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Zietz, Peer; Landesamt für Denkmalpflege Hessen [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Hessen: Werra-Meißner-Kreis: 3, Altkreis Witzenhausen — Braunschweig, Wiesbaden: Vieweg, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.49727#0570
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Kulturdenkmäler

Witzenhausen



Ansicht vom 3. 6. 1889

Erdgeschoß



Zeichnungen des Baumeisters Franz Schlechten (Grundrisse vom 19. 5. 1889)

eher in alle für die Öffentlichkeit be-
stimmten Räumlichkeiten. Neben dem
Eingang wurde die Kasse eingerichtet,
in der Mittelachse des Gebäudes befan-
den sich die Schreibzimmer, daneben
residierte der Landrat. Die größte
Räumlichkeit war der Saal für den Kreis-
ausschuß, der insgesamt 38 Personen
Platz bot. Eine großzügige Treppenanla-
ge mit einer halbkreisförmig geschlos-
senen Auskragung und einer vorgeleg-
ten Unterfahrt für den Empfang von
Gespannen warin der Mittelachse ange-
legt. Vom Souterrain aus, wo sich die
Zimmer der Bediensteten befanden,
führte ein runder Treppenturm an der
Nordostecke durch alle Geschosse des
Hauses. Dort bewegte sich, vom Publi-
kum unbemerkt, das Personal.
Der vom Publikumsverkehr getrennte
Wohnbereich des Hausherren befand
sich im Obergeschoß, wo dem Landrat
und seiner Familie acht Wohn- und
sechs Wirtschaftsräume zur Verfügung
standen. Über dem Kreisausschußsaal
war das Speisezimmer angelegt, in dem
der Landrat seinen repräsentativen

Pflichten in zahlreichen Empfängen
nachkam, die zweifelsohne zu den ge-
sellschaftlichen Höhepunkten des Jah-
res zählten. Ein zentral gelegener Salon
sowie separate Zimmer für den Herren
und die Dame vervollständigten den
Wohnbereich.
Die beschriebenen Grundrißskizzen
lagen dem Kreistag vor der eigentlichen
Beschlußfassung am 6. 6.1889 als bau-
licher Vorschlag Schwechtens zur Be-
gutachtung vor. Erfahrungsgemäß wur-
den bis zu den endgültigen Plänen
einige Veränderungen vorgenommen,
die hier nicht gänzlich zur Erörterung
stehen sollen, denn im wesentlichen
blieb die vorgelegte Grundrißdisposi-
tion bestehen. Anzumerken bleibt
jedoch, daß wegen des stark nach Süd-
westen abfallenden Terrains der Bau
um seine Mittelachse gespiegelt wurde,
so daß der Eingang, nun für das Publi-
kum ohne Umweg leicht erreichbar, im
Osten Zugang gewährte, der Versamm-
lungsraum bekam seinen Platz im süd-
westlichen Gebäudekomplex. Außer-
dem verzichtete man auf das halbkreis-

förmig aus der Gebäudeflucht tretende
Treppenhaus zugunsten einer kosten-
günstigeren Lösung. Diese Änderun-
gen zeigen schon die Ansichten des
Außenbaues vom 3. Juni 1889, die, von
Marginalien abgesehen, dem ausge-
führten Bau entsprechen.
Das Äußere des Kreishauses zeugt von
einer souveränen Handhabung der
Baumasse. Giebel, Risalite und zwei
Türme wurden derart gestaltet und zu-
einander in Beziehung gesetzt, daß eine
spannungsreiche Silhouette entsteht.
Die Fassadennordseite unterstreicht
die Ausrichtung auf den Eingang und
das angeschlossene Treppenhaus. Um
die Mittelachse des Gebäudes beson-
ders hervorzuheben, wählte Schwech-
ten einen symmetrischen Fassaden-
schnitt, in dessen Zentrum ein groß-
dimensioniertes Eingangsportal den
Weg in den Wohnbereich des Hausher-
ren öffnete. Die dem Besucher und der
Stadt zugewandte Südseite des Gebäu-
des hat ihren baulichen Merkpunkt in
dem besonders hervorgehobenen Risa-
lit an der Westseite, der von einem das

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