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Helas, Volker; Landesamt für Denkmalpflege Hessen [Hrsg.]; Kalden, Gerhard [Ill.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Hessen: Baudenkmale in Hessen: Stadt Kassel: 1 — Braunschweig, Wiesbanden: Friedr. Vieweg & Sohn, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.48764#0009
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Vorwort

Die „Denkmaltopographie“ der Stadt Kassel ist Teil eines Gemeinschaftswerks der Bundesländer. Dieses erfaßt
flächendeckend die historischen Gebäude und Anlagen in der BRD bis in die Fünfziger Jahre dieses Jahrhunderts
- mit Photo, Planausschnitt und Gebäudebeschreibung. Allein Kassel ist mit drei Bänden vertreten. Der erste
liegt nun vor.
Für Kommunalpolitiker, Verwaltungen und einschlägige Organisationen wird die „Denkmaltopographie“ sicher
bald zum unentbehrlichen Hilfsmittel werden. Kommunen werden sich mit ihrer Hilfe der historischen Bausub-
stanz in ihrer Gemeinde besser bewußt und können sie sinnvoll in ihre Bauplanung einbeziehen. „Sinnvoll“
meint nicht, daß man die baulichen Zeugnisse unserer Geschichte so wie vorgefunden erhalten, in ihrer histo-
rischen Funktion belassen muß. Die lebendigen Gemeinden würden dann bald leere Museumsstädte. Meist sind
die alten Gebäude und Anlagen nämlich ohne Veränderung für moderne Bedürfnisse nicht brauchbar.
Dieses Problem stellt sich allerdings zugegebenermaßen in jeder Stadt anders. Kassel hat es da auf den ersten
Blick leicht: hier wurde vor vierzig Jahren das meiste der historischen Bausubstanz ganz oder doch so weit ver-
nichtet, daß sich die Frage nach der Erhaltung historischer Gebäude oder gar Viertel kaum stellt; in Städten, in
denen ganze Straßenzüge und Viertel aus vergangenen Jahrhunderten noch stehen, stellt sie sich viel schärfer! -
Diese Situation hat jedoch auch Nachteile: wo der Zwang zur Einordnung in historische Strukturen in gewachse-
ne Ensembles nicht besteht, wird eine ästhetisch befriedigende Stadtgestaltung eher schwieriger.
Es gilt also, Wege zu suchen, um diese Bauten und Anlagen zu nutzen und gleichwohl das an ihnen zu erhalten,
was wir bewundern: das Zeugnis historischer Bautechnik, die geglückte Architektur, die Handwerkskunst oder
auch die harmonische Einpassung in die Umgebung.
Die „Denkmaltopographie“ ist auch ein Werk für interessierte Bürger. Wer sich z. B. mit der Kasseler Heimat-
geschichte befaßt, findet in den Kassel-Bänden der „Denkmaltopographie“ ein Nachschlagewerk, das höchste
Ansprüche erfüllt.
Neben den Bildbänden über Kassel, die anderen Bedürfnissen dienen, wird die „Denkmaltopographie“ zuverläs-
sig ihren eigenen Platz erhalten.
Hans Eichel
Oberbürgermeister der Stadt Kassel
Vom Beginn ihrer Tätigkeit an war die systematische Erfassung des schützenswerten Denkmälerbestandes eine
Hauptaufgabe der Denkmalpflege, die dafür am Ende des 19. Jh. das Großinventar als geeignetes Instrument ent-
wickelte. In dieser kreisweise gegliederten Reihe der „Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel“
erschienen 1923 auch zwei Text- und drei Atlasbände für den Kreis Cassel-Stadt. Für die heutige Denkmalpflege
sind diese Bände aber nur noch begrenzt brauchbar, denn die meisten dort verzeichneten Bauten sind im Zweiten
Weltkrieg untergegangen, von den heute als schützenswert eingestuften Denkmälern dagegen sind die meisten
wegen der damaligen Zeitgrenze von 1870 noch nicht aufgenommen worden. Da das Großinventar eine sehr
intensive Archivarbeit erfordert, konnten die Bände nur im Abstand von 5-6 Jahren erscheinen. Mit dieser
Methode würde der Denkmälerbestand erst in der Mitte des nächsten Jahrhunderts restlos erfaßt werden können.
Deshalb galt es, ein geeignetes Instrument der Schnellerfassung zu entwickeln, das dennoch den Ansprüchen der
Wissenschaft und denkmalpflegerischen Praxis genügt. Dieses ist der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in
der Bundesrepublik Deutschland mit der Denkmaltopographie gelungen, deren bundeseinheitliche Richtlinien
sich vor allem auf die Gestaltung des Kartenwerkes beziehen. Beim Katalog der Kulturdenkmäler ist es dagegen
jedem Bundesland überlassen, wie ausführlich er ausfällt. Hessen hat sich zu der bisher ausführlichsten Behand-
lung entschlossen, weil mit der Denkmaltopographie die gesamte Tätigkeit der Denkmalpflege auf eine bessere
Grundlage gestellt werden soll. So soll dieses Grundlagenwerk das Verständnis für die Kulturdenkmäler in der
Bevölkerung verstärken, dem Unterricht in den Schulen dienen, den Behörden die Bearbeitung von Bauanträgen
erleichtern und die Berücksichtigung der Denkmäler bei Planungen aller Art ermöglichen sowie eine Unterlage
für Investitionen der öffentlichen Hand bieten.
Die Reihe wurde in Hessen mit dem Band Wetterau I eröffnet. Er hatte einen Landkreis mit geschlossen erhal-
tenen Ensembles in Dörfern, Klein- und Mittelstädten zum Inhalt. Der vorliegende Band behandelt den histori-
schen Kern einer Großstadt, die im Zweiten Weltkrieg weitgehend untergegangen ist. Um so wichtiger ist es, die
erhaltenen und wiederaufgebauten Kulturdenkmäler zu bewahren und ihr Umfeld vor störenden Veränderungen
zu schützen. Erstmals in Hessen werden auch Bauten der 50er Jahre dieses Jahrhunderts aufgenommen. Sie sind
bereits Zeugen einer abgeschlossenen Kulturepoche aus den Anfangsjahren des Wiederaufbaus.
Der Stadt Kassel gebührt besonderer Dank für die intensive personelle und finanzielle Förderung der Denkmal-
topographie. Nur dadurch war es möglich, den Band jetzt herauszubringen und mit diesem Gemeinschaftswerk
die Voraussetzungen für die zukünftige Arbeit der Denkmalpflege in Kassel zu schaffen.
Professor Dr. Gottfried Kiesow
Leiter des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen

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