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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,3): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1879

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Janitschek, Hubert: Die Caracci: Lodovico, geb. in Bologna 1555, gest. daselbst 1619 : Agostino, geb. ebenda 1557, gest. in Parma 1602 : Annibale, geb. ebenda 1560, gest. in Rom 1609
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https://doi.org/10.11588/diglit.36093#0515

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DIE LETZTEN AUSLÄUFER DER FAMILIE.

ßi

lange Modellirungsfcalen hervorbringen wollte, hat er mit Recht leinen Malgrund
fehr verdunkelt (dunkler Bolus). Seine Carnation ift auf dem Braunroth des
Grundes mit lehr fchöner verfchmolzener, gleichfalls ziemlich dunkel gehaltener
Blaugrauuntertulchung vorbereitet. Auf dieles Blaugrau, welches mit dem Bolus
Neutralgrau ergibt, kommt die Ichön impaftirte localfarbige Deckfarbenmodellirung
zu flehen, und dann folgt forgfältige Lokalfarbenlafur.a(^)
Als Menlch zeichnete fleh Lodovico durch Herzensgüte, Uneigennützigkeit
und Rechtlichkeit im Verfprechen und Handeln ganz befonders aus; der Schlicht-
heit feines Welens tritt die kleine Schrulle nicht entgegen, dals er nicht mit
))Magnifico«, fondern mit Ulluftrea: angeredet lein will. Er liebte es, wie Agoftino,
hch vornehm zu kleiden — was feiner proportionirten kräftigen Gehalt, verbunden
mit dem intelligenten Gehchte, ein ehrwürdiges Ausfehen gab.
LodovicoN Bruder Paolo ift kaum viel über handwerkliche Hilfe, die er feinem
Bruder leiftete, hinausgekommen; im Jahre 1606 war er betheiligt an der Aus-
führung der Deckenmalereien in der Kapelle der Seidenzunft der Kirche Sta.
Maria della Pieta.
Ein bedeutendes Talent fcheint Francesco, Sohn eines Giovan Antonio (der
ein Bruder des Annibale und Agoflino war), beleffen zu haben. Auf ihn beziehen
hch die Worte eines Zeitgenoffen: ^Bei dielen Caracci ift eine grolse Begabung
für Malerei erblich, wie man an jenem jungen Mann, der diefer Familie angehört
und eben 24 (?) Jahre alt in Bologna lebt, erfehen kann. Von ihm wie von dem
Söhnchen des Antonio darf man hohen, dafs der künftlerilche Ruhm dieler Fa-
milie hch erhalten und mehren werde — und zwar dies um fo mehr, als der
Caracci, um den es hch hier handelt, Verwandter all der andern ift, das Erbe
allo all diefer antritt und fo ohne Zweifel deren Anlagen zur Vollkommenheit
entwickeln wird. Hat doch diele Familie die Kunft zu folcher Herrlichkeit ent-
wickelt, dals heute Bologna mit Hintanfetzung aller andern Städte ein Athen der
Malerei geworden, indem hier allein mehr Maler von Ruf hch behnden, als in
allen anderen Städten zulammen.K(13) Aber die Hoffnung erfüllte hch nicht; Fran-
cesco ftarb fchon am ß. Juni 1622, 2/ Jahre alt, das Söhnchen des Antonio im
Jahre 1624, nachdem es kaum das hebente Lebensjahr erreicht hatte.
Was aber Annibale, Agoftino und Lodovico betrifft, fo darf dies Capitel wohl
mit den Worten des ehrlichen Sandrart gelchloffen werden:
^Alle drei Caracci haben in der Kunft zwar glückliche, in der zeitlichen Güter
Wolfahrt aber ganz lchlechte progreis gemacht, dals he allo ohne Ergetzlichkeit
ihr Leben enden müffen, zwar unwiffend, dals ihr tugendlahmer Nähme bey der
Nachwelt einigen Nachklang Lobes, Ruhmes und Ehre haben werde, wormit he
jedoch billig zu ihrem unendlichen Preils, nach ihrem Tod gekrönet werden lohen.R
 
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