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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Bode, Wilhelm von: Luca della Robbia: geb. in Florenz 1399, gest. ebenda 1482
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Bode, Wilhelm von: Andrea Della Robbia: Geb. in Florenz  1437; gest. ebenda 1528
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0313

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DIE KÜNSTLERFAMILIE DELLA ROBBIA

dch leider nicht mehr erhalten: fo das reich mit glafirten Thonreliefs aus-
gefchmückte Zimmer im Palazzo de' Medici (jetzt Riccardi); ferner das Grab-
denkmal eines jung verdorbenen Bruders des Herzogs von Calabrien, woran
Marmor- und glalirte Thonarbeiten vereinigt waren. Auch in PTankreich und
Spanien, für deren Höfe Luca angeblich tätig gewefen fein foll, id nichts von
feinen Werken übrig geblieben. Vielleicht bedtzt das South Kendngton Mufcum
zu London in zwölf kleinen Medaillons mit Dardellungen der zwölf Monate
Ueberrede aus jenem ebengenannten Zimmer im Pal. Riccardi. Urkundlich wiffen
wir noch von einigen Arbeiten Luca's, von denen fond nichts weiter bekannt
id: 1448 fertigte der Meider für den Dom zwei Engel, 144p eine Portallünette
für San Domenico di Urbino und in demfelben Jahre für den Palazzo Vecchio
einen Puttino.
Alle diefe gladrten Reliefs haben denfelben Charakter wie die Marmor- und
Bronzewerke des Meiders: in einem gleichmäfsigen, dilvollen Hochrelief gear-
beitet, dnd de einfach in der Compodtion, klar und fchön in den Linien, in den
einzelnen Gedalten von einem dem Ghiberti verwandten Adel und Schönheits-
gefühle bei gröfserer Einfachheit in der Haltung und völliger Unabhängigkeit von
gothifchen Traditionen. Dabei dnd de im Ausdruck von einem Ernd und einer
Gefühlsinnigkeit, welche im Gegenfatz gegen die Auffaffungsweife feiner grofsen
Zeitgenoffen auf lebhafte Bewegung und Erzielung dramatifcher Wirkung'fad
gänzlich verzichtet.
Eine eigentümliche Erfcheinung id es, dafs weder Luca noch feine Schüler
ihre Erdndung für das Kundgewerbe verwertet haben, obgleich grade Luca's
nur gemalten und gladrten Thonbilder (Lünette in der Opera des Domes, die
Umrahmung des Grabmals Federighi, das eine Wappen an Or San Michele, die
Medaillons im South Kendngton Mufeum fo wie die in feinem Atelier ge-
fertigten Fufsböden) eine völlig gleiche Technik zeigen wie die Majoliken. Nach
Florenz kamen die erden Majolikagefäfseals Gefchenke eines Malateda anLorenzo
Magnidco; aber auch diefe gaben hier zu der an anderen Orten Italiens fo
lebhaft und meiderlich betriebenen Indudrie keine Anregung.

Andrea della Robbia.
Geb. in Florenz 1437; gelt, ebenda 152S.
In der gleichen Richtung entwickelt dch die Kundweife von Luca's Neffen
und Schüler Andrea della Robbia, deffen Werke jedoch von denen Luca's
durch gröfsere Weichheit der Formen und ein noch ausgefprocheneres Streben
nach Lieblichkeit des Ausdrucks bei geringerem Ernd und Gröfse unfchwer
zu unterfcheiden dnd. Grade durch diefe Eigentümlichkeit aber erfreuen
de dch gegenüber den drengeren Schöpfungen des älteren Meiders der allge-
meinden Beliebtheit, felbd in dem Kreife, welchem das Verdändnifs der Kund
des Quattrocento fond noch verfchloffen id.
 
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