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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,1): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Dohme, Robert: Karl Friedrich Schinkel: geb. in Neu-Ruppin d. 13. März 1871, gest. in Berlin d. 9. October 1841
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https://doi.org/10.11588/diglit.36323#0031
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SEINE INNENDEKORATIONEN.

21

Wohlthuende, behagliche Innendecora-
tionen zu fchaRen, war Schinkel überhaupt
vertagt; felbR in den Fällen, wo es recht
eigentlich auf wohnliche Pracht ankam, bei
der AusRattung ftirfHicher Gemächer be-
hält er etwas Kaltes und FroRiges. Und
man darf nicht als Rechtfertigung den
Zeitgefchmack überhaupt anführen. Freilich
trilR ihn der Vorwurf nicht allein, ertheilt
diefen Mangel mit allen Zeitgenoffen; aber
während er fonR fo vielfach Bahnbrecher
neuer Gedanken wird, bleibt er hier nicht
nur in der allgemeinen Anfchauung Recken,
fondern treibt he fogar hier und da bis
ins Extrem.
Beweis dafür die mannigfachen Ein-
richtungen fürRlicher und privater Woh-
nungen in Berlin und Potsdam. Im Ge-
werbemufeum zu Berlin befindet fich ein
Stuhl nach Schinkels Zeichnung aus dem
Palais Sr. K. Hoheit des Prinzen Karl von
Preufsen; das für den Zeitgefchmack äufserR
charakteriRifchc Modell iR zu gleicher Zeit
das MuRer eines unbequemen von allen
Seiten den darauf Sitzenden drückenden
Möbels. — Sind wir aber nicht ungerecht,
wenn wir die Anforderungen unferer Zeit
als MafsRab an eine andere Periode legen?
Könnten wir nicht in den Augen der Nach-
^welt die Irrenden, die Zeit Schinkels die
recht handelnde fein? In diefem Falle ge-
wifs nicht; denn unfer Urthcil befindet Reh
da in UebereinRimmung mit den Anfchau-
ungen faR aller vergangenen Perioden.
Und gerade die Antike hätte Schinkel
das MuRer für behaglich bequeme Ruhe-
htze, für weiche PolRerung und das Unter-
fchieben von allerlei Pfühlen geben können.
Wie bequem ohingegoffem< fehen wir die
Sitzenden auf Vafen und Wandbildern!
Wie ungemein bequem find felbR die hier
und da auf uns gekommenen monumen-
talen Sitze! Aehnliches gilt von der far-
bigen Dekoration. Die gebrochenen P'ar-
ben find vielfach crR Erfindungen unferer


Entwurf für einen Königspalaft auf der Akropolis von Athen.
 
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