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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Bode, Wilhelm von: Desiderio da Settignano: geb. 1428;  gest. in Florenz 1464
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Bode, Wilhelm von: Bernardo Rossellino: geb. in Florenz 1409; gest. daselbst 1464
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0333

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DIE FLORENTINER MARMORBILDNER.

Johannes fowie die eines Jünglings im Bargello an, welche dort beide Donatello
heifsen, dem auch erftere Bühe früher zugefchrieben wurde. Diefelben zeigen
die gröfste Verwandtfchaft mit den beiden Wappenhaltern und den guir-
landentragenden Jünglingsgehalten am Grabmal Marzuppini. Auf Dehderio's
Stil höfst man namentlich auch bei einzelnen decorativen Werken in Florenz.
Wie reizvoll diefe Zeit felbh das Unbedeutendfte zu gehalten verband, zeigt
z. B. ein Marmorfockei für die Kirchenfahne in dem Kirchlein S. Jacopo di
Ripoli mit acht DefiderioTchen Ornamenten und Engelköpfen. Auf Dehderio
wird auch ein Theil der Innendecoration von Brunellesco's köhlicher Certofa
auf dem Wege nach Fiefole zurückgeführt.
Gleichzeitig und zum Theil wohl noch früher als Defiderio's Thätigkeit
fallt die bildnerifche Thätigkeit des

Bernardo Rosselimo
geb. in Florei^ 140g; geft. dafelbfl 1464.
Bernardo war in erher Reihe Baumeiher und als folcher vornehmlich aufserhalb
Florenz unter den Päphen Nicolaus V. und Pius II. mit den umfaffendhen und
grofsartighen Rehaurationen, Neubauten und Befehigungsarbeiten namentlich
in Rom, Siena und Pienza, dem Geburtsorte Pius' II. (durch, und nach ihm aus
Cohgnano in Pienza umgetauft) betraut. Letzteren Ort fchuf Roffellino im
Aufträge diefes Paphes in ein in feiner Art -einziges architektonifches Schmuck-
kähchen um. Auch feine Bildwerke, die fämmtlich Grabmonumente Und,
zeigen feine hervorragend architektonifchc Begabung. Seine Figuren find in
der Bewegung noch etwas heif, im Ausdruck befangen, in den Formen und
der Gewandung meih zu fchwer: es fehlt ihnen die volle Belebung; dagegen
ih die Anordnung jener Denkmale in der Erfindung, in den Verhältniffen wie im
Aufbau ebcnfo originell, als mannigfaltig. In dem Grabdenkmal der Bcata Villana
in Sta. Maria Novella (1451 behellt, von Vafari irrthümlich dem Dehderio zuge-
fchrieben) ih ein gothifches Motiv in einfacher, gefchmackvoller Weife verwcrthet:
zwei jugendliche Engel ziehen den baldachinartigen Vorhang zur Seite, hinter dem
auf dem Bahrtuche die tiefverhüllte Gehalt der Todten, wie vom Schlafe umfangen,
daliegt. Sehr verfchieden davon ih das zierliche, leider jetzt hoch über einer Thüre
in S. Domenico zu Pihoja angebrachte Grabmal des Rechtsgelehrten Filippo Laz-
zari, das, als Wanddecoration ganz hach gehalten, befonders intereffantih durch das
lebensvolle Relief, welches den Gelehrten vor feinen Schülern dockend darhellt.
Da diefes Monument erh im Jahre 1464, dem Todesjahre des Meihers, bei ihm be-
hellt wurde, fo gebührt wohl ein wefentlicher Theil der Ausführung — wie die
plahifchen Theile das auch zu beweifen fcheinen — feinem Bruder Antonio, deffen
Beihilfe an der Arbeit wie die eines anderen Bruders bereits in dem Contracte
ausgemacht wurde, i)
1) In Bezug auf diefes Denkmal flehen zwei Urkunden mit einander im Widerfpruch: Nach der
Angabe in der Lemonier'fchen Ausgabe des Vafari (XIV. 34) ftarb Bernardo di Matteo nach langwieriger
Krankheit und wurde am 24. Sept. 1464 in Sta. Maria del Fiore befindet; und nach Tolomei (Guida
 
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