PETER CORNELIUS UND JULIUS SCHNORR.
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und die italienifche Kund, von diefer gemeinfamen Quelle ausgehend, im
Verlaufe ihrer Entwicklung in parallel einander entfprechenden Entwicldungs-
dufen einander zudrebend, fchliefslich ihren gemeinfamen Höhepunkt in der Her-
vorbringung des göttlichen Raffael feiern. Diefer Grundannahme entfpricht die
äufsere Anordnung, dafs die Anfänge der Gefchichte in die beiden äufserden
Arkaden verlegt lind, fo dafs der Fortgang der Gefchichte von beiden Seiten
nach der Mitte dch wendet und hier, im Centrum, feine Vereinigung in Raffael
findet. Dementfprechend dnd die, den bildlichen Dardellungen erläuternd folgen-
den, fymbolifchen und allegorifchen fowie die ornamentalen Ausfchmückungen
in je zwei, der Reihe nach dch entfprechenden Arkaden diefelben: in der erden
und der fünfundzwanzigden, der zweiten und der vierundzwanzigden u. d w.
Gerade hierbei tritt die Willkür der Anordnung am fchlagendden hervor. Andrer-
feits macht dch aber auch gerade in diefen Zuthaten die dichterifche Erdndung
fowie der feine Schönheitsdnn des Meiders in trefflichder Weife geltend, wo-
neben die hidorifchen Dardellungen in den Lünetten fowohl wie in den Kuppel-
feldern minder bedeutend erfcheinen. Eigentümlich aber id es, wie die beiden
Grundgedanken, welche die alten römifchen Freunde gemeinfam erfüllen und
bei allen nach kündlerifchem Ausdruck ringen, nämlich dafs Religion und Kund
im innigden, die Gröfse der letzteren bedingenden Zufammenhange dehen, und
dafs Deutfchland und Italien in Religion und Kund aufs engde verknüpft dnd,
bei Cornelius bis in die gefchichtliche Auffaffung eindringen, dadurch aber einen
grofsartigeren Ausdruck gefunden haben als bei den andern Kündlern diefer
Richtung. Ja, man kann fagen dafs die verfchiedenartige Auffaffung und Dar-
dellung diefer Grundanfchauungen gerade fehr geeignet id einen Blick in die Ver-
fchiedenheit des innerden Wefens diefer Kündler thun zu laden.
Diefe von Cornelius im wefentlichen zurückgewiefene oder doch im lym-
bolifchen Sinne umgedaltete Auffaffung der hidorifchen Malerei fand eine be-
deutende, von Cornelius dcherlich ebenfowenig erwartete wie gebilligte Unter-
dützung in dem auf feine Veranlaffung hin nach München berufenen Schnorr,
der dch die in dem Briefwechfel mit Cornelius in Betreff feiner Berufung aus-
bedungene Unabhängigkeit auch thatfächlich zu bewahren wufste. Schnorr war
nach Vollendung desAriodfaales der Villa Mafdmi zunächd nach Wien gegangen,
hatte dch dort mit der Tochter feines Freundes Ferdinand v. Olivier vermählt
und war, von den Münchener Kündlern freudig begrüfst, in der neuen Heimath
Ende 1827 angekommen. Die erde Arbeit, welche ihm König Ludwig zugedacht
hatte, war ein Odyffeecyklus in dem neuen Königsbau in München. Der Kündler
erfafste den Plan in einer ihm eigenthümlichen Weife. Schon früh war Schnorr
durch Ferdinand v. Olivier auf das Studium der Landfchaft hingewiefen worden,
und bereits in feinen erden Bildern tritt de bedeutungsvoll neben den hido-
rifchen Gegendand. Sein Aufenthalt in Italien gab ihm reichliche Gelegenheit
das Studium der Natur zu pdegen: eine Auswahl diefer trefflichen Zeichnungen
liegt jetzt, von Dr. M. Jordan eingeleitet und erklärt, in phototypifcher Nach-
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und die italienifche Kund, von diefer gemeinfamen Quelle ausgehend, im
Verlaufe ihrer Entwicklung in parallel einander entfprechenden Entwicldungs-
dufen einander zudrebend, fchliefslich ihren gemeinfamen Höhepunkt in der Her-
vorbringung des göttlichen Raffael feiern. Diefer Grundannahme entfpricht die
äufsere Anordnung, dafs die Anfänge der Gefchichte in die beiden äufserden
Arkaden verlegt lind, fo dafs der Fortgang der Gefchichte von beiden Seiten
nach der Mitte dch wendet und hier, im Centrum, feine Vereinigung in Raffael
findet. Dementfprechend dnd die, den bildlichen Dardellungen erläuternd folgen-
den, fymbolifchen und allegorifchen fowie die ornamentalen Ausfchmückungen
in je zwei, der Reihe nach dch entfprechenden Arkaden diefelben: in der erden
und der fünfundzwanzigden, der zweiten und der vierundzwanzigden u. d w.
