Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,3): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1879

DOI article:
Regnet, Carl Albert: Salvator Rosa: geb. 1615 in Arenella, gest. in Rom 1673
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.36093#0620

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
iS

SALVATOR ROSA.

Ricciardi, in welchem er von dem erften der genannten Bilder fpricht, geht hervor,
dafs er den Stoff Plutarch entnahm, und aus einem anderen wenige Wochen fpäter
gefchriebenen ift zu erfehen, dafs er eben Philoflrat's Leben des Apollonius gelefen.
Wie vertraut er mit Salluttwar, zeigt fein berühmtes Bild ,,dieVerfchwörungdes
Catilina", in welchem er namentlich in der Charakteriftik der Hauptperfon, dann des
Quintus Curius und des Julius Cäfar fehr Bedeutendes leiflete. Seine Thätigkeit
als Künftler liefs ihn alfo die alten Clafhker nicht aus den Augen verlieren.
Es waren fchlimme Zeiten für Kund und Künfller, die Jahre 1664 und 166$.
In Spanien und Portugal, in den Niederlanden und in Ungarn loderte die Kriegs-
fackel, und ununterbrochen hemmten Truppenmärfche den Verkehr; in London
raffte die Pefl in kurzer Fritt 160,000 Menfchen hin. Zu Beginn des Jahres 1665
fchrieb Salvator Rofa, feit Jahresfrifl habe kein Hund mehr eine Behebung
gemacht, und wenn das mit dem Kriege fo fortgehe, fo könne er feine Pinfel in
den Garten pflanzen. Was er an Guthaben für abgegebene Bilder ausflehen
habe, betrage wohl an taufend Scudi, aber es fei aufserordentlich fchwer, etwas
einzutreiben, und fo lebe er einftweilen vom Radiren. Sich philofophifch tröftend
fügte er bei: wMein Freund, unter Reichthum mufs in der Seele liegen, und wir
müffen uns begnügen, vom Glücke tropfenweife zu fchlürfen, wenn Andere es in
vollen Zügen trinken«. Im folgenden Jahre konnte er dann wieder von ver-
fchiedenen Aufträgen berichten, die er erhalten und einige Zeit darauf feierte
er fogar einen neuen glänzenden Triumph.
AmFefltage der Enthauptung des heil. Johannes fand, wie erwähnt, in Rom
alljährlich eine Kunhaushellung hatt. Im Jahre 1666 trat der Bruder des neuge-
wählten Paphes, Innocenz X., mitfammt feinen vier Söhnen in den Verein, der diefe
Angelegenheit in die Hand nahm. Zu diefem Zwecke ward das Belte, was Rom
an Gemälden aufzuweifen hatte, namentlich auch die kofibare Sammlung der
Königin Chriltine von Schweden, zufammengeholt, die, wie Salvator Rofa fchrieb,
allein im Stande gewefen wäre, die Hölle felber ins Bockshorn zu jagen
(a spaventare il medehmo inferno). Nur der Ehrgeiz Salvator's wagte es
mit den anerkannten Meilterwerken in die Schranken zu treten. Nicht ohne
Mühe erhielt er auch die Erlaubnifs zur Betheiligung und ftellte darauf den
König Saul und die Hexe von Endor und den heiligen Georg mit dem Drachen
aus. Sein Erfolg war ein ungeheurer; dennoch blieb sein Ehrgeiz unbefriedigt.
War es ihm doch noch immer vertagt, ein öffentliches Gebäude mit einem
Werke feines kunltreichen Pinfels zu fchmücken, obwohl er volle dreifsig Jahre
in Rom gelebt. Endlich ward auch diefer Wunfch erfüllt. Filippo Nerli, des
Papltes Depolitar, beltellte bei ihm ein Altarblatt für feine Kapelle in San Gio-
vanni de' Fiorentini, und der Künftler widmete lieh feinem neuen Werke, dem Mar-
tyrium der Heiligen Cosmas und Damian, mit folchem Eifer, dafs er nach feinen
eigenen Worten Effen und Trinken darüber vergafs und hch fchliefslich krank
arbeitete. Damals war es, wie Pafseri erzählt, dafs er in die mehr als Holzen Worte
ausbrach: "Nun, was fagen die Boshaften jetzt? Begreifen he endlich, dafs
ich es verliehe, grofse Figuren zu malen? Michelangelo mag hergehen und das
Nackte beffer zeichnen als ich, wenn er es kann. Jetzt habe ich der Welt das
Maul gehopft, denn ich habe ihr gezeigt, was ich zu leihen vermag!«
 
Annotationen