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Y, 4: Intellektuelles Leben.
den der Kaiser nicht ohne Schwierigkeit für Deutschland ge-
wann, ein sehr gelehrter Herr nach den Begriffen seiner Zeit,
Verfasser einer Schrift über die Ehehindernisse1) und Besitzer
einer Bibliothek von fast hundert Bänden2). Sein Zeitgenosse
war der Diakon Stephan, ein geborener Novarese, der gleichfalls
Ottos Berufung Folge leistend eine Zeit lang in Würzburg als
Lehrer thätig war; doch kehrte er wieder nach Novara zurück,
wo er noch 985 lebte3).
Pa via bildete die zweite grosse Bildungsstätte Oberitaliens.
Auch sein gelehrter Bulini ging in alte Zeiten zurück: hier lehrten
wahrscheinlich schon im 7. Jahrhundert namhafte Männer4), hier
sass 726—774 Peter auf dem bischöflichen Stuhle, zu dessen Zeit
die Kleriker wissenschaftlichen Unterricht erhielten5), hier war
im 8. Jahrhundert der bekannte Grammatiker und Diakon Peter
von Pisa thätig, der sich später an Karls des Grossen Hof be-
gab6), und eine Leihe uns erhaltener poetischer Grabschriften
zeugen von der Neigung die gewonnenen Kenntnisse zu ver-
werten7). Karl soll auch einen Schotten8), der als Lehrer der
Weisheit von Beruf bezeichnet wTird, ins Augustinuskloster bei
Pavia gesandt haben, um dort Unterricht zu halten9). Dann
finden wir hier als Lehrer einen Schotten Dungal, vermutlich
denselben, der mit Karl dem Grossen in lebhafter Verbindung-
Stand10): er ist es, den die Const. Olonn. als Lehrer für einen
wreiten Umkreis namhaft machen. Auch im folgenden Jahrhundert
wTar die Stadt, die noch längere Zeit den Königshof beherbergte,
ein natürlicher Mittelpunkt der Studien, die König Hugo förderte11).
!) Vergl. S. 188.
2) Gunzonis ep. ad. Aug. fratr. (Martene et Durand I 304).
3) Stephanus diaconus grammaticus unterzeichnet eine Urkunde des
Bischofs Aupald von Novara 985, nach Bescape, Novara 360.
4) Yergl. G-iesebrecht, de 1. stud. 8.
s) Grabschrift eines Geistlichen seinerzeit und Zöglings des Bischofs:
litterulas ex quo primevo tempore sumpsi. Dümmler, Poet. I 102.
ö) Yergl. Wattenbach, GQ I5 144.
7) Nebst einigen andern Versen bei Dümmler, Poet. I 101—106.
8) Albinus nennt ihn eine Handschrift.
9) Mon. Sangall. I 1 (Scr. II 731). Yergl. Muratori, Ant. III 845.
Tirabosclii, lett. Ital. III 234 fg.
10) Yergl. Wattenbach, GQ I5 145.
1J) Liutpr. Antap. III 19 (Scr. III 306).
Y, 4: Intellektuelles Leben.
den der Kaiser nicht ohne Schwierigkeit für Deutschland ge-
wann, ein sehr gelehrter Herr nach den Begriffen seiner Zeit,
Verfasser einer Schrift über die Ehehindernisse1) und Besitzer
einer Bibliothek von fast hundert Bänden2). Sein Zeitgenosse
war der Diakon Stephan, ein geborener Novarese, der gleichfalls
Ottos Berufung Folge leistend eine Zeit lang in Würzburg als
Lehrer thätig war; doch kehrte er wieder nach Novara zurück,
wo er noch 985 lebte3).
Pa via bildete die zweite grosse Bildungsstätte Oberitaliens.
Auch sein gelehrter Bulini ging in alte Zeiten zurück: hier lehrten
wahrscheinlich schon im 7. Jahrhundert namhafte Männer4), hier
sass 726—774 Peter auf dem bischöflichen Stuhle, zu dessen Zeit
die Kleriker wissenschaftlichen Unterricht erhielten5), hier war
im 8. Jahrhundert der bekannte Grammatiker und Diakon Peter
von Pisa thätig, der sich später an Karls des Grossen Hof be-
gab6), und eine Leihe uns erhaltener poetischer Grabschriften
zeugen von der Neigung die gewonnenen Kenntnisse zu ver-
werten7). Karl soll auch einen Schotten8), der als Lehrer der
Weisheit von Beruf bezeichnet wTird, ins Augustinuskloster bei
Pavia gesandt haben, um dort Unterricht zu halten9). Dann
finden wir hier als Lehrer einen Schotten Dungal, vermutlich
denselben, der mit Karl dem Grossen in lebhafter Verbindung-
Stand10): er ist es, den die Const. Olonn. als Lehrer für einen
wreiten Umkreis namhaft machen. Auch im folgenden Jahrhundert
wTar die Stadt, die noch längere Zeit den Königshof beherbergte,
ein natürlicher Mittelpunkt der Studien, die König Hugo förderte11).
!) Vergl. S. 188.
2) Gunzonis ep. ad. Aug. fratr. (Martene et Durand I 304).
3) Stephanus diaconus grammaticus unterzeichnet eine Urkunde des
Bischofs Aupald von Novara 985, nach Bescape, Novara 360.
4) Yergl. G-iesebrecht, de 1. stud. 8.
s) Grabschrift eines Geistlichen seinerzeit und Zöglings des Bischofs:
litterulas ex quo primevo tempore sumpsi. Dümmler, Poet. I 102.
ö) Yergl. Wattenbach, GQ I5 144.
7) Nebst einigen andern Versen bei Dümmler, Poet. I 101—106.
8) Albinus nennt ihn eine Handschrift.
9) Mon. Sangall. I 1 (Scr. II 731). Yergl. Muratori, Ant. III 845.
Tirabosclii, lett. Ital. III 234 fg.
10) Yergl. Wattenbach, GQ I5 145.
1J) Liutpr. Antap. III 19 (Scr. III 306).