Reichelsheim
900
Reichelsheim
Stadt Reichelsheim mit den Stadtteilen Beienheim,
Blofeld, Dorn-Assenheim, Heuchelheim und Wek-
kesheim im Maßstab 1: 50 000
Reichelsheim besetzt die Niederung des unteren Hor-
loff-Tals fast bis zur Mündung in die Nidda. Die untere
Horloff bezeichnet eine beinahe geradlinige Grenze der
Wetterau im Nord-Osten. Parallel mit dem Fluß verläuft
auf der linken Uferseite der Limes. Im gesamten Stadt-
gebiet gibt es archäologische Belege für eine zivile rö-
mische Besiedlung. Die geraden Gemarkungsgrenzen
von Beienheim und Weckesheim im Nord-Westen gehen
auf die römische Straße zwischen den Kastellen in
Friedberg und Echzell (vgl. Denkmaltopographie Wet-
teraukreis I) zurück (Hohe oder Römerstraße). Außer
den römischen belegen weitere Bodenfunde eine Sied-
lungstätigkeit im Raum um Reichelsheim seit der Jung-
steinzeit.
Die heutige Kernstadt Reichelsheim lag im frühen Mittel-
alter innerhalb der Fuldaer Mark in der östlichen Wette-
rau. Von Falkenstein kam der Ort Anfang des 15. Jahr-
hunderts an Nassau. Als nassauische Exklave erhielt der
Ort eine städtisch wirkende Befestigung, im 17. Jahrhun-
dert sogar nominell Stadtrechte, ohne daß allerdings eine
städtische Entwicklung eingesetzt hätte. Die nassauische
Landeshoheit in Reichelsheim währte bis 1866.
Von den Reichelsheimer Stadtteilen, ehemalige Dörfer
oder Weiler, ist Blofeld der einzige auf der Seite links
der Horloff. Das historische Straßendorf ist eingebettet
in eine aus dem Vogelsberg kommende Hügelkette. Wie
Reichelsheim gehörte auch Blofeld ursprünglich zur
Fuldaer Mark, ging aber in dem bedeutenderen Teilge-
biet auf, das unter hessischen Einfluß geriet.
Im Unterschied zu Blofeld erheben sich Beienheim,
Dorn-Assenheim, Heuchelheim und Weckesheim auf ei-
nem Geländesattel zwischen den Tälern von Wetter,
Horloff und Nidda. Der Straßenweiler Heuchelheim
zwischen Reichelsheim und Echzell war seit der Mün-
zenberger Erbteilung stets Gemeinschaftsbesitz mehre-
rer adliger Grundherren, Weckesheim wurde zu Beginn
der Neuzeit in das solmsische Territorium um das nörd-
lich benachbarte Wölfersheim eingegliedert. Beienheim
und Dorn-Assenheim sind Beispiele für vereinzelte
Standesherrschaften. In Dorn-Assenheim entstand un-
ter den Herren von Schönborn eine katholische Enklave
in der Wetterau. Im 19. Jahrhundert war Dorn-Assen-
heim dem nassauischen Territorium um Reichelsheim
zugeschlagen. Gemeinsam ist den vier zuletzt angespro-
chenen Ortschaften die im Vergleich zu den Verhältnis-
sen sonst in der Wetterau geringe Ausdehnung der hi-
storischen Ortslage und die geringe Bebauungsdichte.
So war in Beienheim ein Befestigungsring um das Dorf
offenbar nie vollständig mit Bebauung ausgefüllt.
Neben der Landwirtschaft eröffnete in der Umgebung
von Reichelsheim im 19. Jahrhundert der Braunkohle-
abbau einen zusätzlichen Wirtschaftszweig. Zunächst
nur für den Hausbrand bestimmt, gewann er durch die
Inbetriebnahme des nahe gelegenen Wölfersheimer
Braunkohlekraftwerks Anfang des 20. Jahrhunderts zu-
sätzliche Bedeutung. Seit Ende des 19. Jahrhunderts
war Reichelsheim an das Eisenbahn-Nebenstreckennetz
der Wetterau angebunden, was der Entwicklung zu so-
genannten Wohnsitzgemeinden unter Aufgabe der
Landwirtschaft Auftrieb verlieh.
Wie im südlich gelegenen Florstadt überlagern sich
auch im heutigen Stadtgebiet von Reichelsheim ältere
Verwaltungsstrukturen. Heuchelheim und Blofeld ge-
hörten zum Landkreis Büdingen, Reichelsheim selbst
mit Beienheim, Dorn-Assenheim und Weckesheim zum
Landkreis Friedberg.
