Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,3): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1879

DOI article:
Janitschek, Hubert: Guido Reni, Domenico Zampieri, Francesco Albani, Francesco Barbieri
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.36093#0534

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
50

DIE MALERSCHULE VON BOLOGNA.

GotC der Handelnden und APiPirenden an den Heiligen — Peigert lieh bis zum
Pathos, bleibt aber von jeder Aeufserlichkeit frei. Die Formengebung zeigt einen
entfchiedenen Naturalismus, der aber doch fo weit gedämpft iP, als dies dem
idealen Inhalt entfpricht. Die Farbe ift ziemlich kühl gePimmt (ein ins Bläuliche
gedämpftes Braun dominirt), dabei aber voll Harmonie und nicht ohne Kraft; die
Durchführung zeigt in jedem PinfelPrich die Geiftesgegenwart des Ktinftlers.
Schweift der Blick von DomenichinoL "Letzter Communion« zu RaPaeks
TransPguration hinüber, fo wird Einem klar, was diefer Zeit trotz höchftem Stre-
ben mangelte. Die "Letzte Communion« ift ein Werk vollfter künPlerifcher
GewiPenhaftigkeit, auch voll reifen Kunftverftandes und von Parker Empfindung
durchwärmt: aber dem discreten Naturalismus der CharakteriPik mangelt die
unergründliche Lebensfülle, die gleichtam in alle Falern verPrömte Lebensenergie
der QuattrocentiPen; verglichen aber mit den grofsen CinquecentiPen erfcheint
der KünPler gewiffermatsen gebunden in CompoPtion und Formengebung.
Tief fühlt man es, wie die Enthüllung lauterer Schönheit eine "Gnade« iP, die die
eine Epoche verklärt, einer andern vertagt iP, und wie in diefem Falle zu folcher
hohen freien lebensvollen Schönheit keine KraftanPrengung, keine raPlofe Arbeit
emporführt.
Domenichino erhielt für die "Letzte Communion« 50 Scudi. Sobald das Werk
vollendet, erwartete ihn ichon wieder ein neuer Auftrag; er tollte eine Kapelle
der 1588 erbauten franzöPfchen Nationalkirche mit Fresken aus dem Leben der
h. Cäcilia austchmücken. Von dielen Wandbildern hat das eine die Spendung
von Almofen durch die Heilige, das andere den Tod der Heiligen zum Vorwurfe.
In den Deckengemälden Pnd folgende Begebenheiten dargePellt: »Das Gericht
will Cäcilia zwingen, den Göttern zu opfern«; "Krönung Cäciliens und ihres Bräu-
tigams durch einen Engel«; "Die Aufnahme der Heiligen in den Himmel«. Die
beiden Gemälde: "Cäcilia und Valerian von einem Engel gekrönt« und "Tod Cä-
ciliens« Pnd in CompoPtion und Formengebung vortrefPich; immer wieder begegnet
uns in den Details eine mit naturwahrer, realiPifcher Treue verbundene Grazie
des Ausdrucks, worin DomenichinoN tchönPes Sondergut bePeht; in der Almofen-
fpendung wagt Pch die naturaliPifche Neigung des KünPlers freilich fehr weit,
doch Peht man ihm dies gerne nach im Hinblick auf die Formenallgemeinheit,
welche die Werke der ichwächeren Schüler der Caracci für das Auge fo lang-
weilig macht.

Unterm 19. Juli 161/ tchrieb Lodovico Caracci von Bologna aus an den
KunPfreund Ferrante Carlo:
"Hier iP ein wahrer Zufammenlauf der erPen Maler. Es iP Herr Domenico
di San Pietro (Zampieri) angelangt, von einem Rufe, den Pe kennen. Herr Antonio
Caracci wird binnen 1$ oder 20 Tagen unter uns fein .... Herr Lionello
Spada iP zurückgekehrt und auch ein Herr Francesco von Cento eingetroPen;
diefer iP hier, um für den Herrn Cardinal-Erzbilchof einige Bilder zu malen, und
er zeigt Pch ganz heroifch. Ich übergehe den Herrn Albano und Andere, welche
alle die Sehntucht nach dem Vaterlande zurückgeführt hat und welche die erPen
Maler Italiens Pnd.« Unterm 2$. Juli desfelben Jahres tchrieb dann Lodovico
gleichfalls an Ferrante Carlo: "Es iP hier ein junger Mann aus Cento gebürtig,
 
Annotationen