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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Dobbert, Eduard: Giotto: geb. in Vespignano 1276, gest. in Florenz 1336
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0065

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Giotto.

Schon bei Lebzeiten erfreute fleh Giotto hohen Ruhmes und, was mehr tagen
will, fchon früh wurde er in feiner wahren gefchichtlichen Bedeutung erkannt.
Dichter, Gefchichtfchreiber und Kunftgenoffen wetteiferten im Lobe des Meifters.
Dante bezeichnet CimabueL Ruhm als durch Giotto verdunkelt; Petrarca erklärt
Giotto für den erften Maler feiner Zeit und nennt feinen Ruhm einen gewaltigen;
Boccaccio kann fich nicht genug thun im Preifen des Meiflers: bald nennt er ihn
den beften Maler der Welt, bald eines der Lichter des florentinifchen Ruhmes,
dann wieder betont er das Bahnbrechende in Giotto's Wirken, indem er ihn als
den Wiederherfteller der Kunft feiert, die Jahrhunderte lang durch die Irrthümer
Solcher, welche mehr für die Unwiffenden als für die Weifen gemalt hätten, be-
graben gewefen; endlich führt er auch dasjenige an, was ihm an Giotto vor
Allem rühmenswerth erfchien, die treue Naturnachahmung: es fei nichts in der
Natur vorhanden gewefen, das er nicht mit dem Stift, der Feder oder dem
Pinfel fo wiedergegeben, dafs es nicht nur ähnlich, fondern die Sache felbft ge-
fchienen hätte, ja feinen Werken gegenüber habe das Auge der Menlchen lieh
häufig geirrt, indem es das für wahr gehalten habe, was nur gemalt gewefen lei.
hreilich hat fleh hier Boccaccio eine dichterifche Uebertreibung geftattet. Das
Lob der Naturwahrheit wird den Werken GiottoL aber auch von anderen Be-
urtheilern des 14. und 15. Jahrhunderts bald in diefer, bald in jener Form
gelpendet. Unter den Gelchichtfchreibern find es Ricobaldo und Villani, welche
Giotto's in ehrender Weife Erwähnung thun: jener redet in leiner Chronik von
dem damals vielleicht ßöjährigen Meifler als von einem anerkanntermaafsen hervor-
ragenden florentinifchen Maler, diefer hebt an ihm, ))dem vorzüglichften Maler
feiner Zeit«, wieder die unübertroffene Naturwahrheit jeder von ihm dargeftellten
Figur und Handlung hervor. Ein ähnliches Lob wird ihm auch von einem der
bedeutendften Meifler der italienifchen Frührenaiffance, von Ghiberti, gefpendet,
welcher ihn Mie natürliche Kunft« gewinnen läfst; und zwar hatte Ghiberti ein
klares Bewulstfein davon, dafs Giotto mit diefem Schritt in die naturwahre Kunft
hinein epochemachend aufgetreten fei, denn weiter heifst es in Ghiberths Com-
 
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