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Zimmermann, Petra Sophia [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 18, Teil 2): Landkreis Celle: Landkreis Celle ohne Stadt Celle — Hameln, 1994

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https://doi.org/10.11588/diglit.44418#0021
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Mit dem späten 17. Jh. setzt die Neubautätigkeit wieder ein. In der 2. Hälfte des 17. und
am Anfang des 18. Jh. wurden die Gutskapellen von Oppershausen und Wieckenberg
sowie die Kapelle in Ahnsbeck als Fachwerkbauten errichtet. Die Kapelle in Wieckenberg
ist mit einer Loggia an der Langseite in origineller Weise dem bäuerlichen Gebäudetyp
einer Längsdurchfahrtsscheune entlehnt. Möglicherweise sollte dadurch der katholische
Kirchenbau nach außen nicht in Erscheinung treten. Denn mit der Einführung der Refor-
mation war ein Verbot der katholischen Messfeier ausgesprochen worden, das sich erst
in der 2. Hälfte des 17. Jh. zu lockern begann. Die am Celler Hof residierenden italieni-
schen und französischen Gesandten und Beamten bildeten zu dieser Zeit wieder eine
kleine Gemeinde, zu der auch der Handelsagent Stechinelli - Bauherr der Kapelle in
Wieckenberg - gehörte.
In der 1. Hälfte des 18. Jh. entstanden die Pfarrkirchen in Beedenbostel und Eschede. Die
einschiffigen Saalbauten auf rechteckigem Grundriß sind im Inneren von einer hölzernen
Tonne überspannt. Diese Kirchen weisen erstmalig verputztes Mauerwerk auf, von dem
Fenster-, Türgewände und Eckquaderungen in Sandstein abgesetzt sind. An die Stelle
der kleinen Fensteröffnungen früherer Bauten treten nun hohe Rundbogenfenster, die
durch Sprossenwerk gegliedert sind. Zu dieser Zeit wurden auch ältere Pfarrkirchen, wie
Wienhausen und Wathlingen, durch Umbauten „barockisiert“.
In der 1. Hälfte des 19. Jh. entstanden die Kirchen klassizistischer Prägung in Bergen,
Winsen und Nienhagen. Während man die Kirchen in Bergen und Nienhagen an der Stelle
von kleineren Vorgängerbauten errichtete, wurde in Winsen zum Zweck der Erweiterung
ein neues Langhaus an der Südwand des alten Schiffes angebaut und die Kirche damit
nach Norden umorientiert. In allen drei Fällen ist der Außenbau durch Lisenen und Rund-
bogenfenster mit Holzsprossenwerk gegliedert; in Bergen und Winsen ist das Mauerwerk
verputzt, in Nienhagen das Ziegelmauerwerk sichtbar belassen. In Bergen und Winsen
erfährt das Innere der Saalbauten durch zwei Stützenreihen, die als Substruktion des
Dachstuhls dienen, eine Einteilung in drei Schiffe; das Mittelschiff ist mit einer hölzernen
Tonne überfangen, die Seitenschiffe sind flach gedeckt. Die Stützen tragen umlaufende
Emporen. In Nienhagen ist die dreischiffige Gliederung nur noch in Teilen erhalten.
Die architektonische Gestaltung war während des Historismus am Anfang dieses Jahr-
hunderts durch den Rückgriff auf verschiedene Stile bestimmt. Ein bedeutendes Beispiel
ist die in neogotischen Formen erbaute Große Kreuzkirche in Hermannsburg. Als Ge-
meindekirche einer neuen religiösen Bewegung und der daraus erwachsenen „Selb-
ständigen ev.-luth. Kirche“ setzt sie mit ihrem hohen Schiff und mächtigen Westturm
einen städtebaulich wirksamen Akzent. Am Kirchenneubau in Hohne werden Stilele-
mente der Romanik aufgegriffen.
Zur Gesamtanlage der Kirchen gehören häufig die für die Lüneburger Heide typischen
hölzernen Glockentürme. Sie stehen entweder abseits oder auch abgerückt vor der
Westwand der Kirche. Es handelt sich um Fachwerkkonstruktionen, die miteinerHolzver-
schalung versehen sind. Bei einer anderen, im Landkreis anzutreffenden Turmform er-
hebt sich die Holzkonstruktion übereinem westlichen Vorbau der Kirche, so in Langlingen
und Sülze.

Amtssitze und Adelshöfe
Von den ehemals fünf Amtshöfen im Kreisgebiet sind vier bis heute erhalten, nur der
Amtshof in Hermannsburg ist durch einen Brand vernichtet worden. Die Amtshäuser in
Bergen und Groß Eicklingen gehen in ihren ältesten Teilen auf den Anfang des 18. Jh.
zurück; in der 1. Hälfe des 19. Jh. sind sie umfangreich erweitert worden. Als Fachwerk-
bauten schließen diese beiden Amtshäuser an die bäuerliche Bautradition an. Die Amts-
häuser in Beedenbostel und Winsen sind hingegen durch eine besondere Gestaltung als
öffentliche Bauten ausgewiesen: Sie sind als massive Ziegelbauten errichtet, an denen
Sockel, Eckquaderungen sowie Fenster- und Türgewände in Sandstein abgesetzt sind.
Ihre Vorderfronten sind symmetrisch gegliedert.
In der Gemeinde Bröckel befinden sich zwei weitere historische Gebäude fiskalischen
Charakters: das Zollhaus in Bröckel selbst, ein Fachwerkbau mit reichen Schmuckele-
menten aus dem 17. Jh., sowie das Weghaus, ein kleiner, um 1830 errichteter Massivbau
klassizistischer Prägung.
Neben den Amtshöfen sind die Adelssitze von besonderer regionalgeschichtlicher und
architektonischer Bedeutung. Von den Burganlagen des Mittelalters sind keine Überreste
mehr vorhanden. In Nordburg erinnert nur die Geländeformation an den ehemaligen

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