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Twachtmann-Schlichter, Anke [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 14,1): Stadt Hildesheim: mit den Stadtteilen Achtum, Bavenstedt, Drispenstedt, Einum, Himmelsthür, Itzum, Marienburg, Marienrode, Neuhof, Ochtersum, Sorsum, Steuerwald und Uppen — Hameln, 2007

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44417#0113
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Monumentalfiguren personifizieren die vier
Weltreiche. Der auf vier Steinkonsolen ruhende
Erker an der Südwestecke des Hauses zeigt in
den Brüstungsfeldern die vier Jahreszeiten und
in weiteren Reliefs allegorische und mythologi-
sche Szenen. Hermenpilaster unterteilen die
darüber liegende Fensterfront. Ursprünglich
zierte weiterer figürlicher Schmuck das in Fach-
werk gehaltene Obergeschoss.
Obwohl das Kaiserhaus bzw. die ehemalige
Straßenfassade nur noch rudimentär erhalten
ist, spiegelt es auch heute noch den hohen
Anspruch des Auftraggebers wider, der für die
herausragende Gestaltung eigens verantwort-
lich war. Innerhalb der Hildesheimer Bürger-
hausarchitektur nimmt dieses Gebäude eine
einzigartige Sonderstellung ein. Zumal ein der-
artiger Steinbau in der damaligen Zeit in der an
Fachwerk so reichen Stadt besonders auffallen
musste.
Ebenfalls aus Sandstein ist die 1568 im Auftrag
von Asmus von Rode und seiner Frau Katharina
Brandis entstandene und ihrem Fachwerkhaus
vorgesetzte Renaissance-Utlucht. Bevor sie in
den 70er Jahren des 20. Jh. am damaligen
Schulneubau Alter Markt 70 ihren heutigen
Platz fand, wurde sie bereits mehrfach trans-
loziert. Zweistöckig, von Hermenpilastern ge-
tragen, die Brüstungsfelder mit Wappen ge-
schmückt und mit phantastisch gestalteten
Tier- und Menschköpfen versehen, präsentiert
sie sich heute in einer rekonstruierten Farb-
gebung am östlichen Ende des Straßenzuges
Alter Markt. Möglicherweise fühlten sich die
Auftraggeber des 16. Jh. durch den prächtigen
Neubau des so genannten Kaiserhauses veran-
lasst, ihrem Wohnhaus einen solch repräsenta-
tiven Erker vorzusetzen.

Ev. Pfarrkirche St. Andreas
Der Helm des hoch aufragenden Turmes der
Pfarrkirche St. Andreas, Andreasplatz 4,
beherrscht bereits von weitem die Silhouette
der Stadt. Die exponierte Lage des Kirchplatzes
- nach Südwesten fällt das Gelände ab, nach
Nordosten steigt es an - steigert den monu-
mentalen Eindruck der dreischiffigen Basilika,
vor allem des Westriegels. Öffnet sich der
Andreasplatz sowohl nach Norden und Süden,
so stößt der polygonale Umgangschor der
Kirche gleichsam vor die östliche Randbe-
bauung. Westlich gibt die Eckemekerstraße
den Zugang zum Platz und auf die westliche
Turmfront frei. Noch heute bildet die Andreas-
kirche mit ihrem steil aufragendem Turmwerk
einen weithin sichtbaren, stadträumlichen
Orientierungspunkt und stellt darüber hinaus
innerhalb der Altstadt eine wichtige Traditions-
insel dar.
Das Gebiet um die St. Andreaskirche war für
die Entwicklung eines städtischen Gemein-
wesens von großer Bedeutung. Wie schon
erwähnt, prosperierte der Kaufmannswyk und
dehnte sich nach Osten aus, wobei der Bau
einer eigenen Kirche folgte. Bischof Godehard
kann als Gründer der an diesem Platz ent-
standenen Markt- und Pfarrkirche genannt wer-


Hildesheim, Alter Markt 70, Renaissance-Utlucht

Hildesheim, St. Andreas, Grundriss


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