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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,2): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Valentin, Veit: Cornelius, Overbeck, Schnorr, Veit, Führich, 3, Kampf und Ausgang
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https://doi.org/10.11588/diglit.36324#0045
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OVERBECK: ÖLBILDER. GERMANIA UND ITALIA.

und jener verfchwommenen Sentimentalität in Haltung und Ausdruck, wie He
das Ergebnils einer unfreien Nachahmung Peruginofcher Kopie iE. So zeigt das
Werk noch manche unvermittelte Elemente, manchen jugendlichen Zug, von
denen Einzelnes fpäter zurücktrat, wie der freie malerifche Charakter der Kom-
polition, während Anderes, wie die Gefühlsinnigkeit, zu gröfserer Wahrheit der
Empfindung lieh herausarbeitete.
Einen ähnlichen Charakter der Gährung, loweit hiervon bei Overbeck die
Rede fein kann, zeigt das andere Jugendbild, welches jetzt unter der Bezeichnung
«Germania und Italia» in der neuen Pinakothek in München lieh befindet. Es
ilt dies das Bild, welches Overbeck für Wenner ausführte, von dem es König
Ludwig durch Vermittelung von Cornelius erwarb (Förfler II, S. $6). In einem
noch vorhandenen Brieffragment Overbecks an Wenner (mit dem PofHIempel
Frankfurt, io. Nov. 1828) heifst es: «Wenn ich werde von Ihnen benachrichtigt
fein über die Art der Ueberfendung, die Sie vorziehen, behalte ich mir vor,
Ihnen noch einiges über das Bild felbfl zu lagen, y In der von Infpektor Malis
dem Städel'fchen Inilitute gefchenkweife überwiefenen Korrelpondenz zwilchen
Overbeck und Wenner, foweit fle erhalten iE, findet lieh diefes Verfprechen
leider nicht erfüllt. Aus einem Schreiben Overbecks an Förfter vom Jahre 185p
theilt diefer (II, S. 56 Anm.) eine Notiz mit, dafs ebenfo wie das Gedicht
«Sulamith und Maria», das gleichzeitige Bild, das er Ipäter unter dem Namen
«Germania und Italia» vollendete, im Verkehr mit Pforr entflanden fei, alfo zwifchen
18io und 1812. In einem Briefe an Wenner vom «2/. July 1822» erwähnt
Overbeck «das ebenfalls noch unvollendete Gemählde, zwei Bräute vorflellend.»
Es fcheint hieraus ein eigentümlicher Entwicklungsgang des Gegenflandes der
Darffellung in der Phantafie ihres Schöpfers fleh zu ergeben. Die Gegenüber-
ftellung der altteflamentlichen und der neuteflamentlichen Frauen, deren eine
als die Braut Chrifli nach kirchlicher Tradition aufgefafst wird, während die
andere die himmlifche Braut, die Braut Gottes felbfl ifl, mag den erflen Anftofs
gegeben haben, der fich allmählich zu dem allgemeineren Thema von zwei
Bräuten überhaupt erweiterte. Zu ihrer Charakteriflik mag dann, nachdem die
erfte Beziehung weggefallen war, der Gegenfatz und die Verfchwifterung Italiens
und Deutfchlands als Motiv in der Weife verwendet worden fein, dafs die eine
Braut italienifchen, die andere deutfehen Charakter erhalten hat. Sollte aber
die Beziehung nicht nur eine äufserliche bleiben, fondern eine innerliche werden,
fo mufste eine Begründung diefes Zufammentretens in der Art desfelben gefunden
werden. Da iff es denn für das wohlberechtigte Selbflgefühl des deutfehen
KünfHers in Rom bezeichnend, dafs er die deutfehe Braut als die tröflende,
Blitzende, die italienifche als die träumerifch und traurig harrende und Troll
fuchende auffafste, indem fich fo das Verhältnis der beiden Länder darflellte,
wie fle im Zuftande der Kunft eines jeden Landes ihr eignes Wefen abfpiegeln.
War erft diefe Beziehung zum Bewufstfein gekommen, fo konnten fchliefslich
die beiden Mädchen dem Künfller geradezu Perfonihkationen der Länder felbfl
werden, die beide ein Anrecht auf feine Kunfl und feine Perfon hatten, und die
in feiner Thätigkeit zu einer höheren Einheit zu verfchmelzen er als feine Aufgabe
betrachtete (Förfler 11, S. $6). So giebt auch Overbeck die ihm gemäfse Löfung
 
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