EINSTURZ DER DECKE DER BIBLIOTHEK.
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den letzteren. Obwohl diefer vollauf Uriache hatte, gegen Sanlovino zu grollen,
letzte ihm Aretino lo lange zw, bis er Ichwor, niemals eine ungünftige Aeufserung
über leinen ehemaligen Meifter gethan zu haben.
Die Folgen der Thätigkeit AretinoL, mit dem hch Don Diego de Mendoza
und Ipäter auch Tizian, der zur Zeit der Kataftrophe grade in Rom gewelen
war, verbanden, blieben nicht aus. War Sanlovino auch abgeletzt und feiner
Würden beraube lo blieb er doch der Leiter feines Werkes. Er wufste logar in
der Folge leine Meinung gegen den Procurator Antonio Capello zu behaupten,
der vorlchlug, die fteinerne Wölbung durch eine hölzerne Decke zu erietzen. Das
Werk wurde nun Ibrgfältiger fortgefetzt, und am 4. October 1546, allo noch nicht
ein Jahr nach dem Unfall, konnte Sanlovino feinem Gönner, dem Cardinal Bembo in
Rom, der lieh in den unglücklichen Decembertagen gleichfalls für ihn verwandt
hatte, melden, dafs er den Bau xjetzt lo weit gebracht habe, dals er bequem be-
wohnt werden könne«. ))Und obfehon der Bau, io fährt er fort, durch die Schuld
eines Anderen, wie Jeder weils, einige Unfälle erlitten hat, io ift die Sache doch
nicht io arg gewelen, wie man lie anfänglich gehalten hat. Denn es ift blos ein
Fenfter eingeftürzt und der Giebel, der darüber war, indem die unwiffenden Bau-
leute an demielben Tage die Stützen weggenommen hatten, als die letzte Hand
daran gelegt worden war. Aber Gott möge es dem, der es fo gewollt hat, ver-
geben.« Aus diefer Stelle geht unzweifelhaft hervor, dafs Sanfovino, wie bereits
oben erwähnt, von einer gegen ihn gewonnenen Intrigue überzeugt war. Aber
felbft in dielen trüben Zeiten hielt ihn der Ruhmesglanz, der aus früheren Tagen
auf ihn zurückftrahlte, aufrecht. Geh danke Ew. hochwürdigen Herrlichkeit«, fo
lchreibt er weiter an Bembo, ^unendlich für die Grülse von Seiten des Meffer
Antonio Anlelmi, dem meine Idee des Eckftücks der dorifchen Ordnung io lehr
gefallen hat; eine Sache, die von den Alten wegen ihrer Schwierigkeit bei Seite
gelaffen worden ift.«
Der Bau der Libreria nahm nun feinen ungeftörten Fortgang, und als das
oprächtigfte profane Gebäude Italiens«, wie Burckhardt, fbnft ein ftrenger Kritiker
SanlbvinoT, die Markusbibliothek nennt, Ende 1548 vollendet daftand, als hch
die weilsglänzende Marmorhalle mit ihren krönenden Statuen und dem reichen
Schmuck ihrer Ornamentik in den lichtgrünen Fluthen der Lagune Ip^gelte und
ganz Venedig dem genialen Meifter zujauchzte, dem als hohem Sechziger noch
ein lo phantahevolles jugendfrisches Werk gelungen, da ging auch für den Hart-
geprüften die Sonne der Gnade wieder auf. Am ß. Februar 1549 wurde er von
Neuem in fein Amt eingefetzt, das fuspendirte Gehalt wurde ihm ausbezahlt, und es
icheint auch, dals ihm die durch Abzüge eingetriebene Straffumme zurückerftattet
worden ift; denn fbnft würde hch Aretino nicht zu einer fchwungvollen Lob-
preilung der venezianifchen Senatoren verbiegen haben. Unmittelbar nach San-
fbvinoL Rehabilitirung fchrieb er an ihn: ^Siehe, aus dem Einfturz des Baues ift
nun ein Gebäude von ewiger Dauer hervorgegangen, und weder Erdbeben, noch
Blitzftrahl, noch der Angriff der Gefchütze werden ihm jemals auch nur einen
Rifs verurlachen können. Denn leine Fundamente liegen nicht, wie man glaubt,
in der Tiefe des Platzes, fondern im Centrum der Herzen der erlauchteften Se-
natoren von Venedig und in dem feften Umkreife ihrer unendlichen Güte! Dort
ift nicht blos jener Bau, fondern auch jedes andere Eurer Werke begründet.«
Dafs der Unfall mit der Libreria dem Anfehen SanfovinoV nicht den gering-
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den letzteren. Obwohl diefer vollauf Uriache hatte, gegen Sanlovino zu grollen,
letzte ihm Aretino lo lange zw, bis er Ichwor, niemals eine ungünftige Aeufserung
über leinen ehemaligen Meifter gethan zu haben.
