ENTWICKLUNG NACH 1885/90
Eine Voraussetzung für die Schaffung neuer
Bauplätze war die Erweiterung des Straßen-
systems, wobei die Planung das bereits vor-
handene Raster auf beiden Seiten der Lim-
merstraße (Koch-, Stärke-, Albertstraße mit
Querverbindungen Elisen- und Ottenstraße,
Mathilden-, Viktoria-, Fortuna-, mit Querver-
bindung Pavillonstraße, Velvet- und Pfarr-
landstraße, Eingang Unger- und Erderstraße,
Kötnerholzweg bis Limmerstraße) fortsetzte
und ergänzte: 1888 Verlängerung Kötnerholz-
weg, 1896 Quartier um den Bethlehemplatz
(nur reduziert ausgeführt), etwa gleichzeitig
Grote - und Ahlemer Straße. Um 1896 lagen
Fluchtlinienpläne für den überwiegenden Teil
von Linden-Nord vor, wurden später erweitert
(etwa 1908 Einpassung des Pfarrlandplatzes)
und besonders im Umkreis des heutigen
Schnellweges und des Flußlaufes umgestal-
tet.
Die Architektur in Linden-Nord ist - selbst da,
wo sie sich an den Fassaden „anspruchsvoll“
geriert - geprägt von den besonders einge-
schränkten finanziellen Verhältnissen. Anders
als in Linden-Mitte, wo vor dem Ersten Welt-
krieg neben Arbeiterhäusern ebenfalls Woh-
nungen für die dünne Lindener Oberschicht
und den Mittelstand errichtet wurden, bauten
in Linden-Nord vor allem Spekulanten aus-
schließlich „Mietskasernen“ für das Kleinbür-
gertum und die Arbeiterklasse, die sich auf-
grund der politischen, sozialen und ökonomi-
schen Zustände mit einfachsten Behausun-
gen bescheiden mußten.
Immerhin hatten sich inzwischen auch im Ar-
beiterwohnungsbau abgeschlossene 40-60
qm große Wohnungen - Mittelflur, zwei Zim-
mer zur Straße, eine Kammer und Küche mit
fließendem Wasser zum Hof, Toiletten auf hal-
ber Höhe im Treppenhaus - durchgesetzt.
Die nun meist in geschlossener Bauweise er-
richteten Häuser waren normalerweise zwei-
spännig, viergeschossig und hatten ein aus-
gebautes Dachgeschoß (s.o. Wittekindstra-
ße). Einen besonderen Grundrißtyp stellen die
dreispännigen Gebäude mit rückwärtigem
Flügel (vgl. Limmerstraße 71 usw.) dar. Wie
die Hinterhäuser (z.B. Kochstraße, s.u.) dien-
ten sie der profitableren Grundstücksausnut-
zung (s.o. „Straßenanlage und Stadtpla-
nung“).
LIMMERSTRASSE
Die Limmerstraße, die bereits eine wenn auch
lückenhafte Bebauung mit freistehenden
meist zweigeschossigen Gebäuden zeigte,
avancierte in den neunziger Jahren zur Haupt-
geschäftsstraße mit mehrgeschossigen ge-
schlossenen Häuserzeilen. Aus dieser „zwei-
ten“ Entwicklungsstufe ging die folgende
Gruppe Fröbelstraße, Kötnerholzweg, Lim-
mer- und Offensteinstraße hervor.
