vorreformatorische Zeit zurückreichende
Siedlungstätigkeit auf dem Bruch können
heute einige kleine Fachwerkhäuser am nord-
westlichen Ausgang der Bruchstrasse gelten,
die zum Teil noch Bausubstanz des 16. Jh.
beinhalten (Bruchstraße 22, 23, 24, 25, 26,
27, 27A). Die dreigeschossigen, traufständi-
gen und mit ihren Obergeschossen vorkra-
genden kleinen Häuser an der östlichen Stra-
ßenseite sind im Laufe derzeit allerdings ver-
ändert oder verkleidet worden, so daß sich
dem heutigen Betrachter das hohe Alter und
die mittelalterliche Siedlungsstruktur dieser
Häuserzeile mehr überdie kleinmaßstäbliche
Kubatur der Gebäude und die Grundstücks-
disposition erschließt.
Entlang der Ostseite des dreieckigen Bruch-
gebietes verläuft die Leopoldstraße. Sie lag
früher mit ihren östlichen großen Hausgärten
ebenfalls am Wasser und hieß um 1800 noch
„Logenseite“, nach dem im Zweiten Welt-
kriege zerstörten Logengebäude der Frei-
maurer, die hier seit 1771 ein Grundstück be-
saßen.
Die heutige Bebauung der Straße ist sowohl
der Nutzung als auch der architektonischen
Durchbildung nach sehr heterogen. Die Alt-
bausubstanz stammt überwiegend aus der 2.
Hälfte des 19. Jh., wurde nach 1945 aber häu-
fig verändert.
Ein bemerkenswertes, weil in Braunschweig
seltenes Beispiel der „Hannoverschen
Schule“ ist Leopoldstraße 17, ein noch fast
unverändert erhaltener, viergeschossiger
Rohziegelbau von 1869. Das achsensymme-
trisch errichtete, zweispännige Wohnhaus
steht auf hohem Werksteinsockel und ist mit
preussischen Kappengewölben unterkellert.
Mit seinem sparsam ornamentierten Ziegel-
mauerwerk, verbunden mit Werksteinele-
menten, bis hin zu den figurierten Zuganker-
splinten zwischen erstem und zweitem Ober-
geschoß vertritt der Bau eine handwerkliche
und konzeptionelle Solidität, die bewußt auf
die gestalterischen Möglichkeiten der ver-
wendeten Materialien setzt.
Der ebenfalls nur wenig veränderte, zehn
Achsen lange Bau Leopoldstraße 6/7gehörte
ursprünglich dem 1890 gegründeten Allge-
meinen Konsumverein, dessen Gründung
von Arbeitern und Angestellten der Eisen-
bahnwerkstätten angeregt wurde. Das durch
eine dreigeteilte Fassade und mittige Durch-
fahrt zentrierte Gebäude hat im Erdgeschoß
Ladeneinbauten, deren Fenster- und Türöff-
nungen wie die gesamte Fassadenorganisa-
tion noch aus der um 1890 anzusetzenden
Bauzeit stammen. Die in gelben Ziegeln auf-
geführte Front kontrastiert mit Gliederungs-
elementen in hellem Putz, die Renaissance-
und Barockmotive miteinander verbinden.
Zum Gebäudekomplex des früheren Allge-
meinen Konsumvereins gehörte ursprünglich
auch das in der Tiefe des zugehörigen Areals
liegende Lagergebäude, das heute unter der
Adresse Hinter Liebfrauen 2 geführt wird (s.
dort).
HUTFILTERN/DAMM/KATTREPPELN
Zwischen dem Ostausgang des Kohlmarktes,
der bis 1639 durch das sog. Löwen- oder Ul-
richstor führte, und der früher in der Flußnie-
derung auf der Damminsel gelegenen Stra-
ßengabelung Damm/Kattreppeln, heißt der
alte West-Ost Handelsweg, an dem sich die
Stadt entwickelte, „Hutfiltern“. 1427 wird die-
ser kurze Straßenzug erstmals nach den dort
ansässigen Filzhutmachern benannt, nach-
dem sein Name vorher entweder mit dem Lö-
wentor oder mit der „Kurzen Brücke“, die
hier einen der drei durch die südliche Altstadt
fließenden Okerarme überspannte, verbun-
den war. In der kurzen, schmalen und ihrer
Anlage nach sehr alten Straße ist die Bebau-
ung häufig erneuert worden, zuletzt in größe-
rem Umfang im Zuge der Okerverrohrung
und Beseitigung der „Kurzen Brücke“ um
1880. Damals ist der Hutfiltern in das neu ent-
stehende Geschäfts- und Verwaltungsviertel,
das sich zwischen den gründerzeitlichen
Straßenanlagen Münz-, Friedrich-Wilhelm-
Straße und dem Kohlmarkt entwickelte, ein-
bezogen worden.
