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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Bode, Wilhelm von: Girolamo, Luca, Ambrogio  und Giovanni di Andrea Della Robbia
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0318

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DIE VIER SOHNE ANDREA'S.

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wiffer flrenger Emil und eine Biederkeit inne, welche in verfchiedenen gleich-
zeitigen bemalten florentiner Thonwerken in ähnlicher Weife fich kundgiebt.
Dafs er in feiner Jugend feinem Vater, in deffen Atelier er damals muthmafslich
noch arbeitete, fehr nahe kam, fo dafs er kaum von demfelben zu unterfcheiden
ifl, beweift der köftliche Sakrifteibrunnen in Sta. Maria Novella, der urkundlich
149/ dem Giovanni im Auftrag gegeben wurde.
Im Gegenfatze zu diefen durch ihre reiche Farbigkeit bunt und unruhig
wirkenden Arbeiten zeigen gleichzeitig in diefer letzten Epoche der Schule, welche
durch das fehr verfchiedene künfllerifche Streben der Hochrenaiffance allmälig
in den Hintergrund gedrängt werden mufste, zahlreiche andere Arbeiten (thcil-
weife wohl aus technifchem Unvermögen) nur die weifse Farbe und wirken
dadurch geradezu flau und charakterlos, wie z. B. ein grofser Altar mit Chriflus
und Magdalena im Bargello, der gleiche Gegenfland fowie Chriflus und Thomas
in San Jacopo di Ripoli in Florenz u. a. m. Die fchlechte Glafur fowie das Auf-
fetzen von hellen Dichtern vermehren noch die ungünflige Wirkung.
In diefen beiden entgegengefetzten Richtungen erlifcht nach einigen Jahr-
zehnten die Schule der Robbia, welche noch um das Jahr i$2$ eine aufser-
ordentliche, zum Theil fehr hervorragende Thätigkeit entwickelt hatte.
Während diefer letzten Zeit fehen wir die Schule der Robbia, zum Theil wohl
aus Mangel an eigener künfllerifcher Kraft, auch fremde Kunflwerke in mehr oder
weniger freier Weife reproduciren. So findet fleh in San Jacopo di Ripoli zu Florenz
Verrocchio's Gruppe des ungläubigen Thomas in einem grofsen farblofen Relief
wiedergegeben, und das mehrfach von demfelben Meifter wiederholte Motiv
der Maria, welche vor fleh das Kind hält, ift in einem Tabernakel der Cap.
Medici in Sta. Croce zu Florenz fowie in einem zweiten im flädtifchen Mufeum
zu Prato nachgebildet. Eine Nachbildung von Defiderio's Tabernakel in San
Lorenzo findet fleh in der Kirche zu Barga. Dafs es übrigens die Schule von
vornherein, ja dafs Luca felbft es nicht verfchmäht hatte, gelegentlich auch eine
fremde Arbeit zu glaflren, zeigt die gemalte Lünette in der Opera des Domes zu
Florenz, welche am meiflen an Baldovinetti erinnert, ein Werk, das bereits um
die Mitte des Quattrocento entfland.
Daffelbe wird vermuthlich auch der Fall fein bei verfchiedenen anderen
glafirten Thonarbeiten, welche einen von der Kunftweife der Robbia abweichenden
Charakter tragen. Doch wiffen wir durch Vafari, dafs das Geheimnifs der Be-
malung und Glafur der Terracotten nicht völlig bewahrt blieb und auch aufser-
halb der Familie und Schule der Robbia wenigflens vereinzelte Arbeiten der Art
entflanden, fo dafs wir jedenfalls einen Theil jener abweichenden Werke, die
auf uns gekommen find, als Werke dritter, aufserhalb der Familienverbindung
und vielleicht auch aufserhalb jeder Schulverbindung mit den Robbia flehender
Künfller betrachten dürfen. Dahin gehören namentlich mehrere Altäre im Siene-
flfchen, die deutlich den Charakter der Schule von Siena tragen: ein grofser
Altar in SanLucchefe über Poggibonfi(i$i4)i deffen überreiche Ornamente ganz
an Lorenzo Marinna erinnern; ferner in der Kirche zu San Savino ein Altar
mit Maria und Heiligen, von Vafari fälfchlich dem Andrea Sanfovino zugefchriebcn,
eine hervorragende fienefifchc Schöpfung in der Art des Cozzarelli um das Jahr
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