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Hannig, Henner [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,1): Landkreis Hannover — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44257#0234
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neuen Aufschwung. Burg und Stadtmauer
wurden wiedererrichtet, wie sie Merian dar-
stellte. Die FESTE wurde als achteckiger
Burgfried mit achtseitigem Helm erbaut. Die
ursprüngliche Siedlung, die im Halbkreis um
die Burg lag, wurde in westlicher Richtung
erweitert. Für den Ausbau wurde der Hüpe-
der Bach umgeleitet, ein zweites Tor, das
Dammtor auf der Westseite, und ein Boh-
lendamm, die heutige Dammstraße, ange-
legt. Der Sumpf, der nach Merian auch den
westlich der Kirche gelegenen Bereich ein-
nahm, wurde dafür trockengelegt. Noch
heute steht das Grundwasser in diesem Teil
der Stadt sehr hoch. Auf beiden Seiten des
neuen Weges wurden Bauernstellen einge-
richtet. Die damals errichteten Stadtbefesti-
gungen wurden im 19. Jh. bis auf wenige
Reste auf der Südwestseite der Stadt im
Bereich der DAMMSTRASSE abgetragen.
Die Ausbuchtungen in den vorhandenen
Mauerresten am westlichen Ende der
Dammstraße waren das Fundament einer
alten Bastion. Im Norden ist die Anlage
weitgehend verschwunden. Ein Weg, der
heutige Schäferkamp, und eine leichte Be-
wegung der Topographie deuten auf die

Pattensen, Burgwall,
Befestigungsmauer


Pattensen, Dammstraße 10,
Wohnhaus, um 1910


Lage der Befestigung hin. Der von Merian
dargestellte Torturm wurde 1729, das Pfort-
haus und die Wache 1728 abgebrochen.
Die ehemalige Feste wurde 1650 Dominial-
gut, dessen Gebäude jedoch 1827 bis
1839 abgerissen und durch riesige Scheu-
nengebäude in Ziegel ersetzt. In der ersten
Hälfte des 19. Jh. wurde die Kuppe des
Burgberges abgetragen und für die Verfül-
lung des Stadtgrabens verwendet. 1939
teilte man die Ländereien des ehemaligen
Gutes bei der Neuansiedlung der Salzgitter
Bauern, die ihre Höfe für den Neubau der
Reichswerke in Salzgitter aufgeben muß-
ten, auf. Damals entstanden rund um Pat-
tensen und in den Nachbarorten die zahlrei-
chen nach einheitlichem Schema angeleg-
ten Höfe in Ziegelbauweise mit zweige-
schossigen Wohnhäusern. Um 1980 wichen
die Scheunen des Dominialgutes einem Ein-
kaufsmarkt, der die topographische Situa-
tion noch erkennen läßt. Der als Pächter-
haus AUF DER BURG 2 1849 erbaute zwei-
geschossige schlichte Putzbau wird heute
als Rathaus genutzt. Er ist über einen mitti-
gen Eingang über vorgelegter Treppe unter
vierachsigem Giebel erschlossen. Südlich

des heutigen Rathauses ist eine Inschriftta-
fel von 1590 in eine Mauer eingelassen, die
an Herzog Erich den Älteren erinnert.
Gegenüber der Einmündung der Hofstraße
liegt der CORVINUSPLATZ mit der St. Lu-
kas Kirche. Das Mindener Archidiakonat ist
für 1254 urkundlich belegt und läßt darauf
schließen, daß Pattensen von Minden aus
missioniert wurde. Etwa um 1150 bis 1180
wurde die St. Lukas Kirche als Gründung
des Bistums von Minden erbaut. Sie wurde
als dreischiffige romanische Basilika auf
einer leichten Anhöhe errichtet und um
1400 als gotische Hallenkirche umgebaut.
Am Westturm und Ostchor sind Teile der
romanischen Kirche erhalten. Der gotische
Umbau, etwa um 1400, nutzte die Grund-
mauer des Vorgängerbaues. Auf dem Meri-
an-Stich sind für die Seitenschiffjoche Gie-
beldächer zu erkennen, die in die Schräge
des Mittelschiffdaches einschnitten. Zwei
Inschriften von 1398 und 1407 am Nord-
west- und Südwest-Portal stützen die Ver-
mutung, daß der Umbau aus dieser Zeit
stammt. Der auf rechteckigem Grundriß er-
stellte Westturm blieb von dieser Umgestal-

Pattensen, Corvinusplatz, Kirche St. Lukas


Pattensen, Mauerstraße 12,
Herrenhaus, 1820


Pattensen, Hofstraße 8,
ehern. Herrenhaus, spätes 18. Jh.


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