Kreuzung Limmerstraße/Kötnerholzweg
In der Nähe dieser Kreuzung befanden sich
bereits einige Bauten (s.o. Schule, Arbeiterko-
lonie, Gebäude am Eingang der Erder- und
Ungerstraße, Asphaltfabrik an der Limmer-/
Velberstraße, bis auf wenige Reste alle ver-
schwunden), als ermöglicht durch die Verlän-
gerung des Kötnerholzwegs (1888) und der
Elisenstraße (s.u.), die Anlage der Benno- und
Fröbelstraße und die Planung der Pestalozzi-
straße die gleichmäßige Parzellenaufteilung
mit ihren sowohl spitz- als auch stumpfwinkli-
gen Eckgrundstücken erfolgte. Um 1890 wur-
de die Entwicklung durch die Häuser Limmer-
straße 71, 77, 81 eingeleitet, die wie die zeit-
lichen anschließenden Nachbargebäude der
südlichen Straßenseite als Dreispänner einen
besonderen Grundrißtyp vorstellen: Zwei
praktisch gleiche Wohnungen liegen zur Stra-
ße, eine weitere findet sich im rückwärtigen
Hofflügel und muß in ihrem Wohnwert wie eine
Hinterhauswohnung angesehen werden (vgl.
Kochstraße).
Die einheitlich viergeschossige Blockrandbe-
bauung in diesem Bereich war um 1900 abge-
schlossen. An der Limmerstraße finden sich
im sockelartigen Erdgeschoß häufig neben
den erschließenden Durchfahrten Läden -
heute weitgehend modernisiert, die in den
Seitenstraßen nur sporadisch auftauchen. Die
Gliederung der über der „Sockelzone“ meist
symmetrischen, durch Verteilung der Fenster-
öffnungen rhythmisierten Fronten erfolgt -
abhängig von der Lage der „guten Stube“ -
entweder durch leichtes Vorziehen des Mittel-
Karte der Stadt und Feldmark Linden, Ausschnitt,
1887/91, Maßstab des Originals 1:2500,
Hauptstaatsarchiv Hannover, 12e Linden 8-10 pg
Kötnerholzweg 39, Limmerstraße 67a,
Wohn- und Geschäftshäuser, Ende 19. Jh.
Limmerstraße 72, 74-78, Wohn- und
Geschäftshäuser, Ende 19. Jh.
Limmerstraße 69, 71 -81, Wohn- und Geschäftshäuser, Ende 19. Jh.
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Eine Voraussetzung für die Schaffung neuer
Bauplätze war die Erweiterung des Straßen-
systems, wobei die Planung das bereits vor-
handene Raster auf beiden Seiten der Lim-
merstraße (Koch-, Stärke-, Albertstraße mit
Querverbindungen Elisen- und Ottenstraße,
Mathilden-, Viktoria-, Fortuna-, mit Querver-
bindung Pavillonstraße, Velvet- und Pfarr-
landstraße, Eingang Unger- und Erderstraße,
Kötnerholzweg bis Limmerstraße) fortsetzte
und ergänzte: 1888 Verlängerung Kötnerholz-
weg, 1896 Quartier um den Bethlehemplatz
(nur reduziert ausgeführt), etwa gleichzeitig
Grote - und Ahlemer Straße. Um 1896 lagen
Fluchtlinienpläne für den überwiegenden Teil
von Linden-Nord vor, wurden später erweitert
(etwa 1908 Einpassung des Pfarrlandplatzes)
und besonders im Umkreis des heutigen
Schnellweges und des Flußlaufes umgestal-
tet.
Die Architektur in Linden-Nord ist - selbst da,
wo sie sich an den Fassaden „anspruchsvoll“
geriert - geprägt von den besonders einge-
schränkten finanziellen Verhältnissen. Anders
als in Linden-Mitte, wo vor dem Ersten Welt-
krieg neben Arbeiterhäusern ebenfalls Woh-
nungen für die dünne Lindener Oberschicht
und den Mittelstand errichtet wurden, bauten
in Linden-Nord vor allem Spekulanten aus-
schließlich „Mietskasernen“ für das Kleinbür-
gertum und die Arbeiterklasse, die sich auf-
grund der politischen, sozialen und ökonomi-
schen Zustände mit einfachsten Behausun-
gen bescheiden mußten.
