DIE ILLUSTRATION IM DIENSTE DES HOFES.
Silvehre waren in diefem Sinne thätig. Daneben blüht die Darheilung der einzelnen
Perfönlichkeit: Philippe Champagne, Lebrun, Rigaud als Maler, Maffon, Edelinck,
Nanteuil, die Drevet als Stecher des Bildniffes feierten damals ihre Triumphe. In
ihnen erheigt die franzölifche Kunft überhaupt ihre Höhe. Als Illuhration diefer
Zeit franzöhfchen Ruhmes mühen deshalb ganz befonders die mannigfachen Werke
gelten, welche Porträts der Zeitgenoffen mit entfprechendem Text zu ganzen
Werken vereinen, fo vor allem das Werk «Portraits des hommes illuhres" von
Perrault. — Ein einziger Künfller macht eine Ausnahme von dem Zuge der Zeit
und illuhrirt in verfchiedenen Folgen, nicht ohne Geift, das Familienleben, die
Thätigkeit der arbeitenden Claffen; es ift Abraham Boffe.
Mit dem Nachfolger Ludwig's ändert hch der Charakter des Hoflebens und
fomit der ganzen Gefellfchaft. Der Hauptaccent liegt jetzt nicht auf dem Glanz
des Kriegs- und Staatsruhmes, fondern auf der Kunft, das Leben zu geniefsen.
Und der Hof wie die ganze vornehme Gefellfchaft hat diefe zweifelhafte Kunhfertig-
keit zur höchften Vollendung gebracht. Dafs man aber beimVollgenufs des tollften,
rafünirtehen Freudentaumels zugleich zuweilen fromm nach dem Himmel fchielte, wird
Niemanden befremden, der die menfchliche Natur kennt. Ift doch eine königliche
Maitreffe — freilich erft im Alter — eine fromme Nonne geworden. Für folche
heilige Anwandlungen von Seelen, die den Raufch bacchantifcher Seligkeit in
ftiller Klaufe der Meditation ausfchlafen wollten, lieferten gefällige Verleger und
Künftler illuftrirte Bibeln und andere fromme Werke, wie das Officium der Maria
und die Bekenntniffe des heil. Auguftin. Freilich verriethen diefe religiöfen
Darftellungen nur zu oft deutlich, dafs ihre Zeichner hch auf andren Gebieten
mehr zu Haus fühlten. So lieferte Cochin einft Illuftrationen für das Brevier von
Chartres, welche die Kanoniker wegen der allzuweltlichen Compohtionen nicht
annehmen wollten.
Die vielen Hoffefte befchäftigen in zweierlei Richtung jetzt die Iiluftratoren
noch mehr als unter der vorigen Regierung. Theils wurden ganze Werke mit
Kunftbeilagen herausgegeben — fo über die Feftlichkeiten, welche die Stadt Paris
bei der Vermählung der Prinzeffin Louife Elifabeth 173p und bei jener des Dauphin
1747 gab. Die Stiche find vom Architekten J. F. Blondel. Oder einzelne Künfller
liefsen die Darftellungen gröfserer Fehe und Feierlichkeiten als fliegende Blätter
crfcheinen. Derartiger durch den Stich veröffentlichten Repräfentationen, Feftlich-
keiten, Krönungen, Bälle und feierlichen Beftattungen fürftlicher Perfönlichkeiten
giebt es eine reiche Anzahl. Sie leifteten den Dienft unferer heutigen illuftrirtcn
Zeitungen; für die Zeitgefchichte find he höchft intereffant, aber natürlich heut-
zutage feiten genug zu finden So war Cochin eigens als Zeichner der königlichen
Fefte an gehellt. Wie er die Verlobungen und Hochzeitsfehe am Hofe zeichnete
und hach, fo haben wir von ihm auch die Darftellung einer Illumination in
Verfailles, 1739, einer Audienz des ttirkifchen Gefandten, 1740, einer Pompe funebre
für die verhorbene Königin von Sardinien, 1741, und anderes mehr.
