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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,3): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1879

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Rosenberg, Adolf: Jacopo Sansovino: geb. in Florenz 1477, gest. in Venedig 1570
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https://doi.org/10.11588/diglit.36093#0414

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JACOPO SANSOVINO.

zu Gunften SanSovino's literarifch ungemein regfam war, bereits im Februar 1540
den kaiserlichen Geschäftsträger Don Diego Mendoza einladen konnte, er folle
hch in der Maske auf die Piazza begeben, um zu Sehen G sudori mirabili del
Sanfovinon (die wunderbaren Anstrengungen SanSovino's). Der letztere wufste hch
klüglich die Geneigtheit Aretino's durch gelegentliche Gefchenke zu erhalten, und
diefer wurde feinerfeits nicht müde, den Ruhm des Künftlers in feiner ausgebrei-
teten CorreSpondenz auszupoiaunen, wahrscheinlich in der feinen Berechnung, die
Gaben SanSovino's, die in Bronze- und Marmorfiguren behänden, bei feinen fürst-
lichen Gönnern für einen defto höheren Preis in klingende Münze umzuSetzeü.
Wir erfahren, dafs Sanfbvino ihm einmal die Marmorftatue einer heiligen Katha-
rina Schenkte,, welche den Schmeichler zu einem Sonett begeisterte, in deffen
Schlufsrondo er Sehr gefchickt eine charakteristische Eigenthümlichkeit SanSovino's
hervorhob:

(Unsterblicher Sanfbvino, Ihr habt der Welt gezeigt, dafs Ihr der Bronze und
dem Marmor nicht blols Leben,, Sondern auch Bewegung zu verleihen vermögt.)
Eine lebhafte Bewegung, die meift eine originelle Stellung bedingt, fehlt kaum
einem plaftifchen Werke des Meifters, der auch in der Architektur nach Mannig-
faltigkeit, nach lebensvoller Gliederung und malerischer Wirkung der Faffaden Strebte.
Die Zecca, ein Rufticabau ganz aus iftriSchem Stein aufgeführt, wurde eher
vollendet als die Bibliothek, deren plaftiScher Schmuck noch längere Zeit in An-
spruch nahm. In der Klarheit, mit welcher der Zweck des Gebäudes durch die
ernfte, gleichSam gepanzerte FafSade zum Ausdruck gebracht worden ift, liegt der
hauptsächlichste Vorzug des Gebäudes, und es lag Sicherlich von vornherein in
der AbSicht SanSovino's, die neun Oeffnungen des Erdgefchoffes bis zum Aniatz der
Bögen zu fchliefsen, gleichSam um das Gefchäft der Münzprägung profanen Blicken
zu entziehen. Im ErdgeSchofs, welches fleh nach dem Hofe zu in fünfundzwanzig
Bögen öffnet, waren nämlich die Giefsereien und Sonstigen Werkstätten unter-
gebracht. Temanza berichtet dagegen, die Oeffnungen nach der Lagune zu wären
ursprünglich offen und für Verkaufsläden eingerichtet gewefen und erft Später, als
Sich die Giefsereien als zu klein erwiefen, feien die Bögen zugemauert worden.
Dem widerspricht jedoch auch die Thatfache, dafs keiner der Bögen irgendwie als
Eingang charakterifirt ift. Der Eingang erfolgte vielmehr durch die Libreria, aus
welcher man zunächst in ein kleines Atrium und von da durch eine Galerie in
den Hof gelangte. Der festliche Glanz der Libreria beeinträchtigt leider die Wir-
kung der Zecca, die ilolirt oder in anderer Umgebung ungleich erhabener und
majeStätifcher fein würde.
Die Ausführung feiner beiden Hauptwerke liefs dem Meister noch die Zeit,
namentlich in den erften vierziger Jahren eine lebhafte ihätigkeit nebenher zu
entwickeln. Aus der Reihe der in den Jahren 1538—1$45 entstandenen, auf
Sanfovino zurückzuführenden Bauten ilt jedoch die Kirche San Giorgio de' Greci,
welche Selvatico unverdient einer So herben Kritik unterzogen hat, zu Streichen.
Wenn Sanfbvino wirklich der Schöpfer diefes erft 1583 vollendeten Baues gewelen
wäre, würde fein Sohn Francesco in Seiner Beschreibung Venedigs Sicherlich nicht
 
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