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Zimmermann, Petra Sophia [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 18, Teil 2): Landkreis Celle: Landkreis Celle ohne Stadt Celle — Hameln, 1994

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https://doi.org/10.11588/diglit.44418#0020
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Wienhausen, Kloster, Schnitt durch Nonnenkirche und Nordflügel mit Blick gegen die Ostfassade des
Westflügels, 1 :333 (nach 1900, überarbeitet 1964). Institut für Denkmalpflege

eindrucksvolles Beispiel von dem Stil der norddeutschen Backsteingotik, die damit im
Kreisgebiet eingeführt wurde. Die weiteren Klausurgebäude sind in großen Teilen im
16. Jh. wiedererrichtet worden, nachdem sie Ernst der Bekenner im Jahr 1531 wegen des
Widerstands der Nonnen gegen die Reformation hatte zerstören lassen. Von der ur-
sprünglichen Ausstattung des Klosters ist vor allem die um 1335 datierte, geschlossen
erhaltene Ausmalung des Nonnenchores erwähnenswert.
Von der neuartigen und imposanten Klosterarchitektur ging eine starke Anregung der
Bautätigkeit aus. In unmittelbarer Nachfolge entstanden die Kirchen in Hohnhorst, Lang-
lingen, Wathlingen und Müden. Übernommen wurde vor allem die Mauertechnik mit der
Verwendung einheitlicher Ziegelformate und einer Vielzahl von Formsteintypen. Auch
das Schmuckelement von Spitz- und Segmentbogenblenden wurde in vereinfachter
Form zur Gliederung der Außen- und insbesondere der Innenwände der Kirchen einge-
setzt.
Die Pfarrkirchen und Kapellen des 14. Jh. folgen dem Typ eines einschiffigen Saalbaus:
übereinem Rechteckgrundriß errichtet, schlossen sie im Innern mit einer flachen Balken-
decke ab. Vereinzelt - so in Wathlingen und Hohnhorst - waren die Bauten bereits ur-
sprünglich mit einem polygonalen Chor versehen, in anderen Fällen - so in Hermanns-
burg und Müden - wurden sie erst im 15. Jh. in dieser Form erweitert. Einige Kirchen
wurden sie auch eingewölbt, darunter Müden mit einem recht aufwendigen Netzrippen-
gewölbe.
Vom 15. bis ins 17. Jh. kam es zu einer lang anhaltenden Stagnation im Kirchenbau. Die
Reformation, die bereits um 1530 durch Herzog Ernst den Bekenner im Lande eingeführt
wurde, hat sich nicht unmittelbar auf das Bauschaffen ausgewirkt. Die bestehenden Kir-
chenbauten übernahm man mitsamt ihrer Ausstattung. So behielten die Kirchen in Eldin-
gen und Wathlingen die vielfigurigen Flügelaltäre aus dem 15. Jh. Jedoch erfuhren die
Bauten später vielerorts durch weitere Kirchengeräte eine Anpassung an den neuen Kul-
tus. Häufig wurden die Dorfkirchen mit einer Kanzel, der eine zentrale Bedeutung zuge-
kommen war, bestückt. Die frühesten architektonisch gestalteten und bemalten Kanzel-
körbe in Eldingen, Langlingen, Müden und Wienhausen gehen auf die Mitte und die
2. Hälfte des 17. Jh. zurück; in den beiden letztgenannten Kirchen bezog man sie im
18. Jh. in große Altäre ein. Desweiteren wurde der Innenraum nahezu sämtlicher Dorfkir-
chen nachtrachträglich durch Emporeneinbauten verändert, um Platz für die wachsende
Zahl von Gemeindemitgliedern zu schaffen.

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