Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
MAGNIVIERTEL/ALTEWIEK
Anläßlich der Weihe der St. Magnikirche in
„Brunesguik“, einem Frondorf der Brunonen
auf der unteren Talsandterrasse rechts der
Oker, wird 1031 der spätere Name der Ge-
samtstadterstmais urkundlich erwähnt. Mög-
licherweise hatte dieser Ort schon im 10. Jh.
eine gewisse Bedeutung als Handels- und
Stapelort, wenn auch damals noch der weit-
aus bedeutendere Okerübergang im Verlauf
der südlich von Wolfenbüttel bei Ohrum ent-
langführenden West- Oststraße lag.
Mit dem Aufblühen der neuen und wohl etwas
jüngeren brunonischen Siedlung auf der
gegenüberliegenden linken Okerseite und
der Verlegung der alten Handelsstraße hier-
her übernahm die neue Marktsiedlung, aus
der sich die Altstadt entwickelte, den Namen
„Brunesguik“, und das alte Dorf östlich der
Oker hieß seither nur noch „Altewiek“. Erst
zu Anfang des 13. Jh. ist dieser östlich der
Oker gelegene Siedlungskern der Stadt, zu-
sammen mit dem inzwischen entstandenen
Aegidienklosterbezirk, von Otto IV. in den
städtischen Mauerring einbezogen, zum
Weichbild erhoben und mit eigener Verwal-
tung und Rathaus den anderen städtischen
Weichbilden gleichgestellt worden. Dennoch
hat die „Altewiek“ über lange Zeit einen mehr

dörflichen Charakter behalten und bildete mit
dem Aegidienkloster, von dem sie grundzins-
abhängig war, auch politisch eine Einheit.
Die enge Verbindung mit dem Aegidienklo-
sterbezirk findet ihren Niederschlag auch in
der topographischen Ordnung des Weichbil-
des: Sein Marktplatz liegt nicht, wie in ande-
ren Stadtteilen, in unmittelbarer Nähe der
Pfarrkirche, sondern entwickelte sich auf dem
nach Norden abfallenden Klosterhügel als
verbindendes Element zwischen dem Be-
reich der Klosterfreiheit und dem alten Dorf-
kern. Auch das Altewiekrathaus befand sich
bis zu seinem Abbruch 1752 hieram Südrand
des nach dem Kloster benannten Marktes mit
den Ständen der in der Altewiek wohnenden
Tuchmacher und einem anschließenden
Fleischscharren der Knochenhauer. Dem-
nach ist die Teilstadt Altewiek im Laufe des
12. Jh. aus dem alten, tiefer liegenden dörfli-
chen Siedlungskern um die Magnikirche im
Nordosten und der seit 1115 auf dem hoch-
gelegenen ehemaligen „Köpfeberg“ sich
ausbreitenden Klosterfreiheit zusammenge-
wachsen. Die Grenze zur Altstadt bildete im
Westen der Hauptarm der von Süden nach
Norden durch die Stadt fließenden Oker. Ab
der Höhe des Dammes folgte die Altewiek-
grenze dem gebogenen, nach Nordosten

führenden Verlauf der bereits um 1160 ange-
legten Befestigungsanlagen des Hagen, ei-
ner Linie, der heute die Abfolge der beiden
Straßenzüge Georg-Eckert-Straße und Frie-
senstraße ungefähr entspricht. Der Hagen
befand sich schon vor 1200, als die Altewiek
noch kein Stadtrecht besaß, im Schutze von
Graben und Mauer, mit der Heinrich der Löwe
Altstadt, Hagen und Neustadt umziehen ließ.
Lange Zeit war das Redingertor am Südende
des Hagen, etwa dort, wo heute der Bohlweg
in die Stobenstraße übergeht, die einzige
Verbindung zwischen Altewiek und dem Ha-
gen. Mit der Einbeziehung der Altewiekin den
mittelalterlichen Mauergürtel entstanden drei
neue Stadtein- und -ausgänge: Am nördli-
chen Ende der Friesenstraße das Friesentor,
das Magnitor am Ende der heute noch nach
diesem Tor benannten Straße und das Aegi-
dientor im Bereich des jetzigen Kennedyplat-
zes. Die Umschließung auch der Altewiek mit
Mauer und Graben bald nach 1200 gab dem
Grundriß der mittelalterlichen Stadt die Arron-
dierung, innerhalb deren sich fast ihr gesamte
bauliche Entwicklung bis zum ausgehenden
18. Jh. vollzog und deren Grobform sich bis
heute im Verlauf der Wallanlagen abzeichnet.
Besonders im Westen und Süden wurde die
Altbausubstanz der Altewiek während des

Plan der Stadt Braunschweig, 1798 (Culemann Plan), Ausschnitt (Mertens/Moderhack 1981)


137
 
Annotationen