Abgefehen von diefen Arbeiten aber erblüht nunmehr die eigentliche Buch-
illuhration durch Stich und Radirung in bisher ungeahnter Weife. So wurden
von alten Clafhkern Homer, Virgil, Vellejus Paterculus, Ovid, Lukrez, Martial,
Properz, Theokrit und Anakreon vom Griffel der Zeichner verherrlicht. Die
Silvehre waren in diefem Sinne thätig. Daneben blüht die Darheilung der einzelnen
Perfönlichkeit: Philippe Champagne, Lebrun, Rigaud als Maler, Maffon, Edelinck,
Nanteuil, die Drevet als Stecher des Bildniffes feierten damals ihre Triumphe. In
ihnen erheigt die franzölifche Kunft überhaupt ihre Höhe. Als Illuhration diefer
Zeit franzöhfchen Ruhmes mühen deshalb ganz befonders die mannigfachen Werke
gelten, welche Porträts der Zeitgenoffen mit entfprechendem Text zu ganzen
Werken vereinen, fo vor allem das Werk «Portraits des hommes illuhres" von
Perrault. — Ein einziger Künfller macht eine Ausnahme von dem Zuge der Zeit
und illuhrirt in verfchiedenen Folgen, nicht ohne Geift, das Familienleben, die
Thätigkeit der arbeitenden Claffen; es ift Abraham Boffe.
Mit dem Nachfolger Ludwig's ändert hch der Charakter des Hoflebens und
fomit der ganzen Gefellfchaft. Der Hauptaccent liegt jetzt nicht auf dem Glanz
des Kriegs- und Staatsruhmes, fondern auf der Kunft, das Leben zu geniefsen.
Und der Hof wie die ganze vornehme Gefellfchaft hat diefe zweifelhafte Kunhfertig-
keit zur höchften Vollendung gebracht. Dafs man aber beimVollgenufs des tollften,
rafünirtehen Freudentaumels zugleich zuweilen fromm nach dem Himmel fchielte, wird
Niemanden befremden, der die menfchliche Natur kennt. Ift doch eine königliche
Maitreffe — freilich erft im Alter — eine fromme Nonne geworden. Für folche
heilige Anwandlungen von Seelen, die den Raufch bacchantifcher Seligkeit in
ftiller Klaufe der Meditation ausfchlafen wollten, lieferten gefällige Verleger und
Künftler illuftrirte Bibeln und andere fromme Werke, wie das Officium der Maria
und die Bekenntniffe des heil. Auguftin. Freilich verriethen diefe religiöfen
Darftellungen nur zu oft deutlich, dafs ihre Zeichner hch auf andren Gebieten
mehr zu Haus fühlten. So lieferte Cochin einft Illuftrationen für das Brevier von
Chartres, welche die Kanoniker wegen der allzuweltlichen Compohtionen nicht
annehmen wollten.
Die vielen Hoffefte befchäftigen in zweierlei Richtung jetzt die Iiluftratoren
noch mehr als unter der vorigen Regierung. Theils wurden ganze Werke mit
Kunftbeilagen herausgegeben — fo über die Feftlichkeiten, welche die Stadt Paris
bei der Vermählung der Prinzeffin Louife Elifabeth 173p und bei jener des Dauphin
1747 gab. Die Stiche find vom Architekten J. F. Blondel. Oder einzelne Künfller
liefsen die Darftellungen gröfserer Fehe und Feierlichkeiten als fliegende Blätter
crfcheinen. Derartiger durch den Stich veröffentlichten Repräfentationen, Feftlich-
keiten, Krönungen, Bälle und feierlichen Beftattungen fürftlicher Perfönlichkeiten
giebt es eine reiche Anzahl. Sie leifteten den Dienft unferer heutigen illuftrirtcn
Zeitungen; für die Zeitgefchichte find he höchft intereffant, aber natürlich heut-
zutage feiten genug zu finden So war Cochin eigens als Zeichner der königlichen
Fefte an gehellt. Wie er die Verlobungen und Hochzeitsfehe am Hofe zeichnete
und hach, fo haben wir von ihm auch die Darftellung einer Illumination in
Verfailles, 1739, einer Audienz des ttirkifchen Gefandten, 1740, einer Pompe funebre
für die verhorbene Königin von Sardinien, 1741, und anderes mehr.
Abgefehen von diefen Arbeiten aber erblüht nunmehr die eigentliche Buch-
illuhration durch Stich und Radirung in bisher ungeahnter Weife. So wurden
von alten Clafhkern Homer, Virgil, Vellejus Paterculus, Ovid, Lukrez, Martial,
Properz, Theokrit und Anakreon vom Griffel der Zeichner verherrlicht. Die