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Kimpflinger, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 1): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.44168#0102
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Distriktkarten der Stadt Braunschweig, 1764/66, Plan Distrikt D (Ausschnitt Bruchgebiet), Niedersächsi-
sches Staatsarchiv Wolfenbüttel, K 522


Bruchstraße 22—27A


DER BRUCH
Der Bruch, ein nahezu dreieckiges Gelände
im Süden der Altstadt, dessen Grobform sich
auch heute noch an den alten Straßenzügen
Bruch-, Wall- und Leopoldstraße ablesen läßt,
wird 1307 zuerst als „palus“ erwähnt. Das
sumpfige, allseitig von Wasserläufen einge-
schlossene Gebiet war bis in das 15. Jh. hin-
ein ohne städtische Bebauung. Der Rat der
Stadt verpachtete hier Weiden und Gärten
und begann um die Mitte des 15. Jh. durch
Aufschüttung und Wegebau die Beschaffen-
heit des Geländes auf eine spätere Bebauung
hin vorzubereiten. Neben einer schon 1403
erwähnten „drifhutten“ (Gießerei), wird 1457
auf der Bruchinsel erstmals ein Bürgerhaus
erwähnt, und schon wenige Jahre später
dürfte die Vergabe von Grundstücken zu bei-
den Seiten der drei Erschließungsstraßen ab-
geschlossen gewesen sein. In der Folgezeit
siedelten sich in dem immer noch von großen
Grünflächen bestimmten Gelände vornehm-
lich Gärtner, Fischer und Lohgerber an, die
sich auf schmalen Parzellen kleine, meist
zweigeschossige Fachwerkbuden bauten.
Diese inselartig abgeschlossene, kleinbür-
gerliche Sozialstruktur hat sich auf dem Bruch
bis weit in das 19. Jh. hinein erhalten. Eine ge-
wisse Aufwertung des Bruches als innerstäd-
tisches Siedlungsgebiet begann mit der An-
lage der Wallpromenade im Süden um 1805,
deutlicher noch mit der Kanalisierung der
Wasserläufe gegen 1880, wodurch die Insel-
lage des Gebietes endgültig beseitigt wurde.
Dennoch ist der Bruch bis heute ein vom städ-
tischen Verkehrs- und Geschäftsleben eher
ausgegrenzter Bereich, in dem die ältere
Stadtbaugeschichte aufgrund häufiger Über-
bauungen und Kriegsschäden nur wenige
prägnante Spuren hinterlassen hat.

BRUCHSTRASSE
Die Bruchstraße ist die westliche der drei Er-
schließungsstraßen des Bruchgebietes. Die
Grundstücke auf ihrer Westseite lagen bis zur
Kanalisierung der Oker um 1880 direkt am
Wasser und waren meist Gartengrundstücke
zu den auf der gegenüberliegenden Straßen-
seite liegenden Kleinhäusern oder „Buden“.
Auf der von Carl Haacke erstellten Distrikt -
Karte der Stadt von 1764/66 ist der größere
Teil der Ostseite der damals noch „Wasser-
seite“ genannten Straße bereits bebaut, wäh-
rend die Westseite noch viele Gartengrund-
stücke aufweist. Kleine Handwerksbetriebe
hatten sich seit dem 16. Jh. verstärkt hier an-
gesiedelt - von ihrer heutigen Funktion als
Bordellstraße wird 1812, als Braunschweig
unter französischer Besatzung stand, erst-
mals berichtet. In einem „Reglement relatif
aux bordels ..." werden sechs Bordelle er-
wähnt, von denen jeweils zwei einem der da-
mals drei Stadtdistrikte zugeteilt waren.
Die im Nordosten in spitzem Winkel von der
Friedrich-Wilhelm-Straße abzweigende und
nach Südwesten auf die Wallstraße zulau-
fende Bruchstraße hat ungefähr in der Mitte
ihres Verlaufes einen leichten Knick bis zu
dem der ganze südwestliche Teil der histori-
schen Bebauung während des Zweiten Welt-
krieges zerstört wurde. Als Beleg für die bis in

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