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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Dobbert, Eduard: Lippo Memmi
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0154

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LIPPO MEMMI.

nächh hehen; St. Agathe und St. Agnes; haben die Arme ganz wie die entsprechen-
den Figuren auf dem heneler Bilde unter der Bruft gekreuzt. Die Anordnung
der Heiligen ift hier nicht eine fo fett geSchloffene wie in Siena; auch Steigt he
nicht nach dem Hintergründe zu; vielmehr dehnt hch die Linie zu beiden Seiten
weit aus; indem die Aufhellung nur zwei hintereinander befindliche Reihen zeigt.
Von Sechs Heiligen der zweiten Reihe Sieht man fah nichts als die Nimben^
während in Siena das Gehcht keiner einzigen Figur ganz verdeckt ih.
Jene angenehme Abwechselung., die in die Gruppirung der zahlreichen Figu-
ren des Simone^Sehen Bildes dadurch kann, dafs die Sechs Gehalten der vordersten
Reihe knieend dargehellt wurden; fehlt dem Gemälde in S. Gimignano in Sehr
merklicher Weife. Die in demselben vorherrschenden parallelen Linien wirken
ermüdend auf den Befchauer. Die eine knieende Figur des Stifters vermag
dieSer Einförmigkeit nicht abzuhelfen.
So zeigt hch denn Lippo Memmi als Componih Seinem Schwager durchaus
nicht gewachten.
Unter Urtheil gehaltet hch auch nicht günhiger, wenn wir an die Betrach-
tung der einzelnen Figuren gehen. Den Frauen- und Engelsköpfen fehlt jener
Liebreiz; den ihnen Simone zu geben wufste. Auf LippoL Bilde haben Sie meih
hark hervortretende., nahezu geSchwollene Wangen, gekniffene Augen,, zu Schmale
NaSeip einen allzu kleinen Mund. Das Typifche wiegt in viel höherem Grade
vor als auf Simonens Gemälde und zwar nähert Sch der Typus der LippoWhen
Köpfe wieder Sehr dem byzantinifchen. Ich habe hierbei nicht blofs (wenn auch
vorzüglich) die Engel im Sinne, Sondern auch die Köpfe einiger männlicher
Heiligen,, So vor Allen des Johannes Baptiha und des Paulus,, welche mit ihren
düftern Blicken und den conventionellen Runzeln an der Stirn und in der Augen-
gegend durchaus an byzantinifche Bilder der Verfallszeit gemahnen.
Eine unbedingt anmuthige Gehalt hingegen ih der jugendliche Heilige auf
der rechten Seite; der mit der einen Hand die Baldachinhange hält, während
die andere auf dem Griff des Schwertes ruht. Sein Antlitz zeigt eine gewiSfe
Wärme des Gefühls und ih von jenem lieblichen Typus abhängig,, den wir wie-
derholt an Simonens Figuren,, So an dem Crescentius zu Siena und dem h. Martin
in ASfifi; gefunden.
Recht individuell Snd die Züge des andächtig zur Madonna emporblickenden
Stifters^ So wie des hinter ihm Stehenden und ihn derfelben empfehlenden h. Ni-
colaus. Es fragt hch nur; ob hier nicht die Hand des Benozzo Gozzoli mit be-
theiligt ih; welcher im Jahre 146/ das Bild rehaurirte und vier Figuren: den
h. Ludwig und deSfen Nebenmann mit dem ganz individuellen Geflehte an dem
rechten; den Abt Antonius und die h. Fina am linken Ende des Bildes gänzlich
erneuerte.
Die gezierte Haltung der hinger; auf die bei Gelegenheit von Simonens Male-
reien in Afhh hingewiefen wurde; Sünden wir in dem Bilde LippoL immer wieder.
Die ornamentalen Theile erinnern in ihrem Reichthum an die Maehä in Siena;
laffen aber den feinen Gefchmack Simonens vermiSfen: es ih etwas Aufdringliches
in diefen derben Formen; man vergleiche nur etwa die Giebel des Thronbaues;
die Heiligenscheine; das Gewand der Maria auf beiden Bildern.
Das Colorit ih Sehr licht; die Schatten Sind grau.
In dem Dom (der Collegiata) zu S. Gimignano werden Chorbücher aufbewahrt;
 
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