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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Woermann, Karl: Domenico Ghirlandajo: geb. 1449 in Florenz, † 1494 ebenda
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0430

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Domenico Ghirlandajo.
Geb. 1449 in Florenz, ^1494 ebenda..

Domenico Ghirlandajo bildet den Gipfel Eorentinifcher Malerei des
1$. Jahrhunderts, deren Wurzeln in Mafaccio ruhen. Es iE nicht die Zeit feines
Wirkens, welche ihm diefe Bedeutung verleiht; denn einige feiner Vorgänger,
wie Filippino, waren jünger als er, und verfchiedene derfelben, einfchliefslich feines
Lehrers Aleffo Baldovinetti, überlebten ihn; es iE auch nicht fein angeborenes
KünElerthum von Gottes Gnaden, welches ihn über feine Vorgänger erhebt;
denn diefe waren zum Theil von Haus aus glänzender begabt, als er; es waren
vielmehr, verbunden mit bedeutendem Talente, ein eiferner Fleifs, ein ernEer
Wille und eine klare Einficht, durch welche er Ech, indem er Alles Eudirte und
in Ech aufnahm, was vor ihm geleiEet war, aus ziemlich fpäten und fpröden
Anfängen zu einer Freiheit und Gröfse der DarEellungsweife erhob, die ihn feinen
thatfächlichen LeiEungen nach zum unmittelbaren Vorgänger feines grofsen
Schülers Michelangelo und der übrigen CinquecentiEen macht.
Domenico's Vater hiefs Tommafo di Currado di D0E0 Bigordi und war
Makler. Ueber die Jugend des KünElers erfahren wir nichts weiter, als dafs
er zum Goldfehmiede beBimmt wurde und diefes edle Handwerk bei einem
MeiBer erlernte, der Ech befonders durch die Anfertigung von goldenen Laub-
kränzen (ghirlande) für einen Modekopfputz der Frauen auszeichnete. Dadurch
foll auch Domenico den Beinamen Ghirlandajo, d. h. der Ghirlandenmacher oder
del Ghirlandajo, erhalten haben. Dafs fein Vater, der Ech felbB Makler nennt,
zugleich diefer Goldfehmied gewefen, zu dem Domenico in die Lehre kam, wie
Vafari angiebt, iE unwahrfcheinlich.
Die erBe datirte Nachricht aus des KünElers Leben Bammt vom Jahre 1480.
Es iE der alte Bigordi, welcher in feiner Vermögensangabe von diefem Jahre
feines Sohnes Domenico gedenkt. Das Alter diefes Sohnes gibt er auf 31 Jahre
an und fügt hinzu, derfelbe fei Maler und habe kein beBimmtes Domicil.
Domenico war demnach 144p geboren und 1480 doch bereits Maler; auch
hatte er nach derfelben Quelle damals fchon eine Gattin, die lg Jahre alt war und
CoBanza hiefs.
Gleichwohl Eammen auch die frühBen datirbaren Werke des KünElers erB
aus dem Jahre 1480; und diefe tragen noch mehr oder weniger den Charakter
von Jugendwerken. Wir können daher wohl mit Sicherheit behaupten, dafs
Ghirlandajo Ech, hierin allen feinen bedeutenden Vorgängern ungleich, erB recht
fpät zum KünBler entwickelt hat. Dafs die Malerlehrjahre bei Aleffo Baldovi-
netti, einem durch forgfältiges NaturBudium ausgezeichneten, aber, wie es fcheint,
 
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