Kulturdenkmäler
Witzenhausen
Wohnhaus des Schweinemeisters
Kasseler Landstraße 6/8, 9/11
Flur 30, Flurstück 113/68, 114/68
Flur 24, Flurstück 82/3, 136/1
Der Geisterhof entstand in den ersten
Jahren des 20. Jhs. als landwirtschaft-
liches Lehrgut der Kolonialschule in
Witzenhausen. Diese war auf Initiative
der „Vereinigung zur Errichtung einer
deutschen evangelischen Kolonial-
schule“ im Mai 1898 gegründet worden.
Nach Prüfung von dafür geeigneten,
schon bestehenden landwirtschaft-
lichen Betrieben, deren Pachtzinsen
möglichst niedrig waren, fiel die Wahl
des Komitees auf die Preußische Staats-
domäne in Witzenhausen. Diese um-
faßte die ehemaligen Gebäude des dor-
tigen Wilhelmitenklosters mit einer zu
bewirtschaftenden agrarischen Nutz-
fläche von insgesamt 103,7 ha.
Da der geschlossene Pachtvertrag im
wesentlichen nur diejenigen Kloster-
gebäude umfaßte, die als Wirtschafts-
gebäude dienten, - im Refektorium
waren Schafe untergebracht, darüber
wurde das Dormitorium als Fruchtbo-
den genutzt - entschloß sich die Schul-
leitung im Dezember des Jahres 1898,
die Domäne Witzenhausen gänzlich zu
erwerben. Nach Übertragungs- und
Finanzierungsschwierigkeiten kam die
Domäne jedoch erst im November des
Jahres 1900 nach Intervention Wilhelm
II. in den Besitz der „Deutschen Kolo-
nialschule GmbH“.
Schon vor der endgültigen Übereig-
nung hatte man entschieden, das ge-
plante Lehrgut der Schule im südlich
von Witzenhausen gelegenen Geister-
tal anzusiedeln. In dieser im Domänen-
bezirk befindlichen Niederung befand
sich seit 1896 eine Feldscheune, die zu-
sammen mit einem Ochsenstall den
baulichen Grundstock für das Gut bil-
dete. In die Scheune zog noch vor der
Jahrhundertwende die Schafherde aus
dem Refektorium ein. In den Jahren
von 1899 bis 1902 entstanden zügig
weitere Gebäude; es waren dies:
- der neue Schafstall
- das Inspektorenhaus/ehemals
Ochsenstall
- die Knechtwohnung
- ein Gerätehaus mit Schuppen
- ein Pferdestall
- ein Schweinestall
- jenseits der Kasseler Straße wurden
für die Belegschaft zwei Zweifami-
lienhäuser erbaut.
Noch vor dem Ausbruch des Ersten
Weltkrieges wurden neue Scheunen
und Speicher errichtet.
Kurz vor Ende der zwanziger Jahre
wurde der Betrieb im Geistertal noch
einmal intensiviert. 1929 entstand im
östlichen Bereich des Gutes, parallel
zur Geister gelegen, ein Jungbullen-
und Kuhstall, der den Komplex zu einer
vierseitig geschlossenen Hofanlage er-
weiterte. Hinzu kam der Geflügelstall
sowie der weitere Ausbau von Speicher-
kapazitäten. 1935 wurde ein Jungvieh-
Laufstall ergänzt; nordöstlich vom Hof-
bereich abgesetzt, entstand 1936 ein
Zuchtstall für Scnweine mit angeschlos-
senem Wohnhaus für den Schweine-
meister. Ein Jahr später wurde 1938 ein
Praktikantenhaus in unmittelbarer Nä-
he der Wirtschaftsgebäude errichtet.
Der Geisterhof repräsentiert, obwohl
deutlich von der Stadt abgesetzt, ein
wichtiges bauliches Zeugnis der Ge-
schichte Witzenhausens. Er vergegen-
wärtigt im Zusammenhang mit der
Kolonialschule einen wichtigen Aspekt
wilhelminisch-außenpolitischer Dok-
trin, die ihre Ziele einerseits im Hege-
monialstreben in Europa, andererseits
in imperialistisch-expansiver Kolonial-
politik in Übersee sah.
Ebenso bezeichnend für die Geschichte
des Hofes ist die vehemente Erweite-
rung im „Dritten Reich“,als der„Reichs-
nährstand“ einheimische landwirt-
schaftliche Betriebe im Rahmen der
Kriegsvorbereitung subventionierte.
