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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,1): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Valentin, Veit: Cornelius, Overbeck, Schnorr, Veit, Führich, 2, Blüthezeit in Deutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.36323#0455
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PHILIPP VEIT.

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bewirkte Einführung der ihre Blüthe in den KünBen findenden Kultur aus Italien
nach Deutfchland zu bezeichnen hat. Der KünfHer erreichte damit eine Er-
weiterung des Gegenftandes und eine Vertiefung in deffen Auffaffyng, welche
das auch in feiner Einzeldurchführung treffliche Bild als eine der hervorragend-
Een Schöpfungen diefer ganzen Richtung erfcheinen läfst. Freilich darf man
von dem Künltler keine realiBifchhiBorifche Darftellung erwarten: der Gegen-
ftand erfordert die fymbolifche Auffaffung, welche allein dem BildkünfHer ge-
Battet in die DarBellung der zeitlichen Entwicklung hinüberzugreifen: nicht das
beBimmte einzelne Gefchehen als folches, fondern, infofern es etwas Allgemein-
gütiges andeutet und abkürzend zufammenfafst, wird Gegenftand der KunB.
Hierdurch wird um fo leichter das Hereinragen einer durchaus allegorifchen Ge-
Ealt wie die der chriBlichen Religion begreiüich: Ee erfcheint fo fehr als etwas
SelbEverEändliches, dafs es mehr aufEele, wenn Ee nicht da wäre, als dafs Ee leib-
haftig vor uns Beht. Ebenfo wenig wird man nach einem durch Handlung an-
gedeuteten Zufammenhang der einzelnen Gruppen fragen: jede bedeutet etwas
für Ech und repräfentirt ein neues Glied in dem grofsen Zufammenhange. So
vereinigt Ech hier hiBorifches Gefchehen mit allegorifcher DarBellung zu einer
fymbolifchen Wirkung, ein Verfahren, welches freilich der realiBifchen Tendenz
der modernen Zeit widerBreitet, aber fo innig mit dem Wefen der KunB ver-
bunden iE, dafs Ee auch inmitten des blühendBen Realismus ihm nicht entfagen
kann, fobald Ee Ech zu monumentalen LeiBungen erheben will.
Das grofse Werk, wie wir es fertig vor uns fehen, beBeht aus einem grofsen
Mittelbilde mit zwei einander gleichgrofsen Seitenbildern und erinnert dadurch
an die Form eines Triptychons. Seine Höhe iE in den drei Bildern gleichmäfsig
m 2,/$; die Breite des Mittelbildes beträgt m 6,10 und die eines jeden der Seiten-
bilder m 1,92, die Gefammtlänge ohne den die Bilder fondernden Rahmen fomit
faB zehn Meter. Das Seitenbild links Bellt Italia in träumerifches Sinnen ver-
funken dar, auf den Trümmern der alten Welt Etzend, mit der ewigen Stadt im
Hintergründe. Sie Bützt Ech mit der Rechten auf einen Stab mit dreifachem
Kreuze, die päpBliche Kirche andeutend; die Linke ruht, den Oelzweig haltend,
auf dem Schoofse: weifs Ee nicht, auf weffen Haupt er zu fetzen iE? Sie iE
fo ein trefflicher Ausdruck des damals thatenlos fchlummernden, neuer Energie
fehnfüchtig entgegenharrenden Italiens, das einBmals die Kultur fpendete, aber
die Weltherrfchaft an den deutfchen Kaifer und nun auch die KunB an die
deutfchen MeiBer abtreten mufste, während ihr nur die PrieBerherrfchaft ge-
blieben iE. Ihr gegenüber Etzt die mit dem Eichenkranz gefchmückte kaifer-
liche Germania unter der gewaltigen Eiche, das Schwert und das Rechtsbuch
der goldenen Bulle auf dem Schoofse, deutet mit der Rechten auf das Gefetz
und Bützt die Linke auf den Schild mit dem Doppeladler, während Ech im
Hintergrund einerfeits die ritterlichen Burgen am Rhein, andererfeits das heilige
Köln mit feinem Domfragment zeigen. Am Konfole ziehen Ech die Wappen
der KurfürBen hin, der Wähler des Königs und der Stützen des Reiches. Aber
freilich, die Kaiferkrone Echt auf der Erde: die kaiferliche Herrfchaft ruht, und
Germania ergiebt Ech mit ihrem leife geneigten Haupte und dem Ausdruck
fanften nachgiebigen Duldens, der Ech aus der Madonna in Sta. Trinitä hier wie
 
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