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KARL FRIEDRICH SCHINKEL.
Zeit, die Farbenfreude felbh aber ift fo alt wie die Menfchheit und wie die Luft
an weichen bequemen Ruhelagern und -fitzen. Schinkel aber hat die am Ende
des vorigen Jahrhunderts Mode gewordene Negation diefer beiden Forderungen
im grolsen Ganzen bis ans Ende feiner Wirkfamkeit wachgehalten.
Im Jahre 1825 hatte endlich der feit dem Anfang des Jahrhunderts in Berlin
hch regende Gedanke der Errichtung eines grofsen, die verfchiedenen im Staats-
und Hof behtz befindlichen Kunftfammlungen beherbergenden Mufeums feile Gehalt
gewonnen. Anfänglich hatte man hierfür das Gebäude der Kunhakademie erfehen,
welches zweckdienlich erweitert werden follte. Im Januar 1823 trat Schinkel als
Mitglied der für die Errichtung des Mufeums eingefetzten Kommifhon mit feinem
Gegenvorfchlag hervor, durch welchen er hatt des kohfpieligen Umbaues einen
Neubau projektirte und zwar an der Stelle, wo damals ein Kanal den Luhgarten
im Norden begrenzte. Das Jahr 1824 verging noch unter den Vorbereitungs-
arbeiten; auch war Schinkel längere Zeit hindurch auf einer zweiten Reife nach
Italien abwefend, fo dafs erh im Juni 1823 der Grundhein zu dem Gebäude ge-
legt wurde. Vom April bis Auguh des folgenden Jahres finden wir Schinkel
wieder auf Reifen, und zwar wandte er hch diesmal im Aufträge des Staates
nach England und Frankreich, um die dortigen Mufeumsbauten kennen zu ler-
nen; denn Deutfchland befafs damals überhaupt noch kein eigens für Mufeums-
zwecke errichtetes Gebäude, welches hätte als Vorbild dienen können.
Am 3. Auguh 1830 fand die feierliche Eröffnung des vollendeten Werkes
hatt. Schinkel hat in diefem Bau im grofsen Ganzen, wie oben erwähnt, feinen
Jugendgedanken vom Jahre 1802 wieder aufgenommen. Gemeinfam ih beiden
Entwürfen die grofse von einem Rechteck umfchloffene Rotunde; aber wie reif ent-
wickelt heht derKünhler in dem ausgeführten Werke der Jugendarbeit gegenüber!
Verfchwunden ih die grofse halbrunde Nifche des Einganges, jene Erfindung der
Zopfzeit, die plumphe Ausdrucksweife für den Gedanken des zum Eintritt ein-
ladenden; he ih erfetzt durch die jetzige fehlichc und prächtige Front, die ver-
körperte Idee eines der Oeffentlichkeit zu weihevollem Genufs behimmten Baues.
Mit Recht ih dies Werk Schinkels fein populärhes geworden — es ih fein
bedeutendhes. Den vollen Genufs diefer überaus glücklichen Frontbildung gewinnt
man an fonnigen Wintervormittagen, wenn die Strahlen der tiefhehenden Sonne
die Hinterwand der Vorhalle treffen, die farbigen Fresken von den einfarbigen
herrlichen Säulen abhebend und zugleich den in tieferes Dunkel zurückfpringen-
den Mittelraum fcharf markirend. Zwang Schinkel die Rücklicht auf den Platz,
namentlich im Hinblick auf das in den Mafsen fo gewaltige Königsfchlofs, dazu,
— um nicht aus dem Mafshab zu fallen,— feinem viel kleineren Bauwerk durch die
mächtige Säulenfront ein imponirendes Aeufsere zu geben, dem freilich die Thei-
lung des Innern in zwei Gefchoffe nicht entfpricht, fo wufste er mit feinfühligem
Sinn diefe Zweitheilung doch in der Front zu markiren, indem er die Treppen
nach aufsen in den vertieften mittleren Theil der Vorhalle legte. So viel ih
bereits über diefes Werk Schinkels wie über feine fämmtlichen Hauptbauten ge-
fchrieben worden, dafs diefe Schilderung hch auf wenige Bemerkungen befchrän-
ken mufs, wenn he nicht Gefahr laufen will, oft Getagtes zu wiederholen. Her-
vorzuheben ih vor allem der glückliche Raumhnn, den die Anlage offenbart.
