, Wilhelm von: Girolamo, Luca, Ambrogio  und Giovanni di Andrea Della Robbia
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0317

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DIE KÜNSTLERFAMILIE DELTA ROBBIA.

18

Girolamo, Luca, Ambrogio und Giovanni di Andrea della Robbia.
Andrea hatte nicht weniger als vier Söhne, welche ihn in feiner künfllerifchen
Thätigkeit unterflützten und ihm folgten. Der jüngfle von ihnen, Girolamo della
Robbia (geb. 1481), wurde durch Franz I. dauernd nach Frankreich gezogen, wo
jedoch nichts mehr von feiner Thätigkeit (er baute für Franz das Luflfchlofs Madrid
im Bois de Boulogne) erhalten ilh Dahin folgte ihm auch Luca, welcher im
Aufträge Raffael's den Fufsboden in den Loggien fowie in anderen Gemächern
des Vatikans in glahrten Fliefen hergeflellt hatte. Luca ftarb nach kurzer
Anwefenheit in Frankreich; Girolamo begab lieh 1553 wieder in feine Heimath,
fand aber hier nicht das erwartete Feld für feine Thätigkeit und kehrte daher
nach Frankreich zurück, wo er zu Paris am 4. Augufl 1366 Harb. Von den
beiden anderen Brüdern Ambrogio und Giovanni lind uns noch bezeichnete Ar-
beiten erhalten, welche den Beweis liefern, dafs Beide, obgleich Jahrzehnte lang
Gehilfen ihres Vaters Andrea, doch einen eigenartigen Stil ausbildeten, der frei-
lich hinter dem des Andrea wefentlich zurückfleht. Ambrogio, welcher 1470 zu
Florenz geboren und 1493 von Savonarola in den Dominikanerorden einge-
führt wurde, fertigte im J. 1304 den Altar mit der Anbetung der Hirten in Sto.
Spirito zu Siena, deffen farbig gehaltene Figuren zum Theil einen tüchtigen Na-
turalismus, aber in dem Harken Hochrelief, in der überhäuften Anordnung und
felbfl in der Bemalung und Glafur einen grofsen Abltand von den Werken feines
Vaters zeigen.
Als ein hervorragenderer Rünfller, obgleich von verwandter Richtung,
erfcheint Giovanni della Robbia in dem einzigen von ihm bezeichneten Werke,
einem grofsen Altar mit der Anbetung des Kindes in Bargello zu Florenz,
datirt 1321. Diefelbe Sammlung enthält mehrere andere diefem Altar fo fehr
entfprechende Arbeiten, dafs he nur derfelben Hand zugefchrieben werden
können: einen Altar mit der Klage um den Leichnam Chrifli unter dem Kreuze,
eine Lünette mit einer ähnlichen Beweinung Chrilti, die Verkündigung in einem
Halbrund fowie einige kleine decorative Arbeiten. Dahin gehört ferner
auch der Altar in der Capelia Pulci in Sta. Croce, Maria thronend zwifchen
Johannes d. E. und Magdalena. In diefen Arbeiten erfcheint Giovanni als der-
jenige MeiRer, welcher diefer dritten und letzten Entwicklungsphafe der Robbia-
Arbeiten ihren eigentlichen Charakter giebt, wenn auch nicht fo ausfchliefslich
wie fein Vater Andrea der zweiten und fein Grofsonkel Luca der erHen Periode
diefer eigentümlichen KunRgattung, Während die Arbeiten Andrea's faR aus-
nahmslos weifs auf blauem Grunde ausgeführt waren, find diefe Werke gleich-
mäfsig in den verfchiedenhen Farben bemalt. Die dadurch hervorgerufene
unruhige Wirkung wird noch vermehrt durch die meiR ohne feinere architek-
tonifche Gliederung vermittelte Umrahmung von fchweren bunten Frucht- und
Blumengewinden. Auch iR die Glafur bereits weit geringer als in der älteren
Zeit. Die Figuren Rnd rundlich und etwas plump, in der Gewandung fchwer-
fällig, im Ausdruck wenig belebt und im Gegenfatze zu dem holden Liebreiz
des Vaters eher herb oder gezwungen; doch wohnt ihnen entfehieden ein ge-
 
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