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Zweiten Weltkrieges stark dezimiert und
durch weitere einschneidende strukturelle
Maßnahmen in der Folgezeit auf einen insel-
haften Restbestand beschnitten. So sind
heute, wie schon im Abschnitt über den Aegi-
dienklosterbezirk dargestellt, durch die östli-
che Kerntangente im Bereich Stobenstraße-
Auguststraße die beiden alten Siedlungs-
kerne um das Kloster im Südwesten und um
St. Magni im Nordosten wieder stadträumlich
voneinander getrennt und der Aegidienmarkt,
als einstiger Brennpunkt des sozialen Lebens
in diesem Weichbild, nur noch dem Namen
nach erhalten. Mit dem Abbruch der Schloß-
ruine (s.a. Hagen), der Errichtung des mono-
lithischen Kaufhauskomplexes, mit der die
ganze Westhälfte der Langedammstraße aus-
radiert wurde, und durch die neue, vierspu-
rige Georg-Eckert-Straße, deren Anlage den
südlichen Teil der Friesenstraße verschwin-
den ließ, sind die wenigen verbliebenen Re-
ste gebauter Geschichte in diesem Bereich
der Stadt im wesentlichen auf das kleine Areal
um die wiederaufgebaute St. Magnikirche
konzentriert. Die Altewiek, bzw. das Magni-
viertel, hat durch die modernen, vierspurigen
Verkehrsschneisen paradoxerweise wieder
eine ähnliche Abgrenzung von der Gesamt-
stadt erfahren, wie sie zur Zeit Heinrichs des
Löwen noch bestand und zu Beginn des 13.
Jh. durch die Mithineinnahme in den mittelal-
terlichen Mauerring überwunden worden war.
Zwei alte Fernstraßen durchzogen die Alte-
wiek: Die nördliche führte durch das Magnitor

in die Stadt und am Magnikirchhof vorbei bis
zum Ackerhof, einer platzartigen Erweiterung
mit Verteilerfunktion. Von hier zweigte sowohl
die auf ehemals kleinen Parzellen eng be-
baute Friesenstraße nach Nordosten ab als
auch der mehr für die Binnenerschließung
des Weichbildes wichtige Ölschlägern. Die
Fernstraße setzte sich in der Langedamm-
straße, dem heute unterbrochenen Straßen-
zug fort, der noch bis zu Beginn des 19. Jh. in
seinem ganzen Verlauf über den heutigen
Damm bis kurz vor den Kohlmarkt diesen Na-
men trug.
Von Wolfenbüttel kommend erreichte die an-
dere Heerstraße im Süden am Augusttor die
Stadt und führte über den Aegidienmarkt, Ro-
senhagen und die Lange Brücke zur Altstadt,
wo sie am Westende des heutigen Damm auf
die alte Langedammstraße stieß.
Historische Bausubstanz in größerer Dichte
findet sich heute nur noch beiderseits der
nördlichen der beiden alten Fernstraßen in
dem Teilstück zwischen Ackerhof und dem
ehemaligen Ausgang der Stadt Am Magnitor.
Ackerhof 2 bildet zusammen mit Lange-
dammstraße 11, 12, 13 und Ölschlägern 9, 10
ein Ensemble von Holz- und Massivbauten
des ausgehenden 15. bis späten 19. Jh. Auf
dieser schmalen, bebauten Insel zwischen
Langedammstraße und Ölschlägern ist im
Bereich dieser Altbauten heute noch gut die
historische Nutzung der kleinen Grundstücke

erkennbar, bei denen die Hauptgebäude auf
der Seite der im Verkehrsnetz wichtigeren
Langedammstraße und die rückwärtigen
Wirtschafts- und Nebengebäude am Ölschlä-
gern liegen. Das kürzeste, nahezu quadrati-
sche Endgrundstück Ackerhof 2 wurde ohne
Unterteilung in Vorder- und Hinterhaus mit
zwei unter einem Dach zusammengefaßten
Fachwerkhäusern bebaut, von denen das
westliche jeweils mit einer Traufseite an der
Langedammstraße und am Ölschlägern
steht, während das östliche den beiden Stra-
ßen die Giebel und die freie Traufseite mit
Zwerchhaus dem Ackerhof zuwendet. Am Öl-
schlägern sind dem Grundstück Ackerhof 2
noch zwei schmale Baukörper zugeordnet,
von denen der östliche, mit massivem Erdge-
schoß und einem schlichten Fachwerkaufbau
der Rest eines Wohnhauses von 1886 ist,
über den die Erschließung der Oberge-
schosse der beiden Kopfbauten am Acker-
hof erfolgt. Der westliche der beiden Bau-
ten wurde als Hinterhaus von Langedamm-
straße 12 (s. dort) errichtet.
Der zweigeschossige, zum Ackerhof trauf-
ständige Teil der Gebäudegruppe wurde
durch moderne Ladeneinbauten im Erdge-
schoß zwar erheblich verändert, ist aber den-
noch in seiner stadträumlich wichtigen Posi-
tion ein unverzichtbares Element dieser
Denkmalgruppe. Nachdem 1774 der Vorgän-
gerbau dieses Hauses durch Brand zerstört
worden war, ist es als zweigeschossiges
Fachwerkhaus mit Zwerchhaus und ausge-
bautem Dach wiederaufgebaut worden. Vom

Magniviertel, Luftaufnahme


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