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Ness, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0114
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Der älteste noch vorhandene Bau ist das frei-
stehende, villenartige Miethaus Im Moore 24
von 1881, das mit umzäuntem Vorgarten
aus der Straßenfluchtlinie zurückgesetzt ist.
Der Backsteinbau, dessen Mittelrisalit mit
einem Staffelgiebel schließt, hat Fenster-
rahmungen und -brüstungen aus Sandstein.
Er fällt vor allem wegen seines den Haupt-
baukörper überragenden helmbekrönten Eck-
turmes auf. Nach Norden schließen sich ge-
schlossene Hauszeilen reich ornamentierter
Putzbauten der Zeit um 1900 an (Im Moore
25, 27, 28, ..., 34, 36). Eine Ausnahme bil-
den nur die beiden südlichen Eckbauten an
der Asternstraße, die die Backsteinfront die-
ser Querstraße fortsetzen. Im Gegensatz zu
den Bauten der Asternstraße sind die 4 1/2-
geschossigen Miethäuser Im Moore durch
die breiten Vorgärten, die Vor- und Dach-
ausbauten, stark gegliederte Fassaden und
durch die prächtigen figürlichen und orna-
mentalen Stuckverzierungen von aufwendi-
gerer Gestaltung und höherem repräsentati-
vem Anspruch. In die traditionellen renais-
sancistischen, barocken und gotisierenden
Elemente mischen sich neuere Formen der
Jugendstil-Ornamentik.


Im Moore 24, 1881


Aus der heterogenen Bebauung des südlichen
Teils der Straße Im Moore hebt sich der in
den zwanziger Jahren entstandene vierge-
schossige Miethausblock Im Moore 16, 18
(Architekten Jürgens & Mencke) ab, eine
qualitätvolle Klinkerarchitektur. Ein vor-
springender giebelständiger Quertrakt und
der traufständige Bauteil umschließen rück-
wärtig einen Innenhof und bilden mit ver-
putzten Hinterhäusern ein geschlossenes
Karree. Der Straßenfront wurde kurze Zeit
später ein in Material und Baugestaltung her-
vorragend eingepaßter Baukörper angefügt
(Nr. 20), der die vorspringende Giebelstän-
digkeit aufnimmt und die Anlage im Sinne
eines grundsätzlich symmetrischen Aufbaus
abschließt.
GLÜNDERSTRASSE
Die Verdrängung der Backstein- durch Putz-
bauten seit etwa 1900 läßt sich auch in der
1897 angelegten Glünderstraße beobachten,
die — in einem Bogen geführt — den Schnei-
derberg mit der Callinstraße verbindet.
Anfangs der Callinstraße entstand kurz vor
1900 an der Einmündung der Rehbockstraße



ein qualitätvoller Backsteinbau (Callinstraße
4), der zwischen der einfachen Bebauung
der Rehbockstraße und der anspruchsvolle-
ren der Callinstraße als vermittelnder Eckbau
eine städtebaulich bedeutende Situation
markiert. Der Bau ist mit Form und Glasur-
steinen reich verziert und mit Eckerker und
-türm, Staffelgiebel und fialenähnlichen Auf-
sätzen, Balkonvorbauten und Bauplastik ab-
wechslungsreich gestaltet. Mit seinen goti-
sierenden Elementen lehnt er sich an die
Bautradition der Hannoverschen Schule an.
Der schmale zurückgesetzte Nachbarbau
(Callinstraße 6) leitet mit seinem Vorgarten,
dem verputzten Erdgeschoß und den glie-
dernden renaissancistischen Putzelementen
über zur Bebauung der Glünderstraße. Mit
den Eckbauten Callinstraße 8 und Schneider-
berg 7 (Architekt Fr. Leonhardt) setzte
1899 die Bebauung ein. Die übrigen dreizehn
Wohnhäuser folgten in den Jahren 1900—
1905. Die kurze Bauphase und die ähnliche
Baustruktur der Häuser lassen auf eine ein-
heitliche Planung und Bauleitung schließen.
Die Häuser waren von der Wohngröße und
ihrem äußeren Anspruch her für Bewohner
der mittleren Einkommensschicht (Beamte,



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