ARBEITEN DER LETZTEN ZEIT.
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die offenbar im Hinblick auf Michelangelo^ David entbanden lind. Aber wie weit
ib Sanfovino hinter feinem verhafsten Rivalen zurückgeblieben! Wie manierirt
und gezwungen ib die Stellung des Neptun und wie unglücklich die des breit-
ausfchreitenden Mars, deffen Körperlab gleichmäfsig auf beide Beine vertheilt ib!
Die Formenbehandlung ib oberflächlich und in den Proportionen das richtige
Mals verfehlt. Es bnd zwei decorative Effektbücke, die bch bereits bark dem
fchwülbigen Barockbil zuneigen.
Um fo erfreulicher find die zahlreichen Bronzearbeiten Sanfovino's im Chor
von San Marco, insbefondere die kleine in die Sacribei führende Bronzethür mit
den beiden Reliefs der Grablegung und der Auferbehung und mit liegenden
Prophetengebalten in den umfchliefsenden Friefen und mit Büben in den quadra-
tifchen Eckfeldern. Die Haltung der figurenreichen Reliefs ib, wie gewöhnlich
bei Sanfovino, eine bark malerifche, die aber hier zu um fo gröfserer Wirkung
kommt, als die Dunkelheit des Ortes eine Betrachtung der Thür nur bei Kerzen-
lchein gebattet. Von den Propheten- oder Apobelköpfen tragen nach dem Zeug-
nifs Francesco Sanfovinob drei die Züge Tizians, Aretinob und des Schöpfers der
Bronzethür. Die Phantahe der Ciceroni hat dazu noch einen Palma vecchio und
einen Paul Veronefe hinzugedichtet. Wenn Francesco lagt, fein Vater hätte
20 Jahre an der Bronzethür gearbeitet, fo ib das nicht ganz buchbäblich zu
nehmen. Denn diefelbe wurde ihm 1356 aufgetragen. Er kann alfo nur, felbb
wenn er bis zu feinem Tode daran gearbeitet hat, vierzehn Jahre darauf verwendet
haben. Allerdings ib die Sauberkeit des Guffes von folcher Vollendung, dafs
Sanfovino bei der Modellirung mit gröfster Sorgfalt zu Werke gegangen fein
muls. Die fechs bereits erwähnten bronzenen Reliefs mit den Wundern des hl.
Markus, im Chor rechts und links vom Eingang, leiden durch die Ueberfülle der
Motive, wenngleich es ihnen nicht an dramatifchem Leben fehlt, ebenfo die
Reliefs mit Epiloden aus dem Leben des h. Antonius in der Kirche S. An-
tonio zu Padua. Im Chor von San Marco bnd auch die htzenden Bronzebatuetten
der vier Evangeliben auf der Balubrade links vor dem Hochaltar und die ver-
goldete Bronzethür des Sacramentshäuschens von ihm. Auf diefer Thür beht
man in anmuthiger Compobtion den Heiland von Engeln umichwebt, welche die
Marterwerkzeuge tragen. Den vier Evangeliben diente augenfcheinlich der Mofes
des Michelangelo zum Vorbild; aber man wird auch gebehen, bemerkt Burckhardt,
»dafs be von allen Nachahmungen die freieben und eigenthümlichben bnd.a
In die letzten Lebensjahre SanlovinoL fällt die Anlage der Scala dVro, der
goldenen Treppe, welche in die Prachtgemächer des Dogenpalabes hinauf-
führt. Der befchränkte Raum gebattete ihm die Entwicklung eines originellen
architektonifchen Gedankens nicht. Er mufste den Schwerpunkt auf die decorative
Ausbattung legen und entfaltete hierbei in Statuen, Reliefs, Ornamenten, Malereien
und Vergoldungen einen unerhörten Aufwand. Er hat wenig mehr als den Ent-
wurf geliefert; das Werk wurde, obwohl 1558 begonnen, erb beben Jahr nach
feinem Tode von Aleffandro Vittoria vollendet, der, wie an vielen Schöpfungen
SanlovinoT, auch an diefer einen wefentlichen Antheil gehabt hat.
