Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,2): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

DOI article:
Valentin, Veit: Cornelius, Overbeck, Schnorr, Veit, Führich, 3, Kampf und Ausgang
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.36324#0031
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
MANGELNDE EINHEIT DES CHARAKTERS DER DARSTELLUNGSWEISE. 21

Einzelnen gerade beRrebt iR, diefen Eindruck zu erwecken. Zu fehr von der
Fülle der Gedanken und Empfindungen beherrfcht, die er geRalten möchte,
erreicht er es nicht, ein das Ganze unbedingt beherrfchendes Motiv zu gewinnen,
deflen Konfequenzen Alles mit Entfchiedenheit ausfchlöllen, was nicht mit unbe-
dingter Nothwendigkeit in den Zufammenhang gehört. Für das ErRreben folcher
Einheit fehlt ihm die Werthfehätzung des ausfchliefslich hiRorilchen Bildes: alles
Einzelne iR ihm nur eine Andeutung für einen Zufammenhang, den eine einzelne
Begebenheit nicht genügend wiederzugeben vermag. So kommt er zur fymbo-
lifchen DarRellung und fcheut trotz des hiRorifchen Gewandes doch nicht vor
Widerfprüchen gegen die Wahrscheinlichkeit zurück, wenn nur die innere Wahr-
heit ihre Sprache findet. Von diefem GeRchtspunkt aus iR auch das Weltgericht
zu betrachten: fetzen wir uns über diefe Willkür weg, fo bietet es des Grofsen
und Bedeutenden viel und mancherlei.
Den oberen Theil nimmt der weltrichtende Gott Sohn felbR ein: auf
Wolken thronend weiR er ruhig ernRen Antlitzes, gleichfam einer höheren
Nothwendigkeit gehorchend, mit erhobener Linken die Verdammten zurück und
Rützt, wie zur BeRätigung, den etwas tiefer geRellten linken Fufs feR auf; mit
feiner Rechten winkt er den zur Seligkeit Berufenen herauf eine Doppelbewegung
und DoppelRimmung, die ihren Ausgleich in der Ruhe des Antlitzes Rndet:
bei Michelangelo gelangt, feiner befonderen Auffaffung entfprechend, die Ver-
werfung in der Arm- und Handbewegung und fomit auch der zürnende Ausdruck
einfeitig zur Herrfchaft. Die beiderfeits Knieenden, Maria, das Haupt der Vertreter
des neuen Bundes, und Johannes, das Haupt der Vertreter des alten Bundes,
welche zwei Seiten hier fcharf gefchieden Rnd, knieen nicht fowohl fürbittend
als verehrend und anbetend, wie auch die Heiligen ruhig auf ChriRi Beginnen,
wie auf etwas SelbRverRändliches Ichauen: nur Paulus links fcheint ergriffen zu
fein, und der ganz vorn Rtzende Abraham rechts weiR, wie empfehlend und das
Haupt zur Bitte neigend, auf den unter ihm RattRndenden Kampf hin. Ueber
ChriRus Schweben rechts und links Engel mit den Marterwerkzeugen, nicht um
in die Handlung einzugreifen, fbndern wie ein Rändiges Gefolge den Charakter
und die Berechtigung des Gefchehens erläuternd. Unter ChriRus Rtzt mit dem
aufgefchlagenen Buche des Lebens und des Todes ein Engel, neben welchem
andere Engel die Pofaunen nach allen Richtungen hin ertönen laffen, um die
Gräber zu fprengen und die Todtcn zu erwecken. Und Schon naht links in
zwiefacher Wendung von rechts nach links, dann nach rechts und wieder nach
links der Zug der Seligen, die oben von Engeln bewillkommnet und mit Palmen
begabt werden, um dann nach rechts hin, alfb nach der Richtung des Erlöfers
zu, ins Paradies zu entfehweben. Rechts aber ballt fich ein furchtbarer Knäuel
von Kämpfenden zufammen, von AuferRandenen, welche Reh den Zutritt zum
Paradies erzwingen wollen, und von Engeln, welche mit Schild und Schwert die
Eindringlinge zurückweifen. Zugleich aber dringen von unten die Teufel nach,
um Re zurückzuzerren, und kopfunter werden Re trotz wildeRen Ringens herab-
gezwungen. Aber nicht ganz fehlt die Verföhnung: eine AuferRandene, an deren
Fülsen ein Teufel hängt, um Re durch feine Schwere herabzuziehen, wird milde
von einem Engel umfalst, und fchon zückt er das Schwert, das den Unhold
 
Annotationen