KARL FRIEDRICH SCHINKEL.
Zeit, die Farbenfreude felbh aber ift fo alt wie die Menfchheit und wie die Luft
an weichen bequemen Ruhelagern und -fitzen. Schinkel aber hat die am Ende
des vorigen Jahrhunderts Mode gewordene Negation diefer beiden Forderungen
im grolsen Ganzen bis ans Ende feiner Wirkfamkeit wachgehalten.
Im Jahre 1825 hatte endlich der feit dem Anfang des Jahrhunderts in Berlin
hch regende Gedanke der Errichtung eines grofsen, die verfchiedenen im Staats-
und Hof behtz befindlichen Kunftfammlungen beherbergenden Mufeums feile Gehalt
gewonnen. Anfänglich hatte man hierfür das Gebäude der Kunhakademie erfehen,
welches zweckdienlich erweitert werden follte. Im Januar 1823 trat Schinkel als
Mitglied der für die Errichtung des Mufeums eingefetzten Kommifhon mit feinem
Gegenvorfchlag hervor, durch welchen er hatt des kohfpieligen Umbaues einen
Neubau projektirte und zwar an der Stelle, wo damals ein Kanal den Luhgarten
im Norden begrenzte. Das Jahr 1824 verging noch unter den Vorbereitungs-
arbeiten; auch war Schinkel längere Zeit hindurch auf einer zweiten Reife nach
Italien abwefend, fo dafs erh im Juni 1823 der Grundhein zu dem Gebäude ge-
legt wurde. Vom April bis Auguh des folgenden Jahres finden wir Schinkel
wieder auf Reifen, und zwar wandte er hch diesmal im Aufträge des Staates
nach England und Frankreich, um die dortigen Mufeumsbauten kennen zu ler-
nen; denn Deutfchland befafs damals überhaupt noch kein eigens für Mufeums-
zwecke errichtetes Gebäude, welches hätte als Vorbild dienen können.
Am 3. Auguh 1830 fand die feierliche Eröffnung des vollendeten Werkes
hatt. Schinkel hat in diefem Bau im grofsen Ganzen, wie oben erwähnt, feinen
Jugendgedanken vom Jahre 1802 wieder aufgenommen. Gemeinfam ih beiden
Entwürfen die grofse von einem Rechteck umfchloffene Rotunde; aber wie reif ent-
wickelt heht derKünhler in dem ausgeführten Werke der Jugendarbeit gegenüber!
Verfchwunden ih die grofse halbrunde Nifche des Einganges, jene Erfindung der
Zopfzeit, die plumphe Ausdrucksweife für den Gedanken des zum Eintritt ein-
ladenden; he ih erfetzt durch die jetzige fehlichc und prächtige Front, die ver-
körperte Idee eines der Oeffentlichkeit zu weihevollem Genufs behimmten Baues.
Mit Recht ih dies Werk Schinkels fein populärhes geworden — es ih fein
bedeutendhes. Den vollen Genufs diefer überaus glücklichen Frontbildung gewinnt
man an fonnigen Wintervormittagen, wenn die Strahlen der tiefhehenden Sonne
die Hinterwand der Vorhalle treffen, die farbigen Fresken von den einfarbigen
herrlichen Säulen abhebend und zugleich den in tieferes Dunkel zurückfpringen-
den Mittelraum fcharf markirend. Zwang Schinkel die Rücklicht auf den Platz,
namentlich im Hinblick auf das in den Mafsen fo gewaltige Königsfchlofs, dazu,
— um nicht aus dem Mafshab zu fallen,— feinem viel kleineren Bauwerk durch die
mächtige Säulenfront ein imponirendes Aeufsere zu geben, dem freilich die Thei-
lung des Innern in zwei Gefchoffe nicht entfpricht, fo wufste er mit feinfühligem
Sinn diefe Zweitheilung doch in der Front zu markiren, indem er die Treppen
nach aufsen in den vertieften mittleren Theil der Vorhalle legte. So viel ih
bereits über diefes Werk Schinkels wie über feine fämmtlichen Hauptbauten ge-
fchrieben worden, dafs diefe Schilderung hch auf wenige Bemerkungen befchrän-
ken mufs, wenn he nicht Gefahr laufen will, oft Getagtes zu wiederholen. Her-
vorzuheben ih vor allem der glückliche Raumhnn, den die Anlage offenbart.