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Zietz, Peer; Landesamt für Denkmalpflege Hessen [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Hessen: Werra-Meißner-Kreis: 3, Altkreis Witzenhausen — Braunschweig, Wiesbaden: Vieweg, 1995

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.49727#0569
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Witzenhausen

Kulturdenkmäler


Mündener Straße 10
Flur 5, Flurstück 47/20
Das Ende der historischen Bebauung
des Straßenzuges kennzeichnet ein
zweigeschossiges Wohnhaus aus dem
Jahr 1904, dessen Außenbau sich an
zeitgenössische Landhausarchitektur
anlehnt. Besonders betont wird der
Charakter des Gebäudes durch die
Fachwerkabbreviaturen am Giebel,
darunter befindet sich im Erdgeschoß
ein polygonal gebrochener Erker. (g,s)



Nordbahnhofstraße 25

Mündener Straße 19
Flur 4, Flurstück 60/10
Am Ende des Straßenzuges setzt eine
großzügig dimensionierte Villa einen
städtebaulich bedeutsamen Abschluß.
Das von der Architektengemeinschaft
Platner & Müller projektierte Gebäude
ist zweigeschossig erschlossen, das aus-
gebaute Dachgeschoß mit weit herun-
tergeschlepptem, abgekrüppeltem Man-
sarddach wird von Gauben akzentuiert,
die mit einem ellipsenförmigen Giebel
schließen. Die Mittelachse des Hauses
wird von einem segmentbogig aus der
Gebäudeflucht herausragenden Anbau
geprägt, der im Obergeschoß in einem
Balkon endet. (g,s)
Nordbahnhofstraße 25
Flur 5, Flurstück 68/1
Das ehemals außerhalb der Ortslage be-
findliche Gebäude, das vermutlich als
Umspannstation für den Nordbahnhof
diente, beeindruckt durch seine äußere
Erscheinung. Das Haus wurde zweige-
schossig in Hausteinquaderung mit
flach geneigtem Satteldach zu Beginn
des 20. Jhs. erbaut. Kulturdenkmal aus
technischen und städtebaulichen Erwä-
gungen. (t,s)
Nordbahnhofsweg 1
Flur 5, Flurstück 102/3
In den Jahren 1889 bis 1891 entstand in
Witzenhausen abseits der Altstadt auf
einem parkartig angelegten Hügel im
Auftrag des damaligen Landrates Bern-
hard von Schenck ein Kreisverwal-
tungsgebäude nach den Plänen des
Baumeisters Franz Schwechten, eines
der meistbeschäftigten Architekten des
Zweiten Deutschen Kaiserreiches. Das
Kreishaus ist neben der Erlöserkirche
in Bad Homburg v.d.H. der einzige Bau
Schwechtens in Hessen.
Die Kreisordnung für die Provinz Hes-
sen-Nassau, in der die Kommunalver-

bände zur Selbstverwaltung ihrer Ange-
legenheiten angewiesen wurden, wurde
am 7. 6.1885 verabschiedet. An der Spit-
ze der Verwaltungshierarchie stand der
Landrat, der, auf Vorschlag des Kreis-
tages ernannt, als Organ der Staatsregie-
rung die Geschäfte der allgemeinen
Landesverwaltung im Kreis leitete. Als
Vorsitzender des Kreistages und des
Kreisausschusses stand er der Kom-
munalverwaltung vor. Damit besetzte
der Landrat im späten 19. Jahrhundert
eine Mittlerfunktion zwischen zentra-
len Behörden der Provinz und der ihm
anvertrauten lokalen Interessen. Dane-
ben hatte der Kreisausschuß, der sich
aus dem Landrat und sechs gewählten
Mitgliedern konstituierte, Beschlüsse
des Kreistages vorzubereiten und aus-
zuführen sowie Kreisangelegenheiten
zu verwalten. Dazu gehörten die Ge-
meindeaufsicht, Straßen- und Wasser-
bau sowie das Gesundheitswesen.
Die kurz angedeuteten Aufgaben dieser
Behörde ließen dem Erbauer eines
Kreishauses nur beschränkten gestalte-
rischen Spielraum, da die Funktionen
der einzelnen Räume und deren Vertei-
lung im Grundrißraster bestimmten
Vorgaben folgten. Für die Abwicklung
der in einem Kreishaus anfallenden Ar-
beiten war ein Sitzungszimmer, mehre-
re Arbeitszimmer für den Landrat und
dessen Bedienstete sowie eine Kasse
und Registratur obligatorisch. Diese für
die Öffentlichkeit bestimmten Räume
wurden im Erdgeschoß derart angeord-
net, daß ein reibungsloser Publikums-
verkehr gewährleistet werden konnte.
Für Schwechten, der, wie erste Pläne
aus dem Geheimen Preußischen Staats-
archiv in Berlin vom 19. Mai 1889
zeigen, den Bau in Witzenhausen über
einem rechteckigen Grundriß entwik-
kelte, bot sich als zentraler Verteiler ein
schlauchartiger Korridor an, der von
einem an der Schmalseite des Gebäu-
des befindlichen Eingang erschlossen
wurde. Von dort aus gelangte derBesu-

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