Immerhin hatten sich inzwischen auch im Ar-
beiterwohnungsbau abgeschlossene 40-60
qm große Wohnungen - Mittelflur, zwei Zim-
mer zur Straße, eine Kammer und Küche mit
fließendem Wasser zum Hof, Toiletten auf hal-
ber Höhe im Treppenhaus - durchgesetzt.
Die nun meist in geschlossener Bauweise er-
richteten Häuser waren normalerweise zwei-
spännig, viergeschossig und hatten ein aus-
gebautes Dachgeschoß (s.o. Wittekindstra-
ße). Einen besonderen Grundrißtyp stellen die
dreispännigen Gebäude mit rückwärtigem
Flügel (vgl. Limmerstraße 71 usw.) dar. Wie
die Hinterhäuser (z.B. Kochstraße, s.u.) dien-
ten sie der profitableren Grundstücksausnut-
zung (s.o. „Straßenanlage und Stadtpla-
nung“).
LIMMERSTRASSE
Die Limmerstraße, die bereits eine wenn auch
lückenhafte Bebauung mit freistehenden
meist zweigeschossigen Gebäuden zeigte,
avancierte in den neunziger Jahren zur Haupt-
geschäftsstraße mit mehrgeschossigen ge-
schlossenen Häuserzeilen. Aus dieser „zwei-
ten“ Entwicklungsstufe ging die folgende
Gruppe Fröbelstraße, Kötnerholzweg, Lim-
mer- und Offensteinstraße hervor.
Kreuzung Limmerstraße/Kötnerholzweg
In der Nähe dieser Kreuzung befanden sich
bereits einige Bauten (s.o. Schule, Arbeiterko-
lonie, Gebäude am Eingang der Erder- und
Ungerstraße, Asphaltfabrik an der Limmer-/
Velberstraße, bis auf wenige Reste alle ver-
schwunden), als ermöglicht durch die Verlän-
gerung des Kötnerholzwegs (1888) und der
Elisenstraße (s.u.), die Anlage der Benno- und
Fröbelstraße und die Planung der Pestalozzi-
straße die gleichmäßige Parzellenaufteilung
mit ihren sowohl spitz- als auch stumpfwinkli-
gen Eckgrundstücken erfolgte. Um 1890 wur-
de die Entwicklung durch die Häuser Limmer-
straße 71, 77, 81 eingeleitet, die wie die zeit-
lichen anschließenden Nachbargebäude der
südlichen Straßenseite als Dreispänner einen
besonderen Grundrißtyp vorstellen: Zwei
praktisch gleiche Wohnungen liegen zur Stra-
ße, eine weitere findet sich im rückwärtigen
Hofflügel und muß in ihrem Wohnwert wie eine
Hinterhauswohnung angesehen werden (vgl.
Kochstraße).
Die einheitlich viergeschossige Blockrandbe-
bauung in diesem Bereich war um 1900 abge-
schlossen. An der Limmerstraße finden sich
im sockelartigen Erdgeschoß häufig neben
den erschließenden Durchfahrten Läden -
heute weitgehend modernisiert, die in den
Seitenstraßen nur sporadisch auftauchen. Die
Gliederung der über der „Sockelzone“ meist
symmetrischen, durch Verteilung der Fenster-
öffnungen rhythmisierten Fronten erfolgt -
abhängig von der Lage der „guten Stube“ -
entweder durch leichtes Vorziehen des Mittel-
Karte der Stadt und Feldmark Linden, Ausschnitt,
1887/91, Maßstab des Originals 1:2500,
Hauptstaatsarchiv Hannover, 12e Linden 8-10 pg
Kötnerholzweg 39, Limmerstraße 67a,
Wohn- und Geschäftshäuser, Ende 19. Jh.
Limmerstraße 72, 74-78, Wohn- und
Geschäftshäuser, Ende 19. Jh.
Limmerstraße 69, 71 -81, Wohn- und Geschäftshäuser, Ende 19. Jh.
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