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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Dobbert, Eduard: Simone Martini: Geb. um 1283; gest. in Avignon  im Juli 1344
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Dobbert, Eduard: Lippo Memmi
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0153

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LIPPO MEMMI.

35

Innigkeit zu entfalten. Ich denke mir, Giotto würde manche andere; dramatischer
angelegte Scene aus dem Leben Martinas zur DarEellung gebracht haben: etwa
S. Martin von den Arianern verfolgt; oder wie er, unter die Räuber gefallen;
einen derfelben bekehrt; oder wie das Volk in Tours ihn als neugewählten Bifchof
jubelnd empfangt; oder wie er; von feinen Mönchen begleitet; die Tempel der
Heiden zerftört und ihre heilig gehaltenen Eichen fällt.
Die technische Ausführung der Wandgemälde in ASSE erinnert; dem Gefammt-
charakter der früh-fienefifchen Schule entsprechend; wieder an Miniaturmalerei: Mer
weifse Grund ift für die hohen Lichter benutzt; Halbtöne und Schatten find in
EüSSgem Grau eingetragen und mit den rothen Umrifslinien zu einem warmen
gelben Licht verfchmolzen; das Ganze ift behutfam lafirt; fo dafs uns keine Spur
von den Flecken begegnet; welche häufig Temperabilder entRellemc (Crowe und
Cavalcafelle).

III. Lippo Memmi.
Es wurde bereits darauf hingewieferr, dafs Simone Martini in feinem Schwager
Lippo Memmi einen Hauptgehülfen bei feinen Arbeiten hatte.. An jener Verkün-
digung aus dem Jahre 1333 (in den Uffizien zu Florenz) nennen fich beide Künftler
als Urheber des Gemäldes; doch Scheint es; dafs Lippo MemmiL Antheil daran
wefentlich in der Ausführung des Ornamentalen beftand; erhielt er doch dafür;
wie aus einer Urkunde zu erfehen; eine beträchtliche Zahlung; yo Goldgulden.,
Um uns eine Vorftellung von Lippo Memmi's künftlerifcher Begabung zu
machen; müffen wir die von ihm ohne die perfonliche Theilnahme feines berühm-
teren Schwagers gefertigten Arbeiten betrachten. Es kann hier fogleich bemerkt
werden; dafs feine ganze Auffaffungsweife fich aufs Engfte an die Kunft Simonens
anfchliefst. Das lehrt uns vor Allem Lippo's Maeftä im Palazzo publico zu
S. GimignanO; ein grofses Wandgemälde; welches als eine Nachahmung von
Simonens Fresco in der Sala del gran configlio zu Siena bezeichnet werden kann.
Die in der Mitte des Bildes unter dem Baldachin thronende Madonna hält
das auf ihrem Knie flehende Chriftkind äufserlich in ganz ähnlicher Weife; wie
auf dem Bilde Simonens. Sie er fcheint in S. Gimignano ganz in der Vorderanficht;
ihr Gefleht iE viel weniger befeelt, die Augen blicken ziemlich ausdruckslos gerade
vor fich hin. Der innere Zusammenhang mit dem Kinde; welchen Simonens Bild
fo poetifch betont; iE hier nicht vorhanden. In allen Aeufserlichkeiten aber iE
die UebereinEimmung eine augenscheinliche. So z. B. iE der Faltenwurf von
Mariä Mantel auf beiden Bildern faE identifch. Lippo Memmi mag dem Simone
Martini bereits bei der MaeEä für Siena in der Ausführung des Nebensäch-
lichen geholfen haben; fo lagen ihm bei dem zwei Jahre Später in S. Gimig-
nano gemalten Bilde diefelben Motive nahe. Die beiden Gruppen der Heiligen
zu den Seiten der Maria beEehen hier aus je 14 Figuren; zu denen auf der
rechten Seite die knieende GeEalt des PodeEä von S. Gimignano; Nello di
Meffer Mino de^ Tolomei aus Siena; kommt; welchem diele Ausfchmückung des
Rathsfaales zu danken war. Die beiden Frauen; die dem Throne der Maria zu-
 
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