Die städtebauliche Geschichte von Damm
und Kattreppeln unterscheidet sich nur wenig
von der des Hutfiltern - beide Straßen setzen
den vom Kohlmarkt kommenden mittelalterli-
chen Verkehrsweg fort, der Damm in östlicher
Richtung in die Altewiek und zum Magnitor,
Kattreppeln als südöstlicher Abzweig. Der
Damm überquerte dort, wo er heute die
Münzstraße kreuzt, den von Süd nach Nord
Leopoldstr. 17, erb. 1869
Leopoldstr. 6/7, um 1890
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Siedlungstätigkeit auf dem Bruch können
heute einige kleine Fachwerkhäuser am nord-
westlichen Ausgang der Bruchstrasse gelten,
die zum Teil noch Bausubstanz des 16. Jh.
beinhalten (Bruchstraße 22, 23, 24, 25, 26,
27, 27A). Die dreigeschossigen, traufständi-
gen und mit ihren Obergeschossen vorkra-
genden kleinen Häuser an der östlichen Stra-
ßenseite sind im Laufe derzeit allerdings ver-
ändert oder verkleidet worden, so daß sich
dem heutigen Betrachter das hohe Alter und
die mittelalterliche Siedlungsstruktur dieser
Häuserzeile mehr überdie kleinmaßstäbliche
Kubatur der Gebäude und die Grundstücks-
disposition erschließt.
Entlang der Ostseite des dreieckigen Bruch-
gebietes verläuft die Leopoldstraße. Sie lag
früher mit ihren östlichen großen Hausgärten
ebenfalls am Wasser und hieß um 1800 noch
„Logenseite“, nach dem im Zweiten Welt-
kriege zerstörten Logengebäude der Frei-
maurer, die hier seit 1771 ein Grundstück be-
saßen.
Die heutige Bebauung der Straße ist sowohl
der Nutzung als auch der architektonischen
Durchbildung nach sehr heterogen. Die Alt-
bausubstanz stammt überwiegend aus der 2.
Hälfte des 19. Jh., wurde nach 1945 aber häu-
fig verändert.
Ein bemerkenswertes, weil in Braunschweig
seltenes Beispiel der „Hannoverschen
Schule“ ist Leopoldstraße 17, ein noch fast
unverändert erhaltener, viergeschossiger
Rohziegelbau von 1869. Das achsensymme-
trisch errichtete, zweispännige Wohnhaus
steht auf hohem Werksteinsockel und ist mit
preussischen Kappengewölben unterkellert.
Mit seinem sparsam ornamentierten Ziegel-
mauerwerk, verbunden mit Werksteinele-
menten, bis hin zu den figurierten Zuganker-
splinten zwischen erstem und zweitem Ober-
geschoß vertritt der Bau eine handwerkliche
und konzeptionelle Solidität, die bewußt auf
die gestalterischen Möglichkeiten der ver-
wendeten Materialien setzt.
Der ebenfalls nur wenig veränderte, zehn
Achsen lange Bau Leopoldstraße 6/7gehörte
ursprünglich dem 1890 gegründeten Allge-
meinen Konsumverein, dessen Gründung
von Arbeitern und Angestellten der Eisen-
bahnwerkstätten angeregt wurde. Das durch
eine dreigeteilte Fassade und mittige Durch-
fahrt zentrierte Gebäude hat im Erdgeschoß
Ladeneinbauten, deren Fenster- und Türöff-
nungen wie die gesamte Fassadenorganisa-
tion noch aus der um 1890 anzusetzenden
Bauzeit stammen. Die in gelben Ziegeln auf-
geführte Front kontrastiert mit Gliederungs-
elementen in hellem Putz, die Renaissance-
und Barockmotive miteinander verbinden.
Zum Gebäudekomplex des früheren Allge-
meinen Konsumvereins gehörte ursprünglich
auch das in der Tiefe des zugehörigen Areals
liegende Lagergebäude, das heute unter der
Adresse Hinter Liebfrauen 2 geführt wird (s.
dort).
HUTFILTERN/DAMM/KATTREPPELN
Zwischen dem Ostausgang des Kohlmarktes,
der bis 1639 durch das sog. Löwen- oder Ul-
richstor führte, und der früher in der Flußnie-
derung auf der Damminsel gelegenen Stra-
ßengabelung Damm/Kattreppeln, heißt der
alte West-Ost Handelsweg, an dem sich die
Stadt entwickelte, „Hutfiltern“. 1427 wird die-
ser kurze Straßenzug erstmals nach den dort
ansässigen Filzhutmachern benannt, nach-
dem sein Name vorher entweder mit dem Lö-
wentor oder mit der „Kurzen Brücke“, die
hier einen der drei durch die südliche Altstadt
fließenden Okerarme überspannte, verbun-
den war. In der kurzen, schmalen und ihrer
Anlage nach sehr alten Straße ist die Bebau-
ung häufig erneuert worden, zuletzt in größe-
rem Umfang im Zuge der Okerverrohrung
und Beseitigung der „Kurzen Brücke“ um
1880. Damals ist der Hutfiltern in das neu ent-
stehende Geschäfts- und Verwaltungsviertel,
das sich zwischen den gründerzeitlichen
Straßenanlagen Münz-, Friedrich-Wilhelm-
Straße und dem Kohlmarkt entwickelte, ein-
bezogen worden.
Die städtebauliche Geschichte von Damm
und Kattreppeln unterscheidet sich nur wenig
von der des Hutfiltern - beide Straßen setzen
den vom Kohlmarkt kommenden mittelalterli-
chen Verkehrsweg fort, der Damm in östlicher
Richtung in die Altewiek und zum Magnitor,
Kattreppeln als südöstlicher Abzweig. Der
Damm überquerte dort, wo er heute die
Münzstraße kreuzt, den von Süd nach Nord
Leopoldstr. 17, erb. 1869
Leopoldstr. 6/7, um 1890
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