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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,3): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1879

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Janitschek, Hubert: Paolo Caliari, gen. Veronese: geb. in Verona 1528, gest. ebenda 1588
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https://doi.org/10.11588/diglit.36093#0376
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PAOLO VERONESE.

Sixtina gleichfalls manche Freiheit genommen. Man läßt lolche Weigerung
nicht gelten und fordert Paolo auf, binnen drei Monaten nach den Abfichten der
Inquihtoren das Werk abzuändern.
Die Aenderungen Paoloß belchränkten hch darauf, daß er das der Nafe
eines Dieners entflrömende Blut, das den Inquihtoren gleichfalls ein Aerger-
niß verurlacht hatte, wegwifchte und an das obere fchmale Gehms der Pfeiler
des Treppengeländers hinlchrieb: Fecit D. Covi. Magnu. Levi. Lucae Cap. V.;
fo machte er aus dem Gaßmahl bei Simon; dem die Magdalena gemangelt hatte,
ein Gaßmahl bei Levi, wo man zwar den reichen Pharifäer (Simon); nicht aber
den Zöllner (Levi) lieht. Wollte hch Paolo in dem vollendeten Werke zu um-
faffenderen Aenderungen nicht bequemen; lo zeigt hch der EinFuß der Ver-
mahnung des S. Ufhzio um fö deutlicher in dem Gaßmahl, das er um diele Zeit
für das Servitenkloßer malte und das hch nun fchon feit 166$ in Paris (Louvre;
Salon Carre) befindet. Auch diefes bringt eine Darftellung des Gaßmahls bei
Simon; aber vor dem Herrn kniet Magdalena und trocknet deffen Füße, die he
eben gelalbt; mit ihren lang herabfließenden, prächtigen blonden Haarhechten.
In allem Nebenfächlichen belcheidet hch hier Paolo in auffallender Weile; Pracht-
entfaltung belchränkt hch fall einzig auf die Architektur; die Anwelenden, mit
Ausnahme Magdalenaß, dann einer Zulchauerin und einer Dienerin hnd durch-
wegs Männer und zeigen nicht die reichen ZeitcoPüme, londern die durch Tra-
dition vorgelchriebene Gewandung. Chrihus iß von edler würdiger Bildung und
dabei von Frengem feierlichen Ausdruck. In der Höhe halten zwei Engel ein
Spruchband; auf welchen die Worte zu leien:
Gaudium in coelo super uno peccatore poenitentiam agente etc.
SelbF die FarbenFimmung iF weit kühler; ruhiger als in dem großen Gaß-
mahl; mag man dabei immerhin die xReinigunga in Anfchlag bringen; welche das
Bild 1665 erfahren hat.
Den zu Ehren des Einzugs Königs Heinrich III. von Frankreich (1/. Juli 1574)
am Lido errichteten Triumphbogen hatten; wie wir oben bei Tintoretto gelehen,
dieler und Paolo mit Malereien in Chiaroicuro zu Ichmücken.
Damit ichlofs für einige Zeit die Reihe der von Paolo im Auftrag der Re-
publik unternommenen Arbeiten; um erF in großartiger Weife zu der Zeit wieder
aufgenommen zu werden, da die durch die Brände von 1574 und 1577 nothwendig
gewordenen baulichen ReFaurationen des DogenpalaFes beendet waren. In-
zwilchen iF es eine große Zahl von Privat-Aufträgen für Oel- und Freskomalereien,
welchen Paolo nachzukommen hat; nur die hervorragendPen davon mögen Er-
wähnung hnden. Mit Zelotti arbeitete er im Palazzo Capello (Rio di S. .Paolo),
und zwar malte er lelbP im zweiten Stockwerk, während Zelotti die Aus-
fchmückung des erPen GelchoFes beiorgte. Die hresken Paoloß wurden lchon
zu Bolchiniß Zeit durch Brand zerPört. Die des Zelotti Iah noch Zanetti, der
deshalb Ridolhß Fehler corrigiren konnte, welcher Paolo im erPen Stockwerk
malen ließ. Gleichfalls zerPört lind dann die Fresken, mit welchen er den
Hof der Cala Cocina (zu Zanettiß Zeit war noch ein Lautenlpieler Pchtbar), dann
den Porticus des PalaPes des Francesco Erizzo, endlich die Faffade des PalaPes
des Girolamo Grimani ausPattete. GünPiger war die Zeit jenen Fresko-Ma-
lereien, mit welchen er um diele Zeit einen Saal und ein Zimmer in einer Villa
 
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