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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Bode, Wilhelm von: Benedetto da Majano: geb. zu Florenz 1442; gest. ebenda 1497
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0345

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DIE FLORENTINER MARMORBILDNER.

die Madonna in ganzer Figur darüber mit einer Glorie und mit den anbetenden
Engeln zur Seite (de iE in deutlicher Anlehnung an Roffellino's Madonna della
latte entRanden) fowie zwei knieende Engel, welche Leuchter halten, gehören
zu den fchönften Arbeiten des KünElers. Im Einzelnen von gleicher Schönheit,
im Aufbau aber noch überlegen, eines der MeiEerwerke Benedetto's iE der 1494
begonnene Altar des hl. Bartolus in San AgoEino: unten der Sarkophag, an
deffen Sockel drei treffliche Reliefs mit Scenen aus dem Leben des Heiligen
angebracht End; dahinter der Altar mit den FreiEguren von Glaube, Liebe und
HoEnung in den Nifchen, und darüber das Medaillonrelief der Madonna mit je
einem Engel zur Seite auf blauem Eernenbefäten Grunde; die ganze Nifche, wie
auch der Altar der hl. Fina, durch einen zurückgefchlagenen Vorhang abge-
fchloEen, der nebR anderen Theilen des ganzen Maueraufbaues noch fein
StoEmuEer in alter Bemalung und Vergoldung tragt.
Bei feinem Tode hinterliefs Benedetto teRamentarifch zwei nicht ganz
vollendete Arbeiten dem Bigallo in Florenz, von wo Ee fpäter in die Räume
der Mifericordia kamen: die Statuette eines hl. SebaEian in etwa halber Lebens-
gröfse und die lebensgrofse Statue der Maria mit dem Kinde, ein Werk von
ungewöhnlicher Gröfse für den KünRler, der fonR vor Allem Grazie und
Lieblichkeit anRrebt; in der Haltung, dem ernRen Eummen Ausdruck wie
in der baufchigen vollen Gewandung nahe verwandt mit Michelangelo^ faR
gleichzeitiger Madonna von Brügge, die vielleicht nicht unbeeinEufst von diefem
Werke entEand.
Zwei Arbeiten in Holz, die Vollendung von DeEderio's Statue der hl. Magda-
lena in Sta. Trinita und das CruciEx auf der Spitze des Hochaltars im Dom, welches
an feinem hohen Platze leider gar nicht zu würdigen iE, fetzt Vafari mit einer
fehr unwahrfcheinlichen Begründung gleichfalls in die letzten Jahre des MeiEers.
Von dem, was Vafari aufser den genannten Werken von der plaRifchen Thätig-
keit des KtinElers noch erwähnt, iE nichts mehr nachzuweifen. So foll er als
Jüngling von feinem Bruder Giuliano beim Bau der Madonna di Loreto ver-
wendet fein und dort ein Havamano con certi angeli in marmoR angefertigt
haben. Später foll er durch König Matthäus von Ungarn an deEen Hof gezogen
und für ihn als IntarEator wie als Bildhauer thätig gewefen fein. Eine BüRe
des Galeotto MalateEa, die er während feiner Anwefenheit in Faenza gemacht
haben foll, die BüRe König Heinrich's VII. von England, fowie die Figur der
Gerechtigkeit auf der Rückfeite feiner Thür im Palazzo Vecchio zu Florenz
End nicht mehr erhalten. Als BaumeiEer wird ihm aufser dem Palazzo Strozzi,
den Jakob Burckhardt als »das majeEätifche Gebäude, welches mit Ausnahme
des aufser aller Linie Rehenden Palazzo Pitti die letzte und höchRe Form iE,
welche ein Steinhaus ohne verbindende und überleitende Glieder durch den
blofsen ContraR in der Flächenbehandlung erreichen kantm bezeichnet, ohne
urkundlichen Anhalt (nach Vafari) die leichte und reizvolle Vorhalle von Sta.
Maria delle Grazie vor Arezzo fowie die Kuppel der angeblich von feinem
Bruder begonnenen Madonna di Loreto und der Umbau verfchiedener Säle im
Palazzo Vecchio zugefchrieben. Benedetto erlebte die Vollendung des Palazzo
Strozzi ebenfowenig als der Bauherr Filippo Strozzi. Als Benedetto am 24. Mai 14p/
 
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