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Reichelsheim
Stadt Reichelsheim mit den Stadtteilen Beienheim,
Blofeld, Dorn-Assenheim, Heuchelheim und Wek-
kesheim im Maßstab 1: 50 000
Reichelsheim besetzt die Niederung des unteren Hor-
loff-Tals fast bis zur Mündung in die Nidda. Die untere
Horloff bezeichnet eine beinahe geradlinige Grenze der
Wetterau im Nord-Osten. Parallel mit dem Fluß verläuft
auf der linken Uferseite der Limes. Im gesamten Stadt-
gebiet gibt es archäologische Belege für eine zivile rö-
mische Besiedlung. Die geraden Gemarkungsgrenzen
von Beienheim und Weckesheim im Nord-Westen gehen
auf die römische Straße zwischen den Kastellen in
Friedberg und Echzell (vgl. Denkmaltopographie Wet-
teraukreis I) zurück (Hohe oder Römerstraße). Außer
den römischen belegen weitere Bodenfunde eine Sied-
lungstätigkeit im Raum um Reichelsheim seit der Jung-
steinzeit.
Die heutige Kernstadt Reichelsheim lag im frühen Mittel-
alter innerhalb der Fuldaer Mark in der östlichen Wette-
rau. Von Falkenstein kam der Ort Anfang des 15. Jahr-
hunderts an Nassau. Als nassauische Exklave erhielt der
Ort eine städtisch wirkende Befestigung, im 17. Jahrhun-
dert sogar nominell Stadtrechte, ohne daß allerdings eine
städtische Entwicklung eingesetzt hätte. Die nassauische
Landeshoheit in Reichelsheim währte bis 1866.
Von den Reichelsheimer Stadtteilen, ehemalige Dörfer
oder Weiler, ist Blofeld der einzige auf der Seite links
der Horloff. Das historische Straßendorf ist eingebettet
in eine aus dem Vogelsberg kommende Hügelkette. Wie
Reichelsheim gehörte auch Blofeld ursprünglich zur
Fuldaer Mark, ging aber in dem bedeutenderen Teilge-
biet auf, das unter hessischen Einfluß geriet.
Im Unterschied zu Blofeld erheben sich Beienheim,
Dorn-Assenheim, Heuchelheim und Weckesheim auf ei-
nem Geländesattel zwischen den Tälern von Wetter,
Horloff und Nidda. Der Straßenweiler Heuchelheim
zwischen Reichelsheim und Echzell war seit der Mün-
zenberger Erbteilung stets Gemeinschaftsbesitz mehre-
rer adliger Grundherren, Weckesheim wurde zu Beginn
der Neuzeit in das solmsische Territorium um das nörd-
lich benachbarte Wölfersheim eingegliedert. Beienheim
und Dorn-Assenheim sind Beispiele für vereinzelte
Standesherrschaften. In Dorn-Assenheim entstand un-
ter den Herren von Schönborn eine katholische Enklave
in der Wetterau. Im 19. Jahrhundert war Dorn-Assen-
heim dem nassauischen Territorium um Reichelsheim
zugeschlagen. Gemeinsam ist den vier zuletzt angespro-
chenen Ortschaften die im Vergleich zu den Verhältnis-
sen sonst in der Wetterau geringe Ausdehnung der hi-
storischen Ortslage und die geringe Bebauungsdichte.
So war in Beienheim ein Befestigungsring um das Dorf
offenbar nie vollständig mit Bebauung ausgefüllt.
Neben der Landwirtschaft eröffnete in der Umgebung
von Reichelsheim im 19. Jahrhundert der Braunkohle-
abbau einen zusätzlichen Wirtschaftszweig. Zunächst
nur für den Hausbrand bestimmt, gewann er durch die
Inbetriebnahme des nahe gelegenen Wölfersheimer
Braunkohlekraftwerks Anfang des 20. Jahrhunderts zu-
sätzliche Bedeutung. Seit Ende des 19. Jahrhunderts
war Reichelsheim an das Eisenbahn-Nebenstreckennetz
der Wetterau angebunden, was der Entwicklung zu so-
genannten Wohnsitzgemeinden unter Aufgabe der
Landwirtschaft Auftrieb verlieh.
Wie im südlich gelegenen Florstadt überlagern sich
auch im heutigen Stadtgebiet von Reichelsheim ältere
Verwaltungsstrukturen. Heuchelheim und Blofeld ge-
hörten zum Landkreis Büdingen, Reichelsheim selbst
mit Beienheim, Dorn-Assenheim und Weckesheim zum
Landkreis Friedberg.
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