Die Folgen der Thätigkeit AretinoL, mit dem hch Don Diego de Mendoza
und Ipäter auch Tizian, der zur Zeit der Kataftrophe grade in Rom gewelen
war, verbanden, blieben nicht aus. War Sanlovino auch abgeletzt und feiner
Würden beraube lo blieb er doch der Leiter feines Werkes. Er wufste logar in
der Folge leine Meinung gegen den Procurator Antonio Capello zu behaupten,
der vorlchlug, die fteinerne Wölbung durch eine hölzerne Decke zu erietzen. Das
Werk wurde nun Ibrgfältiger fortgefetzt, und am 4. October 1546, allo noch nicht
ein Jahr nach dem Unfall, konnte Sanlovino feinem Gönner, dem Cardinal Bembo in
Rom, der lieh in den unglücklichen Decembertagen gleichfalls für ihn verwandt
hatte, melden, dafs er den Bau xjetzt lo weit gebracht habe, dals er bequem be-
wohnt werden könne«. ))Und obfehon der Bau, io fährt er fort, durch die Schuld
eines Anderen, wie Jeder weils, einige Unfälle erlitten hat, io ift die Sache doch
nicht io arg gewelen, wie man lie anfänglich gehalten hat. Denn es ift blos ein
Fenfter eingeftürzt und der Giebel, der darüber war, indem die unwiffenden Bau-
leute an demielben Tage die Stützen weggenommen hatten, als die letzte Hand
daran gelegt worden war. Aber Gott möge es dem, der es fo gewollt hat, ver-
geben.« Aus diefer Stelle geht unzweifelhaft hervor, dafs Sanfovino, wie bereits
oben erwähnt, von einer gegen ihn gewonnenen Intrigue überzeugt war. Aber
felbft in dielen trüben Zeiten hielt ihn der Ruhmesglanz, der aus früheren Tagen
auf ihn zurückftrahlte, aufrecht. Geh danke Ew. hochwürdigen Herrlichkeit«, fo
lchreibt er weiter an Bembo, ^unendlich für die Grülse von Seiten des Meffer
Antonio Anlelmi, dem meine Idee des Eckftücks der dorifchen Ordnung io lehr
gefallen hat; eine Sache, die von den Alten wegen ihrer Schwierigkeit bei Seite
gelaffen worden ift.«
Der Bau der Libreria nahm nun feinen ungeftörten Fortgang, und als das
oprächtigfte profane Gebäude Italiens«, wie Burckhardt, fbnft ein ftrenger Kritiker
SanlbvinoT, die Markusbibliothek nennt, Ende 1548 vollendet daftand, als hch
die weilsglänzende Marmorhalle mit ihren krönenden Statuen und dem reichen
Schmuck ihrer Ornamentik in den lichtgrünen Fluthen der Lagune Ip^gelte und
ganz Venedig dem genialen Meifter zujauchzte, dem als hohem Sechziger noch
ein lo phantahevolles jugendfrisches Werk gelungen, da ging auch für den Hart-
geprüften die Sonne der Gnade wieder auf. Am ß. Februar 1549 wurde er von
Neuem in fein Amt eingefetzt, das fuspendirte Gehalt wurde ihm ausbezahlt, und es
icheint auch, dals ihm die durch Abzüge eingetriebene Straffumme zurückerftattet
worden ift; denn fbnft würde hch Aretino nicht zu einer fchwungvollen Lob-
preilung der venezianifchen Senatoren verbiegen haben. Unmittelbar nach San-
fbvinoL Rehabilitirung fchrieb er an ihn: ^Siehe, aus dem Einfturz des Baues ift
nun ein Gebäude von ewiger Dauer hervorgegangen, und weder Erdbeben, noch
Blitzftrahl, noch der Angriff der Gefchütze werden ihm jemals auch nur einen
Rifs verurlachen können. Denn leine Fundamente liegen nicht, wie man glaubt,
in der Tiefe des Platzes, fondern im Centrum der Herzen der erlauchteften Se-
natoren von Venedig und in dem feften Umkreife ihrer unendlichen Güte! Dort
ift nicht blos jener Bau, fondern auch jedes andere Eurer Werke begründet.«
Dafs der Unfall mit der Libreria dem Anfehen SanfovinoV nicht den gering-