Arbeiterwohnhäuser, Grundrißtypen, Mittelflurhaus, links quergelagert, rechts längsgelagert
(Umzeichnung Buschmann)
Viktoriastraße 20, Wohnhaus, um 1860
Viktoriastraße 3, Wohnhaus, um 1855
Viktoriastraße 31/30, 29, Wohnhäuser, um 1860
und Küche zum Hof) führt eine steile einläufi-
ge Treppe ins gleich disponierte Oberge-
schoß. Bei dem anderen Typ (Fortunastraße
1/2, Viktoriastraße 6/7, 9, 10, 28, 29, 32, 33,
35, 36) erfolgt die Erschließung seitlich vom
Bauwich aus, und der Mittelflur verläuft stra-
ßenparallel. Die doppelhausähnlichen Ge-
bäude umfassen in der Regel drei Fenster-
achsen (Ausnahme Viktoriastraße 32). Vier
Räume (zwei zur Straße, zwei zum Hof) bilde-
ten eine Wohnung. Während die „Doppelhäu-
ser“ mit seitlicher Erschließung an Landarbei-
terhäuser denken lassen, zeigen die „Einzel-
häuser“ mit mittiger Tür vorn stärkere Abhän-
gigkeit vom klassizistischen Stadthaus. Das
Gros der Gebäude wurde im Zuge der Sanie-
rung zu Einfamilienhäusern umgebaut, die ur-
sprüngliche Raumaufteilung ist jedoch häufig
noch ablesbar.
Bei den erhaltenen Beispielen handelt es sich
vorwiegend um Putzgebäude mit massiven
Außenmauern und Fachwerk im Innern. Aus-
nahme stellen Viktoriastraße 6/7 - Fachwer-
ke mit Putzfassade - und das erste um 1875
gebaute Haus Viktoriastraße 12 - Rohziegel-
fassade - dar. Die Fassadengestaltung bei all
diesen Gebäuden beschränkt sich auf wenige
Gesimse, betonte Sohlbänke und Variation
der Fensterform.
Am dichtesten hat sich der Bestand originaler
Arbeiterwohnhäuser aus dem dritten Viertel
des 19. Jh. am südlichen, leicht zur Pavillon-
straße abfallenden Abschnitt der Viktoriastra-
ße erhalten; er dokumentiert durchmischt mit
einigen „Sanierungsneubauten“ (Nr. 14, 17,
25) und einem Spekulationsbau der Zeit um
1900 den Beginn des Arbeiterstadtteils Lin-
den-Nord.
Ähnliche Gebäude entstanden in den folgen-
den Jahren an der Fösse- und Limmerstraße,
wo auch die erste lutherische Schule in Lin-
den-Nord gegründet und 1874 der ersten
Volksschulbau errichtet wurde (Limmerstraße
65; beide nicht mehr vorhanden). Mit entspre-
chenden Häusern an der Stärke- und am Süd-
abschnitt der Kochstraße erreichte die Be-
siedlung ab ca. 1873 den Bereich zwischen
der Limmerstraße und den Fabriken am Fluß-
lauf. Bis in die achtziger Jahre kamen außer
den Arbeiterkolonien (s.o.) noch einige Häu-
ser an der Albert- und Elisenstraße, der westli-
chen Limmerstraße und dem Eingang Unger-
und Erderstraße hinzu. Allerdings beschränkt
sich die Bebauung zu Ende der achtziger Jah-
re noch immer auf z.T. isoliert in der Feldmark
liegende Ansammlungen von Wohngebäuden
und auf mehrere Fabrikanlagen (Asphalt-,
Gummi-, Stärke-, Chemische Fabriken, Spin-
nereien, Weberei usw.), welche ihre Abwäs-
ser ungeklärt direkt in den Fluß oder auf die
Wege abfließen ließen und mit dem Staub,
Ruß und den Gerüchen aus der Produktion die
Umwelt belasteten. Trotz der lockeren Bebau-
ung war Linden-Nord kein gesunder Sied-
lungsplatz, als in den neunziger Jahren der
Bauboom einsetzte.
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