Aus oben genannten Gründen ist der
Geisterhof als Sachgesamtheit auszu-
weisen. (g)
Taubenhaus
Pferde- und Schweinestall
581
Witzenhausen
Wohnhaus des Schweinemeisters
Kasseler Landstraße 6/8, 9/11
Flur 30, Flurstück 113/68, 114/68
Flur 24, Flurstück 82/3, 136/1
Der Geisterhof entstand in den ersten
Jahren des 20. Jhs. als landwirtschaft-
liches Lehrgut der Kolonialschule in
Witzenhausen. Diese war auf Initiative
der „Vereinigung zur Errichtung einer
deutschen evangelischen Kolonial-
schule“ im Mai 1898 gegründet worden.
Nach Prüfung von dafür geeigneten,
schon bestehenden landwirtschaft-
lichen Betrieben, deren Pachtzinsen
möglichst niedrig waren, fiel die Wahl
des Komitees auf die Preußische Staats-
domäne in Witzenhausen. Diese um-
faßte die ehemaligen Gebäude des dor-
tigen Wilhelmitenklosters mit einer zu
bewirtschaftenden agrarischen Nutz-
fläche von insgesamt 103,7 ha.
Da der geschlossene Pachtvertrag im
wesentlichen nur diejenigen Kloster-
gebäude umfaßte, die als Wirtschafts-
gebäude dienten, - im Refektorium
waren Schafe untergebracht, darüber
wurde das Dormitorium als Fruchtbo-
den genutzt - entschloß sich die Schul-
leitung im Dezember des Jahres 1898,
die Domäne Witzenhausen gänzlich zu
erwerben. Nach Übertragungs- und
Finanzierungsschwierigkeiten kam die
Domäne jedoch erst im November des
Jahres 1900 nach Intervention Wilhelm
II. in den Besitz der „Deutschen Kolo-
nialschule GmbH“.
Schon vor der endgültigen Übereig-
nung hatte man entschieden, das ge-
plante Lehrgut der Schule im südlich
von Witzenhausen gelegenen Geister-
tal anzusiedeln. In dieser im Domänen-
bezirk befindlichen Niederung befand
sich seit 1896 eine Feldscheune, die zu-
sammen mit einem Ochsenstall den
baulichen Grundstock für das Gut bil-
dete. In die Scheune zog noch vor der
Jahrhundertwende die Schafherde aus
dem Refektorium ein. In den Jahren
von 1899 bis 1902 entstanden zügig
weitere Gebäude; es waren dies:
- der neue Schafstall
- das Inspektorenhaus/ehemals
Ochsenstall
- die Knechtwohnung
- ein Gerätehaus mit Schuppen
- ein Pferdestall
- ein Schweinestall
- jenseits der Kasseler Straße wurden
für die Belegschaft zwei Zweifami-
lienhäuser erbaut.
Noch vor dem Ausbruch des Ersten
Weltkrieges wurden neue Scheunen
und Speicher errichtet.
Kurz vor Ende der zwanziger Jahre
wurde der Betrieb im Geistertal noch
einmal intensiviert. 1929 entstand im
östlichen Bereich des Gutes, parallel
zur Geister gelegen, ein Jungbullen-
und Kuhstall, der den Komplex zu einer
vierseitig geschlossenen Hofanlage er-
weiterte. Hinzu kam der Geflügelstall
sowie der weitere Ausbau von Speicher-
kapazitäten. 1935 wurde ein Jungvieh-
Laufstall ergänzt; nordöstlich vom Hof-
bereich abgesetzt, entstand 1936 ein
Zuchtstall für Scnweine mit angeschlos-
senem Wohnhaus für den Schweine-
meister. Ein Jahr später wurde 1938 ein
Praktikantenhaus in unmittelbarer Nä-
he der Wirtschaftsgebäude errichtet.
Der Geisterhof repräsentiert, obwohl
deutlich von der Stadt abgesetzt, ein
wichtiges bauliches Zeugnis der Ge-
schichte Witzenhausens. Er vergegen-
wärtigt im Zusammenhang mit der
Kolonialschule einen wichtigen Aspekt
wilhelminisch-außenpolitischer Dok-
trin, die ihre Ziele einerseits im Hege-
monialstreben in Europa, andererseits
in imperialistisch-expansiver Kolonial-
politik in Übersee sah.
Ebenso bezeichnend für die Geschichte
des Hofes ist die vehemente Erweite-
rung im „Dritten Reich“,als der„Reichs-
nährstand“ einheimische landwirt-
schaftliche Betriebe im Rahmen der
Kriegsvorbereitung subventionierte.
Aus oben genannten Gründen ist der
Geisterhof als Sachgesamtheit auszu-
weisen. (g)
Taubenhaus
Pferde- und Schweinestall
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