Gerade hierbei tritt die Willkür der Anordnung am fchlagendden hervor. Andrer-
feits macht dch aber auch gerade in diefen Zuthaten die dichterifche Erdndung
fowie der feine Schönheitsdnn des Meiders in trefflichder Weife geltend, wo-
neben die hidorifchen Dardellungen in den Lünetten fowohl wie in den Kuppel-
feldern minder bedeutend erfcheinen. Eigentümlich aber id es, wie die beiden
Grundgedanken, welche die alten römifchen Freunde gemeinfam erfüllen und
bei allen nach kündlerifchem Ausdruck ringen, nämlich dafs Religion und Kund
im innigden, die Gröfse der letzteren bedingenden Zufammenhange dehen, und
dafs Deutfchland und Italien in Religion und Kund aufs engde verknüpft dnd,
bei Cornelius bis in die gefchichtliche Auffaffung eindringen, dadurch aber einen
grofsartigeren Ausdruck gefunden haben als bei den andern Kündlern diefer
Richtung. Ja, man kann fagen dafs die verfchiedenartige Auffaffung und Dar-
dellung diefer Grundanfchauungen gerade fehr geeignet id einen Blick in die Ver-
fchiedenheit des innerden Wefens diefer Kündler thun zu laden.
Diefe von Cornelius im wefentlichen zurückgewiefene oder doch im lym-
bolifchen Sinne umgedaltete Auffaffung der hidorifchen Malerei fand eine be-
deutende, von Cornelius dcherlich ebenfowenig erwartete wie gebilligte Unter-
dützung in dem auf feine Veranlaffung hin nach München berufenen Schnorr,
der dch die in dem Briefwechfel mit Cornelius in Betreff feiner Berufung aus-
bedungene Unabhängigkeit auch thatfächlich zu bewahren wufste. Schnorr war
nach Vollendung desAriodfaales der Villa Mafdmi zunächd nach Wien gegangen,
hatte dch dort mit der Tochter feines Freundes Ferdinand v. Olivier vermählt
und war, von den Münchener Kündlern freudig begrüfst, in der neuen Heimath
Ende 1827 angekommen. Die erde Arbeit, welche ihm König Ludwig zugedacht
hatte, war ein Odyffeecyklus in dem neuen Königsbau in München. Der Kündler
erfafste den Plan in einer ihm eigenthümlichen Weife. Schon früh war Schnorr
durch Ferdinand v. Olivier auf das Studium der Landfchaft hingewiefen worden,
und bereits in feinen erden Bildern tritt de bedeutungsvoll neben den hido-
rifchen Gegendand. Sein Aufenthalt in Italien gab ihm reichliche Gelegenheit
das Studium der Natur zu pdegen: eine Auswahl diefer trefflichen Zeichnungen
liegt jetzt, von Dr. M. Jordan eingeleitet und erklärt, in phototypifcher Nach-
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