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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Dobbert, Eduard: Duccio: geb. vor 1270, gest. nach 1320
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0138

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20

DUCCIO.

indem ich auf eine Urkunde (Milaneh, Documenti per la storia delh arte Senefe I,
Nr. 28, S. 178) verwehe,, in weicher fehgefetzt wird, daß Duccio für HßS Ge-
fchichtena an der Rückfeite der Altartafei Bezahlung zu empfangen habe. Nun
enthält, wie wir uns erinnern., der im Dom befindliche Haupttheil der Rticldeite
26 Bilder aus der Palhon Chrihi, von den 18 Darltellungen in der Sakriftei aber
beziehen hch, wie wir Iahen, fechs auf die Vorgänge im Leben Jefu vor der
))LeidensgefchichteKj fechs andere auf die Verherrlichung Chrilti nach der Auf-
erltehung. Nehmen wir nun an, dafs die erlte diele,r beiden Reihen, als Vorbe-
reitung auf die Pafffonsgefchichte, den unterften, die zweite aber, als Abfchluls
des Chrihus-Dramaß, den oberlten Streifen der Rückfeite bildete, fo verhoßen
wir wenigftens nicht gegen die Logik und wir erhalten die in der Urkunde ge-
nannte Zahl 38. Die fechs Scenen aber, die lieh auf den Tod der Maria be-
ziehen, möchte ich der Vorderfeite zutheilen, wohin he ja inhaltlich gehören, da
-diele Seite welentlich der Verherrlichung der Madonna gewidmet ih. Eine end-
gültige Entfcheidung der Frage läßt lieh, wenn überhaupt, erh nach genauer
Meffung der einzelnen Bilder und lorgfältighem Experimentiren an Ort und Stelle
erwarten.

Von den ferneren Leihungen Duccioß erfahren wir nichts Gewiffes. Seit
dem Jahre 1320 verfchwindet fein Name aus den gleichzeitigen Aufzeichnungen.
Es giebt in der Sammlung der Akademie zu Siena, ferner in Florenz und in
London noch einige Bilder, welche mehr oder weniger das Gepräge von Duccioß
Stil an hch tragen. Sicher beglaubigt aber find he nicht.
Ueber die Maltechnik Duccioß und der Althenelen überhaupt haben Crowe
und Cavalcalelle (vgl. II, 207 d. d. A. ihrer Geich, d. ital. Mal.) eingehende Unter-
fuchungen angehellt. Ihnen hat hch ergeben, dafs in den Temperabildern die
Fleischtöne, und zwar sowohl Schatten- als Lichtpartien, zunächh gleichmäßig
graugrün untermalt wurden, worauf die Modellirung mittelh reichlichen tupfenden
Auftrages der Lichter begonnen ward. Dann wurden die Farben mit größter
Sorgfalt überall in einander vertrieben und verlchmolzen, bis die Rundung in ge-
nügendem Grade erreicht war. Schließlich legte man röthere Töne auf Wangen
und Lippen, hohe Lichter auf die am meihen hervortretenden Stellen, und gab
dem Ganzen mittelh durchhchtiger Lafuren Einheit. Leider drang bei diefem
Verfahren das tiefe Grün der Untermalung immer wieder durch und verfchlang
zu viel Licht, als das rechte Klarheit möglich gewelen wäre. Die Gewänder
colorirte man, wo die Natur der Farbe es erlaubte, mit einem Localton, welcher
in den beichatteten Theilen tiefere, in den belichteten hellere Laluren derfelben
Farbe erhielt.

Der Einfluis von Duccioß Kunhweife auf die henehlche Malerlchule war ein
überaus bedeutender. Immer wieder finden wir in den henehlchen Gemälden
des 14. Jahrhunderts Anklänge an das Dombild. Bald ih es ein ähnliches Ver-
halten zur byzantinilchen Tradition, bald jenes zarte lyrilche Element, wie es hch
in Duccioß Madonna ausfpricht, was uns aus Tafelbildern und Wandmalereien
 
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