WANDERUNG DURCH EIN
BADENER PATRIZIERHAUS.
Von Anton Krispin. *
Auszugsweiser Sonderabdruck aus der »Badener Zeitung«, 1914.
Das Haus der Familie v. Grimburg am Karlsplatz in Baden, dessen Fenster
so freundlidi in der Vormittagssonne glitzern und auf das Getriebe des Haupt=>
platzes und der Pfarrgasse blicben, hat ein Stück Weltgesdiidite miterlebt. In seinen
Steinen scblummert die Erinnerung an Feuersnot und an die Scbrecken der Pest
und Türkenkriege,- aber nadi bewegten Zeitläufen ist es zu einer Stätte des
Friedens geworden. Jetzt sind seine weiten Räume mit wertvollen Sammlungen
gefüllt.
Sdion der Eintritt in das Haus gestaltet sidi ungewöhnlicb. Im mächtigen,
gewölbten Flur nehmen sich große, alte ölgemälde, Tierstücke und Genrebilder
sehr dekorativ aus, und in dem an historischen Rückblidcen reichen Hofe findet sich
ein stattlicher Wasserspeier, eine Originalschöpfung von Josef Kassin. Vom
Gange des ersten Stockes herab aber grüßt stimmungsvoll eine weiße Madonna
auf blauem Grunde, ein glasiertes Tonrelief nach Luca della Robbi a,
Einer freundlichen Einladung folgend, betreten wir erwartungsvoll das Innere
des Hauses und gelangen durch einen schmalen Gang zur Treppe. Alles ist mit
alten Gemälden ausgeschmückt. Eine massive Tür öffnet sich und wir befmden uns
in der anheimelnden Vorhalle, deren Wölbungen mit Malereien bedeckt stnd,
welche denen in einem alten Stübel des Schlosses Arenstein in Salzburg nachgebildet
sind. Ehrwürdiges Mobiliar, unter welchem ein Apothekenkästchen auffällt, ist in
der Halle untergebracht. Bei einem Salzburger Waschkasten aus dem 17. Jahrhundert
wird die Majolikafüllung und das Zinnbecken besonders bemerkt. An den Wänden
hängen sieben Tierstücke in öltechnik, gleichfalls aus dem 17, Jahrhundert, und
überdies sehen wir schönes Rokokozinn deutscher und böhmischer Herkunft.
Einstweilen hat sicb, freundiich grüßend, das Ehepaar von Grimburg ein-
gefunden und sogleich ist ein anregendes Gespräch über das Haus und seinen
interessanlen Inhalt im Gange.
Herr Adolf Grimus Ritter von Grimburg widmet seine eifrige Berufs-
tätigkeit dem Dienste Äskulaps.
Auch Herr Oskar Lasser, Freiherr von ZoIIheim, der kunstsinnige und
gelehrte Mitbewohner des Hauses, ist aus seinen Räumen im rechten Trakt herüber-
gekommen, Freiherr von Lasser, früher Chef der Bezirkshauptmannschaft Sechshaus,
dann Bezirkshguptmann in Baden, entstammt einer alten Salzburger Familie und
seinVater, Josef Freiberr v. Lasser, war 1860 bis 1865 Minister des Innern
VII
BADENER PATRIZIERHAUS.
Von Anton Krispin. *
Auszugsweiser Sonderabdruck aus der »Badener Zeitung«, 1914.
Das Haus der Familie v. Grimburg am Karlsplatz in Baden, dessen Fenster
so freundlidi in der Vormittagssonne glitzern und auf das Getriebe des Haupt=>
platzes und der Pfarrgasse blicben, hat ein Stück Weltgesdiidite miterlebt. In seinen
Steinen scblummert die Erinnerung an Feuersnot und an die Scbrecken der Pest
und Türkenkriege,- aber nadi bewegten Zeitläufen ist es zu einer Stätte des
Friedens geworden. Jetzt sind seine weiten Räume mit wertvollen Sammlungen
gefüllt.
Sdion der Eintritt in das Haus gestaltet sidi ungewöhnlicb. Im mächtigen,
gewölbten Flur nehmen sich große, alte ölgemälde, Tierstücke und Genrebilder
sehr dekorativ aus, und in dem an historischen Rückblidcen reichen Hofe findet sich
ein stattlicher Wasserspeier, eine Originalschöpfung von Josef Kassin. Vom
Gange des ersten Stockes herab aber grüßt stimmungsvoll eine weiße Madonna
auf blauem Grunde, ein glasiertes Tonrelief nach Luca della Robbi a,
Einer freundlichen Einladung folgend, betreten wir erwartungsvoll das Innere
des Hauses und gelangen durch einen schmalen Gang zur Treppe. Alles ist mit
alten Gemälden ausgeschmückt. Eine massive Tür öffnet sich und wir befmden uns
in der anheimelnden Vorhalle, deren Wölbungen mit Malereien bedeckt stnd,
welche denen in einem alten Stübel des Schlosses Arenstein in Salzburg nachgebildet
sind. Ehrwürdiges Mobiliar, unter welchem ein Apothekenkästchen auffällt, ist in
der Halle untergebracht. Bei einem Salzburger Waschkasten aus dem 17. Jahrhundert
wird die Majolikafüllung und das Zinnbecken besonders bemerkt. An den Wänden
hängen sieben Tierstücke in öltechnik, gleichfalls aus dem 17, Jahrhundert, und
überdies sehen wir schönes Rokokozinn deutscher und böhmischer Herkunft.
Einstweilen hat sicb, freundiich grüßend, das Ehepaar von Grimburg ein-
gefunden und sogleich ist ein anregendes Gespräch über das Haus und seinen
interessanlen Inhalt im Gange.
Herr Adolf Grimus Ritter von Grimburg widmet seine eifrige Berufs-
tätigkeit dem Dienste Äskulaps.
Auch Herr Oskar Lasser, Freiherr von ZoIIheim, der kunstsinnige und
gelehrte Mitbewohner des Hauses, ist aus seinen Räumen im rechten Trakt herüber-
gekommen, Freiherr von Lasser, früher Chef der Bezirkshauptmannschaft Sechshaus,
dann Bezirkshguptmann in Baden, entstammt einer alten Salzburger Familie und
seinVater, Josef Freiberr v. Lasser, war 1860 bis 1865 Minister des Innern
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