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Altstadtmarkt mit Martinikirche, Altstadtrathaus und Gewandhaus. Luftaufnahme


Stadtplan von Carl Allers, 1885, Ausschnitt Altstadt. (Mertens/Moderhack 1981)


ALTSTADT
Das Weichbild Altstadt - im Südwesten der
mittelalterlichen Gruppenstadt gelegen - hat
seine historischen Wurzeln in einem Rast-
und Handelsplatz im Zuge der wohl seit karo-
lingischer Zeit hier die Oker überquerenden
West-Ost-Straße vom Rhein zur Elbe. An die-
ser Okerfurt dürfte sich auch ein Hafen befun-
den haben. Handelsstraßen aus dem Süden
und Südwesten, die nach Norden in Richtung
Lüneburg, Bremen und Hamburg weiterführ-
ten, kreuzten in der Gegend zwischen Eier-
markt und Kohlmarkt die Ost-West-Straße
und führten wohl schon in der 2. Hälfte des 9.
Jh. dort zu einer ersten Ansiedlung (sagen-
hafte Stadtgründung nach dem mittelalterli-
chen Chronisten Hermen Bote 861). Einer
nicht gesicherten Überlieferung zufolge be-
fand sich bis zum ausgehenden Mittelalter am
Turm der Jakobskirche am Eiermarkt ein
Stein, auf dem die Jahreszahl 861 eingemei-
ßelt war, die traditionell als Gründungsdatum
der Stadt überliefert wird. Neuere Grabungs-
befunde am Eiermarkt und am Kohlmarkt
scheinen diese Überlieferung zu bestätigen:
Der Siedlungshorizont an beiden Plätzen
geht bis in das 9. Jh. zurück. Danach wäre die
Jakobskirche die älteste Kirchengründung
Braunschweigs, innerhalb der Altstadt gefolgt
von der heute nicht mehr existierenden Ul-
richskirche auf dem Kohlmarkt, die, der
Braunschweiger Reimchronik zufolge, 1036
von dem Hildesheimer Bischof Godehard ge-
weiht wurde.
Muß man bei dieser ersten Marktsiedlung
noch von einer relativ unregelmäßig angeleg-
ten städtischen Vorform ausgehen, so ist de-
ren Erweiterung, die seit der 1. Hälfte des 12.
Jh. den Altstadtmarkt zum Zentrum hat, ein
regelmäßig angelegtes Straßen- und Parzel-
lengefüge, das einen planmäßigen Stadt-
gründungsprozeß voraussetzte. Wahr-
scheinlich zwischen 1125 und 1137 hat Kai-
ser Lothar III. (bis 1133 König Lothar von
Süpplingenburg) der Altstadt das Stadtrecht
verliehen und als Grundherr in die Planung
und Anlage der Braunschweiger Altstadt ent-
scheidend eingegriffen. Bereits 1160 umgibt
der Nachfolger Lothars, Heinrich der Löwe,
die Stadt mit Mauer und Graben und gründet
ein neues städtisches Weichbild, den Hagen.
Das Weichbild Altstadt, wie es sich, mit dem
Stadtrecht ausgestattet, im 12. Jh. entwik-
kelte, ist in seiner Grundrißdisposition in eini-
gen Bereichen noch mit dem heutigen Stra-
ßenraster in Deckung zu bringen. Am deut-
lichsten auszumachen ist der Verlauf der
ehern. Altstadtgrenze in dem leichtgekrümm-
ten Zug des Neustadtmühlengrabens im We-
sten, derdie Stadtmauer jenseits der Altstadt-
grenze begleitete. Innerhalb der Mauern
folgte ihrem Verlauf parallel die Echtern-
straße, die vom Michaelistor im Südwesten
überdas Hohe Tor im Westen und das Petritor
im Nordwesten drei Stadtein- und Ausgänge
miteinander verband und mit ihrer westlichen
Rückbebauung an die Stadtmauer angrenzte.
Prinzenweg und Südstraße bildeten im Sü-
den die Altstadtgrenze und waren gleichzeitig
die Hauptverbindungswege zwischen dem
Michaelistor und dem Kohlmarkt. Weiter öst-

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