Jacopo Sanfovino barb am 2/. November 1570 nach einer dreiundvierzig-
jährigen, ununterbrochenen Wirkfamkeit in Venedig, in einem Alter von pß Jahren,
wenn man der Infchrift glaubt, welche ihm fein Sohn in einer Capelle von San
Geminiano gewidmet hat, in welcher er beigefetzt wurde. Das öffentliche Todten-
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die offenbar im Hinblick auf Michelangelo^ David entbanden lind. Aber wie weit
ib Sanfovino hinter feinem verhafsten Rivalen zurückgeblieben! Wie manierirt
und gezwungen ib die Stellung des Neptun und wie unglücklich die des breit-
ausfchreitenden Mars, deffen Körperlab gleichmäfsig auf beide Beine vertheilt ib!
Die Formenbehandlung ib oberflächlich und in den Proportionen das richtige
Mals verfehlt. Es bnd zwei decorative Effektbücke, die bch bereits bark dem
fchwülbigen Barockbil zuneigen.
Um fo erfreulicher find die zahlreichen Bronzearbeiten Sanfovino's im Chor
von San Marco, insbefondere die kleine in die Sacribei führende Bronzethür mit
den beiden Reliefs der Grablegung und der Auferbehung und mit liegenden
Prophetengebalten in den umfchliefsenden Friefen und mit Büben in den quadra-
tifchen Eckfeldern. Die Haltung der figurenreichen Reliefs ib, wie gewöhnlich
bei Sanfovino, eine bark malerifche, die aber hier zu um fo gröfserer Wirkung
kommt, als die Dunkelheit des Ortes eine Betrachtung der Thür nur bei Kerzen-
lchein gebattet. Von den Propheten- oder Apobelköpfen tragen nach dem Zeug-
nifs Francesco Sanfovinob drei die Züge Tizians, Aretinob und des Schöpfers der
Bronzethür. Die Phantahe der Ciceroni hat dazu noch einen Palma vecchio und
einen Paul Veronefe hinzugedichtet. Wenn Francesco lagt, fein Vater hätte
20 Jahre an der Bronzethür gearbeitet, fo ib das nicht ganz buchbäblich zu
nehmen. Denn diefelbe wurde ihm 1356 aufgetragen. Er kann alfo nur, felbb
wenn er bis zu feinem Tode daran gearbeitet hat, vierzehn Jahre darauf verwendet
haben. Allerdings ib die Sauberkeit des Guffes von folcher Vollendung, dafs
Sanfovino bei der Modellirung mit gröfster Sorgfalt zu Werke gegangen fein
muls. Die fechs bereits erwähnten bronzenen Reliefs mit den Wundern des hl.
Markus, im Chor rechts und links vom Eingang, leiden durch die Ueberfülle der
Motive, wenngleich es ihnen nicht an dramatifchem Leben fehlt, ebenfo die
Reliefs mit Epiloden aus dem Leben des h. Antonius in der Kirche S. An-
tonio zu Padua. Im Chor von San Marco bnd auch die htzenden Bronzebatuetten
der vier Evangeliben auf der Balubrade links vor dem Hochaltar und die ver-
goldete Bronzethür des Sacramentshäuschens von ihm. Auf diefer Thür beht
man in anmuthiger Compobtion den Heiland von Engeln umichwebt, welche die
Marterwerkzeuge tragen. Den vier Evangeliben diente augenfcheinlich der Mofes
des Michelangelo zum Vorbild; aber man wird auch gebehen, bemerkt Burckhardt,
»dafs be von allen Nachahmungen die freieben und eigenthümlichben bnd.a
In die letzten Lebensjahre SanlovinoL fällt die Anlage der Scala dVro, der
goldenen Treppe, welche in die Prachtgemächer des Dogenpalabes hinauf-
führt. Der befchränkte Raum gebattete ihm die Entwicklung eines originellen
architektonifchen Gedankens nicht. Er mufste den Schwerpunkt auf die decorative
Ausbattung legen und entfaltete hierbei in Statuen, Reliefs, Ornamenten, Malereien
und Vergoldungen einen unerhörten Aufwand. Er hat wenig mehr als den Ent-
wurf geliefert; das Werk wurde, obwohl 1558 begonnen, erb beben Jahr nach
feinem Tode von Aleffandro Vittoria vollendet, der, wie an vielen Schöpfungen
SanlovinoT, auch an diefer einen wefentlichen Antheil gehabt hat.
Jacopo Sanfovino barb am 2/. November 1570 nach einer dreiundvierzig-
jährigen, ununterbrochenen Wirkfamkeit in Venedig, in einem Alter von pß Jahren,
wenn man der Infchrift glaubt, welche ihm fein Sohn in einer Capelle von San
Geminiano gewidmet hat, in welcher er beigefetzt wurde. Das öffentliche Todten-