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Dorotheum <Wien> / Kunstabteilung [Hrsg.]
Versteigerung der Kunstsammlung und des vornehmen Wohnungsiventars aus dem Nachlasse eines bekannten Wiener Großindustriellen: Gemälde, Graphik, altes und modernes Silber, Mobiliar und sonstige Einrichtungsgegenstände, Bildteppiche, Schmuckgegenstände : 6., 7. und 8. Oktober 1932 — Wien, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.7483#0004
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Die Kunstsammlung

aus dem Nachlasse eines bekannten

Wiener Großindustriellen

Die Sammlung eines Wiener Industriellen, deren Katalog hier vorliegt,
enthält eine ansehnliche Reihe kunstgewerblicher Gegenstände von be-
sonderem Wert und Charakter. Ja, vor allem auf diesem Gebiete ist der
Sammler nicht nur vielseitig, sondern auf eine fast leidenschaftliche Weise
mitgenommen gewesen. Das zeigen schon die Textilien. Ein Beispiel
voran: den vlämischen Tapisserien mit ihrer breiten und ruhigen Arbeit,
Zeichnung und Farbe stehen die ungefähr gleichzeitigen Bezüge von vier
Armstühle im Stile Louis XV. entgegen, die — im sinnfälligen Kontrast
auch zu den wuchtigen Sruhlformen — mit lebhaft bewegten, auch tech-
nisch grazilen Petitpoint-Stickereien, Darstellungen der vier Jahreszeiten,
geschmückt sind. Aber den Ausschlag geben dann doch weder diese noch
andere Einzelstücke, mögen sie für sich historisch auch noch so inter-
essant oder künstlerisch beträchtlich sein. Sondern worauf es hier an-
kommt, das ist die schöne Menge. Denn an dieser schön treibenden Menge
äußert sich unmittelbar und kräftig das Behagen des Sammlers an köst-
lichen Stoffen und ihren gerechten Bearbeitungen. Darin teilt er die Lust
des Handwerkers, darin versteht er ihn wie ein richtiger Kenner. Und
das nämliche gilt dann für das Silber. Gewiß, auch hier und hier ganz
besonders gibt es eine Anzahl von charaktervoll hervortretenden Stük-
ken. Sie nehmen mit deutschen Arbeiten aus dem 17. Jahrhundert ihren
Anfang und erreichen mit Arbeiten aus dem Alt-Wiener Vormärz noch
nicht ihr Ende. Auch hier steht eines dem andern nicht selten markant
gegenüber: so etwa die beiden Kugelbecher, der rundlich durchgebildete
aus Nürnberg mit dem schwellend getriebenen Blatt- und Tulpenmuster
und der nach seinen Teilen klar abgesetzte aus Augsburg mit den Cä-
 
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