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Donner, Georg Raphael; Grimschitz, Bruno
Der Brunnen am neuen Markt in Wien — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Band 39: Stuttgart: Reclam, 1959

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https://doi.org/10.11588/diglit.65320#0016
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holt. Der Wandbrunnen im Hofe des Alten Rathauses
gibt in der kurvig geschwungenen Gestalt der an den
Felsen geketteten Andromeda (Abb. 15) eine nodt ge-
löstere Paraphrase des Körperideals vom großen Brun-
nen. Wieder verbinden sich Blei und Wasser, ihre „ge-
heime Wahlverwandtschaft“ offenbarend, und wieder
entrückt Donner die schlankgliederige Frauengestalt mit
entblößter Brust durch die schwermutvolle Neigung des
Hauptes aller Wirklichkeitsnahe. In der Bleistatuette
einer ruhenden Nymphe mit einem Hündchen (Abb. 16)
wendet Donner das Figurenideal der Brunnengöttinnen
in ein zierliches Kleinbildwerk, über dem ein Hauch hö-
fischen Adels liegt. Aber auch in dieser lässig lagernden
Gestalt, die gleichsam gedankenverloren nach dem Kopf
des Hundes greift, lebt jener milde Fluß der Linien und
jene fast vegetative Ruhe des Seins, die ein Grundzug
der bildnerischen Gestaltung Donners ist. Donner selbst
aber bedeutet eine Offenbarung des österreichischen We-
sens, und wenn immer ein Repräsentant für den künst-
lerischen Genius Wiens genannt werden soll, wird es
wie kein anderer Georg Raphael Donner sein.

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